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Games: Die Flops des Jahres 2012

Um mit einem vergangenen Jahr richtig abschließen zu können, sollte man sich bekanntlich nicht nur an die Höhepunkte, sondern vor allem auch an die Tiefschläge erinnern. Welche MMOs uns 2012 besonders begeistert haben, berichteten wir euch bereits in unserem großen Jahresrückblick. Jetzt wird es aber Zeit, den Teppich anzuheben und alles hervorzuholen, was heimlich in den letzten zwölf Monaten darunter gekehrt wurde. Nun, wir als Redaktion brauchen glücklicherweise kein schlechtes Gewissen haben. Allerdings wollen wir der Industrie doch gerne behilflich sein und helfen, in Zukunft bessere Games auf den Markt zu bringen. Daher zeigen wir euch jetzt, welche Onlinespiele uns im Jahr 2012 vor allem negativ aufgefallen, teilweise sogar restlos gefloppt, sind. Vorweg müssen wir aber dennoch zugeben, dass es deutlich weniger sind als in den Jahren zuvor. Trotzdem erfüllten nicht alle Spiele ihre Erwartung und wir haben die interessantesten für euch herausgepickt.

TERA – Großer Beutel mit wenig Inhalt

Dass Grafik alleine nicht alles ist, musste Betreiber Frogster / Gameforge leider schmerzlich mit ihrem bisher umfangreichsten Produkt TERA feststellen. Nachdem der Berliner Betreiber von Onlinespielen, welcher mittlerweile komplett in die Karlsruher Gameforge eingegliedert wurde, vorwiegend für kostenlose MMORPGs bekannt war, versuchte man sich 2010 (Release 2012) an einem ersten Pay-2-Play-Konzept. Eingekauft wurde dafür TERA Online, ein Online-Rollenspiel der koreanischen Bluehole Studios, welches vor allem durch die verwendete Unreal 3-Engine grafisch locker mit jedem neuen Singleplayer-Titel mithalten kann. Das groß als AAA-MMORPG angekündigte Spiel versprach die üblichen Innovationen und wollte natürlich der neue Messias der Branche werden. Allerdings zeigte sich schnell, dass eine tolle Optik nicht über inhaltliche Mängel hinwegtäuschen kann. Obwohl das actionreiche Hack'n-Slash-Gameplay recht peppig von der Hand geht, überzeugt der Rest des Spiels eher mäßig. Lieblose Quests in einer noch liebloser gefüllten Welt. Keine vertonten Dialoge und eine Handlung wie sie unspektakulärer kaum sein kann.

Wo die Grafik hübsch, frisch und modern daherkommt, ist der Rest irgendwo zu Beginn von World of Warcraft stehen geblieben. Wäre alles nur halb so wild, wenn man dafür nicht jeden Monat die übliche Gebühr von um die 13 Euro bezahlen müsste. Dies sehen wohl nicht gerade wenige Spieler so, was zu gähnender Leere auf den Servern von TERA führte. Aufgrund dessen wurden dann einfach alle Realms in Europa zusammengepackt, was nun bedeutet, dass Spieler, die zum Beispiel des Englischen nicht so mächtig sind, auf einem deutschen Server heimisch wurden, nun mit eben jenen Mitspielern umgehen müssen, die sie gar nicht verstehen und dafür auch noch jeden Monat bezahlen müssen. Da kann man schon fast die Tage zählen, bis TERA auf ein Free-2-Play-Modell umgestellt wird, wie es derzeit in Japan und Korea der Fall ist.

Eligium: Der Auserwählte – Zum Scheitern verurteilt

Es gibt Spiele, bei denen möchte man als Journalist die Betreiber schon während der Beta fragen, was sie sich eigentlich dabei gedacht haben, so ein Game auf die Massen loszulassen. Normalerweise fangen die meisten Nachrufe mit Phrasen wie „am Anfang sah noch alles gut aus..“ an. Bei Eligium braucht man allerdings nicht um den heißen Brei herumreden: Dieses Spiel war von vornherein zum Scheitern verurteilt. Man fragt sich allen Ernstes, was den Berliner Betreiber Frogster seiner Zeit geritten hat, dieses Spiel im Jahre 2011 in sein Portfolio aufzunehmen und als die große Ankündigung des Unternehmens auf der gamescom Messe 2011 in Köln vorzustellen. Das Online-Rollenspiel präsentierte sich in maroder Optik und bot ein durchweg veraltetes Gameplay. Man könnte glatt meinen, die Branche habe sich seit dem Start von Metin 2 nicht mehr weiterentwickelt. Da halfen selbst die sehr an Warcraft 3 erinnernden Pandas nichts. Eligium hatte einfach keine wirklichen Neuerungen, alles sah man so schon in zig anderen Spielen zuvor und obendrauf sprach einen die Engine allerhöchstens mit durchschnittlichen Animationen an.

Kein Wunder also, dass der Spielservice nach nur wenigen Monaten Laufzeit bereits im Juli 2012 wieder abgeschaltet wurde. Laut Frogster entsprach das Game nicht den Standards des Unternehmens. Die ehrliche Frage an dieser Stelle ist aber, ob man so etwas nicht bereits erkannte, bevor man den Vertrag mit Entwickler Shandagames unterzeichnete? Immerhin muss es ja diverses Vorschau-Material gegeben haben, wo bei den Kompetenten des Berliner Unternehmens schon die Alarmsirenen hätten aufheulen müssen. Haben sie aber nicht und das Online-Rollenspiel wurde für Frogster zu einem finanziellen Desaster.

