Ein Game, von dem ich mir so viel versprochen habe und leider enttäuscht wurde: Luminous Productions hätten mit Forspoken ein wahres PS5-Highlight bringen können, aber das Open-World-Abenteuer mit den übernatürlichen Parkours-Einlagen patzt bei grundlegenden Dingen, dass mir der PS5-Titel oftmals wie ein PS3-Game vorkam. Warum das so ist, erfahrt ihr im Test. https://www.youtube.com/watch?v=57-K7rcs0cw Lass dich in Athia nicht töten Doch fangen wir erstmal bei der Story an: Wir beginnen unser Abenteuer in der Rolle der jungen Amerikanerin Frey Holland im guten alten New York. Frey muss sich mit ihrem nicht wirklich aussichtsreichen Alltag und der Justiz herumschlagen, sodass sie mit ihrer Katze Homer aus der Metropole flüchten will. Ihre Reise nimmt aber plötzlich unerwartete Wendungen, als sie einen angestaubten Armreif findet, der sie in eine völlig andere Welt befördert: die gefährliche Welt von Athia. Auf der Suche nach einem Weg zurück muss sich Frey unzähligen Gefahren und Monstern in den Weg stellen, die alle durch den mysteriösen Bruch kontaminiert wurden. Zudem spielen die Herrscherinnen dieser Welt verrückt und wollen Frey an den Kragen. Allein ist die junge New Yorkerin dabei nicht. Hilfreich zur Seite steht ihr der Armreif (kurz „Reif“), der nicht nur sprechen kann, sondern auch magische Fähigkeiten besitzt. © Square Enix Auf dem Papier hört sich die Story noch relativ spannend an, sobald ihr aber im Spiel seid, werdet ihr schnell merken, dass sich nicht nur viele Logiklücken auftun, sondern auch alles vorhersehbar ist. Für die Handlung erntet „Forspoken“ daher leider keine Lorbeeren. Kampfsystem und Parkour überzeugen Kann das Gameplay punkten? Die kurze Antwort: Jein. Forspoken besitzt definitiv einige Stärken im Gameplay, aber auch starke Schwächen. Zuerst die Stärken: Diese sind eindeutig das Kampfsystem und die Fortbewegung mittels magischem Parkour! Flott unterwegs mit magischem Parkour Frey ist auf Knopfdruck richtig flott mit ihren Parkours-Einlagen unterwegs und das Flitzen über die Spielwelt macht wirklich Spaß. Automatisch überwindet sie niedrige Hindernisse und das passt alles perfekt in eine solche Open World. Generell erinnert mich die Fortbewegung an Marvel’s Spiderman von Insomniac Games, wobei ich die Steuerung dort nochmal genauer und präziser fand. © Square Enix Im Laufe des Spiel erweitern sich Freys Parkours-Fähigkeiten, sodass Frey zum Beispiel an Stangen oder Felsformationen entlang schwingen kann. Unterhaltsames Kampfsystem In Kämpfen macht Frey von den magischen Kräften Gebrauch, die sie durch Reif nutzen kann. Im Verlauf des Spiels lassen sich fortwährend neue Magieangriffe lernen und aufwerten. Diese können ganz einfach über ein Menürad angewählt werden, sodass ihr immer schnell Zugriff auf euer Magie-Arsenal habt. So könnt ihr neben explodierenden Steinen, die ihr auf Gegner werfen könnt auch eine Art magische Maschinenpistole nutzen, die den Gegner mit unaufhörlichen Salven durchlöchert. Oder ihr geht mit einem Feuerschwert in den Nahkampf. Insgesamt teilen sich die Magieangriffe auf vier Elementklassen auf und es ist sinnvoll, zwischen ihnen zu wechseln, um die Schwachstellen der Feinde zu übertrumpfen. Ein wenig Taktik ist also auch mit von der Partie. © Square Enix Neben der Schaden austeilenden Angriffsmagie verfügt Frey darüber hinaus über verschiedene Arten von Unterstützungsmagie, um Gegner zum Beispiel für kurze Zeit am Boden zu fesseln und damit Bewegungsunfähig zu machen. Und als i-Tüpfelchen im ganzen Harry-Potter-Kurs für Zauberangriffe gibt es darüber hinaus noch Spezialangriffe, die verheerenden Schaden austeilen können, aber sich dann wieder aufladen müssen. Flott wird das Kampfsystem insbesondere durch die Parkours-Einlagen, die ihr selbstverständlich zum Ausweichen in Gefechten nutzen könnt (und solltet) oder um euch schnell in eine günstige Stellung für den Angriff zu bringen. © Square Enix Je besser ihr in den Kämpfen abschneidet, desto mehr Erfahrungspunkte erhaltet ihr zur Belohnung, steigt im Level auf und könnt mehr Zauber erlernen. Stats mit neuer Ausrüstung verbessern: Zusätzlich könnt ihr Frey mit Ausrüstung wie Umhänge und Halsketten ausstatten, um ihre Werte zu verbessern oder passive Boni zu aktivieren. Und wie es sich für eine junge Frau gehört, müssen natürlich auch die Nägel richtig glänzen, darum könnt ihr sie lackieren und so weitere passive Effekte nutzen. PS5 jetzt hier kaufen (Amazon) PS5 jetzt hier kaufen (Otto.de) Ein paar Worte zum Schwierigkeitsgrad: Euch stehen verschiedene Schwierigkeitsgrade zur Verfügung. Ich habe auf der normalen Stufe gespielt und gemerkt, dass die Kämpfe gar keine