Das Urteil
Die Geschworenen stehen auf, das Urteil wird verkündet: Einen einzigen (oder zwei) Schuldigen zu bestrafen ist womöglich keine gute Idee. Ja, David Benioff und D.B. Weiss haben einige schlechte Entscheidungen getroffen, doch aus Boshaftigkeit wird es wohl kaum gewesen sein. Sie sind Serienschreiber, die nach den komplexen Büchern von Martin auf ihr eigenes Können als Drehbuchautoren zurückgreifen mussten.
Weiterhin wuchs durch das große Following der Serie „Game Of Thrones“ zu viel mehr als nur einem Nischenprojekt auf HBO hinaus. Twists, beeindruckende Effekte und Drachen kamen gut an, die Einschaltquoten sprangen wöchentlich auf Rekordzahlen und die Welt konnte nicht genug kriegen von den Dramen und Intrigen aus Westeros. Dass die Serienmacher und das Studio sich dementsprechend danach richteten, ist eine der ältesten Geschichten Hollywoods. Somit sind es nicht nur Weiss und Benioff, sondern auch wir als Zuschauer, die „Game Of Thrones“ zu dem machten, was es heute ist. Trotzdem, das Wissen zu haben, dass Weiss und Benioff „Star Wars“ leiten werden, löst ein mulmiges Gefühl in mir aus.
Leser und interessierte Zuschauer können sich in der Zukunft auf die kommenden Bücher freuen, wenn Martin sie denn je fertigstellt. Im Gegenteil zu vielen Menschen bin ich der Meinung, dass uns der Autor nichts schuldig ist. Kreativer Burnout ist ein wahres Phänomen, und wenn George die letzten zwei Teile nie schreiben wird, ist es sein gutes Recht. Die Spin-offs, über die man in den letzten Wochen immer weniger zu hören kriegte, besitzen eine ebenso unsichere Zukunft. Was auch geschieht, „Game Of Thrones“ ist und bleibt die wohl beste und beeindruckendste Serie aller Zeiten und wird gerade durch ihr historisch schlechtes Finale wahrscheinlich für immer in unseren Gedächtnissen leben.