Am 30. September 2022 ist FIFA 23 offiziell veröffentlicht worden. Wer sich aber auf Twitch umschaut, dem wird auffallen, dass die wenigsten Streamer den Titel zum Release wirklich spielen. Viel mehr liegt der Fokus auf dem Öffnen der Packs, um neue Spieler zu erhalten und die eigene Mannschaft auszubauen sowie zu verbessern.
Ist das Pack Opening bei FUT 23 auch Glücksspiel?
Nun stellt sich aber die Frage, ob solche Pack Openings in „FIFA 23 Ultimate Team“ (FUT 23) nicht ebenfalls zu der Kategorie Glücksspiel zählen, die erst vor Kurzem von Twitch für Mitte Oktober, zumindest teilweise, verboten wird.
Um dieser Frage nachzugehen, vergleichen wir im Folgenden die Mechanismen aus FUT 23 mit denen einer Slot Machine, wie es auch der Streamer Staiy in einem aktuellen YouTube-Video gemacht hat.
Slot Machine vs. FUT 23:
- Der Automat wird aufgeladen? Check
- Es wird auf einen Knopf gedrückt? Check
- Durch eine Zufallswahrscheinlichkeit wird ein „Gewinn“ ermittelt? Check
- Die Bank (das Casino/EA) gewinnt? Check
- Der Gewinn kann ausgezahlt werden? Ja/Nein
Wie man sieht, liegt der einzige Unterschied zwischen einer Slot Machine und „FUT 23“ also lediglich darin, dass der Gewinn in „FUT 23“ nicht ausgezahlt werden kann. Ansonsten sind sämtliche Glücksspielmechaniken vorhanden, die übrigens auch zu einer Sucht führen können.
Trymacs mit Doppelmoral
Ein deutscher Streamer, der derzeit an der Spitze bei Twitch stehen dürfte, wenn es um „FIFA 23“ beziehungsweise „FUT 23“ geht, ist Maximillian „Trymacs“ Stemmler. Dieser startete am Abend des 24. Septembers seinen zunächst auf 48 Stunden ausgelegten Stream, in dem er ausschließlich FIFA-Points für Packs ausgeben wollte.
Letztendlich wurde daraus aber sogar ein 100-Stunden-Stream, der am 1. Oktober beendet wurde. In dieser Zeit investierte Trymacs insgesamt 17.000 Euro in FIFA-Packungen.
Genau dieser Streamer freute sich übrigens erst am 21. September öffentlich auf Twitter für die Ankündigung von Twitch, dass Glücksspiel-Content auf der Streaming-Plattform zukünftig verboten wird.
Wie passt diese Aussage zu seinem 100-Stunden-Stream, in dem ausschließlich FIFA-Packungen geöffnet wurden und bei dem es sich recht eindeutig um Glücksspiel-Content handelt?
Jan Böhmermann schießt gegen Mikrotransaktionen und FUT 23
Einen Tag vor der Bekanntgabe von Twitch, Glücksspiel in Zukunft auf der Plattform zu verbieten, wurde auf dem Kanal vom ZDF Magazin Royal ein neues Video veröffentlicht, in dem Moderator Jan Böhmermann Mikrotransaktionen kritisiert und dabei unter anderem auch auf FIFA Ultimate Team eingeht.
Böhmermann spricht in dem Beitrag von Beeinflussung durch Internetpersönlichkeiten, die die Industrie der Mikrotransaktionen und des Glücksspiels unterstützen. Dabei wird unter anderem auch ein Ausschnitt aus einem YouTube-Video von Trymacs gezeigt, wie dieser vor rund einem Jahr, beim Pack Opening („FIFA 22“), recht emotional wird.
Recht offensichtlich gehört diese Art von Content bereits seit längerer Zeit zum täglichen Geschäft des 28-Jährigen. Zwar sagt Trymacs in seinen Streams auch immer wieder, das es sich dabei um sehr viel Geld handelt und seine Zuschauer*innen dies nicht nachmachen sollten. Aber auch Casinos-Streamer nutzen meist einen Disclaimer, um darauf aufmerksam zu machen, dass Glücksspiel süchtig machen kann.
Hinzu kommt, dass Streamer wie Trymacs über die entsprechenden finanziellen Mittel verfügen, um mal eben 17.000 Euro zu investieren, darüber hinaus aber sogar zusätzlich Gewinn machen werden. Die meisten, die in solche Spiele investieren, verlieren ihr Geld schlicht und einfach und das war es. Oft ist es dann aber schon zu spät und man steckt bereits in der endlosen Spirale des Glücksspiels.
Das Problem von FUT und Influencern
Zusammengefasst wird Glücksspiel auf Plattformen wie Twitch nach außen hin zwar in Zukunft weniger geduldet, das eigentliche Problem damit aber nicht gelöst.
Unternehmen wie Electronic Arts oder 2K Sports bauen in Titeln wie beispielshalber „FIFA 23“ und „NBA 2K23“ zunehmend unverkennbare Glücksspiel-Mechanismen ein, die sich wenig bis gar nichts aus Jugendschutz machen und der Einstieg in die Glücksspielsucht sein können.
Dass sogenannte reichweitenstarke Influencer wie Trymacs oder Chefstrobel, die vor allem eine recht junge Zielgruppe ansprechen, genau solche Spiele zeigen und dabei riesige Summen investieren, dürfte die dahinterstehenden Unternehmen in die Karten spielen. Gleichzeitig ebnen sie dem Glücksspiel dadurch aber auch weiter den Weg in die Mitte der Gesellschaft.