wirkliche Herausforderung darstellen. Ich habe die Werte und Magieangriffe von Frey bereits in den ersten Spielstunden bei ganz normalem Spieltempo so gut verbessert, dass auch die erste der großen Herrscherinnen schnell ins Gras gebissen hat. © Square Enix Forspoken verschenkt viel Potenzial Leider verschenkt Forspoken viel Potenzial. Vorrangig, wenn es um die Spielwelt geht, dort zeigen sich nämlich leider die Schwächen! Die Open World kam mir ab und zu wie bei Ubisoft vor, die vollgeramscht ist mit den immer gleichen Objekten und Aufgaben, die ihr abklappern könnt – von Dungeons über Ruinen, Fotospots oder Mutanten als Bossgegner. Die Tasten für Copy & Paste wurden bei der Entwicklung sicher zum Glühen gebracht. Apropos Copy & Paste: Es gibt unterirdische Labyrinthe, die euch gegen verschiedene Feinde kämpfen lassen, um am Ende eine Belohnung zu erhalten. Leider sind diese aber absolut geradlinig und sehen alle vollkommen gleich aus. Nach den ersten paar Dungeons habt ihr schon keine Lust mehr auf diese Herausforderungen. Der Drang zum Erkunden hält sich bei der Open World von Forspoken leider sehr in Grenzen. Sehr schade, da gerade die Fortbewegung so viel Spaß macht. Übrigens: Natürlich könnt ihr alternativ Schnellreisepunkte nutzen. © Square Enix Nebenquests nicht der Rede wert: Die kleinen Nebenquests (im Spiel „Abstecher“ genannt) erweisen sich oftmals leider als sehr langweilig und gehen selten über das obligatorische „Bring mir ein bestimmtes Item!“ oder „Töte das Monster da!“ hinaus. Dadurch werden auch die blassen Charaktere, die ihr im Abenteuer trefft, nicht interessanter. Einen großen Haken haben die Abstecher allerdings noch: Ihr könnt sie unter Umständen nach einiger Zeit gar nicht mehr unternehmen! Denn die meisten Nebenquests lassen sich nur in bestimmten Abschnitten des Spiels absolvieren. Schreitet ihr in der Story weiter voran, verpasst ihr die Quest womöglich für immer. Warum mich Forspoken manchmal an ein PS3-Game erinnert Mein größter Kritikpunkt betrifft die Cutscenes und das Storytelling: Sobald ihr auf der Oberwelt in einen Dialog verwickelt seid und mit eurem Armreif beispielsweise über die gerade passierten Geschehnisse redet, könnt ihr Frey nicht bewegen. Ihr könnt also nicht im Gehen sprechen, sondern müsst auf der Stelle warten bis der Dialog vorbei ist. Das ist eine dermaßen nervige Game-Design-Entscheidung, dass ich mich oft dabei ertappt habe, den Joystick am Controller beinahe aus der Verankerung reißen zu wollen. Ich bin es seit Jahren gewohnt, Dialoge im Gehen oder Rennen durch die Spielwelt verfolgen zu können. Daher fühlt sich „Forspoken“ in dieser Hinsicht leider sehr veraltet an. Manchmal habe ich mich gefühlt, als würde ich ein PS3-Game zocken. Dabei müssen wir uns erinnern, dass es konsolenexklusiv für die PS5 erscheint. © Square Enix Bei den Cutscenes ist das ähnlich: Häufig werdet ihr während des Gameplays Schwarzblenden sehen, um dann eine lieblos zusammengeschusterte, kurze Cutscene präsentiert zu bekommen. Zum Beispiel, wenn sich weitere Gegner dem Schlachtfeld nähern, auf dem ihr euch gerade befindet. Leider sind die Animationen für diese Cutscenes sehr billig gehalten, dass ich auch hier oft das Gefühl hatte, ob ich nicht doch ein PS3-Game gerade in der Konsole habe. Das große Grafik-Highlight bleibt leider aus Wer erinnert sich noch an die ersten Trailer, als das Spiel noch Project Athia hieß? Damals machte Project Athia den Eindruck einer wahren Grafikpracht. Davon ist im fertigen Spiel leider nicht mehr viel zu sehen. Seid ihr in der Open World unterwegs begegnen euch zwar unterschiedliche Biome, aber alles wirklich sehr generisch und durch die Ubisoft-artige Copy-&-Paste-Welt ist alles wenig motivierend zum Erkunden. © Square Enix Technisch wirkt das Game noch nicht ganz ausgereift. Zwar gibt es schöne Partikeleffekte, aber generell leidet das Spiel an grundlegenden Unschärfe und tristen Texturen (vor allem in Städten). Positiv hervorheben muss ich aber die Gegnermodelle: diese sind sehr detailliert ausgearbeitet und animiert. Ihr habt die Wahl zwischen 3 Grafikmodi: Qualität mit ca. 1200p und 40 Fps Performance mit ca. 900p und 60 Fps Raytracing mit ca. 1080p und 30 FPS Alles bei variabler Auflösung, je nachdem wie viel gerade auf dem Bildschirm los ist. Empfehlen würde ich euch den Qualitätsmodus, auch wenn es dort einige Ruckler gibt. Allerdings treten auch im Performance-Modus FPS-Einbrüche auf, zudem gibt es zu häufig ein unscharfes Bild. Das Raytracing überzeugt leider nur bedingt bei „Forspoken“ auf der PS5, da die Schatten nicht differenziert genug dargestellt werden und einfach ineinander verschwimmen.