Family Guy Online – Es kann nicht immer klappen

Dass sich ein erfolgreiches TV-Franchise nicht immer zum Garanten für Erfolg eignet, zeigte 2012 der vom Fernsehsender FOX produzierte Online-Ableger der weltweit erfolgreichen Cartoon-Sitcom Family Guy.  Das Browsergame wollte den Charme und den Humor der Serie in ein knackiges MMO-Konzept verpacken und gab dem Spieler die Möglichkeit, sich selbst einen Charakter in der fiktiven Stadt Quahog zu erstellen und innerhalb seiner Abenteuer diverse bekannte Schauplätze der Show zu besuchen. Auch die gezeichneten Stars von Family Guy, rund um Hauptheld Peter Griffin und seiner Familie, gaben sich im Spiel die Ehre. Doch all der Humor nutzte nichts: Dem Browser-MMO fehlte es an Interessenten. Das wundert den subjektiven Beobachter zwar ein bisschen, da die Serie aus der Feder von Seth MacFarlane im weltweiten TV ein Riesenerfolg ist und es an Beliebtheit locker mit den Simpsons aufnehmen kann. Betreiber FOX interessierte sich allerdings nur für die Zahlen und entschied, das Onlinespiel nach Ende der Open Beta abzustellen. Doof nur, dass einige Spieler bereits echtes Geld in den Itemshop investiert hatten. Hier zeigte man sich allerdings verständnisvoll und versprach die investierten Beträge wieder auszuzahlen. Ob es in Zukunft vielleicht noch eine zweite Chance für Family Guy Online gibt, ist derzeit leider nicht klar. Es sieht aber nicht wirklich gut für eine Reanimation aus. Manche Konzepte gehen eben leider nicht auf.

Star Trek: Infinite Space – Schneller weg, als man gucken kann

In ferne Welten schaffte es Star Trek: Infinite Space leider nicht. Dafür durfte sich das Browser-MMORPG allerdings über einen unschönen Leidensweg freuen. War das Onlinegame auf der gamescom 2011 noch einer der Aushänger für eine zukünftige Generation von Internet-Browser-Games, wurde der von Keen Games entwickelte Star-Trek-Ableger ein Opfer der von Publisher Gameforge initiierten Sparmaßnahmen. Das Karlsruher Unternehmen musste Ende vergangenen Jahres mehr als zehn Prozent seiner Belegschaft entlassen. Das Ergebnis einiger nicht so erfolgreicher Gaming-Konzepte. Nachdem zuvor schon das MMO Hellbreed vorzeitig an den Nagel gehangen wurde, zeigte der Schnitter nun eben auch auf Star Trek: Infinite Space. So wirklich wollte man das bekannte Franchise allerdings nicht aufgeben und suchte händeringend nach einem Co-Publisher. Vor allem der Hamburger Betreiber Bigpoint, der einige namenhafte Browserspiele, wie zum Beispiel Dark Orbit, zu seinem Sortiment zählt, zeigte reges Interesse an einer Zusammenarbeit. Allerdings verflog diese Idee wohl wieder, denn im August 2012 gab Gameforge offiziell bekannt, das Star Trek-MMO endgültig zu Grabe getragen zu haben. Schade eigentlich, denn einen so schlechten Eindruck machte das Spiel nicht. Wir hatten zu jener Zeit auf der gamescom auch die Möglichkeit einen Blick auf eine frühe Version zu werfen und standen dem Spiel wohlgesonnen gegenüber. Besonders die Weltraumkämpfe sahen, dafür, dass es sich hierbei um ein Browserspiel handelte, gar nicht übel aus. Aber gut, wie eben auch bei Family Guy Online musste man einsehen, dass nicht jedes Konzept auch wirklich eine Zukunft hat oder bekommt. Ein kleines Trostpflaster gibt es aber für alle Trekkies. Das Client-MMORPG Star Trek Online von Perfect World erfreut sich dank Free-2-Play-Umstellung bester Gesundheit und ist auf jeden Fall einen Blick wert.

 

Fazit – Kein schlechtes Jahr 2012

Zugegeben, es hätte schlimmer kommen können. Wenn man sich diese Zusammenfassung so anschaut, stellt man fest, dass sich die Flops im Jahre 2012 eigentlich noch in Grenzen gehalten haben. Im Vergleich mit den Jahren davor haben recht wenig namhafte Games den Löffel abgegeben und es erfüllt uns als MMO-Magazin natürlich mit Freude, dass sich die Meisten neuen Onlinespiele gut auf dem Markt positionieren konnten. Allerdings muss man feststellen, dass es gerade den Browsergames zunehmend schlechter geht. Was vor wenigen Jahren noch als neuer Trend galt, geht nun immer mehr zurück. Grund dafür ist wohl vor allem, dass die Technik nach wie vor noch nicht mit clientbasierten Spielen mithalten kann. Wir sind gespannt, wie sich die Lage in den nächsten zwölf Monaten entwickelt und über welche Titel wir in unserem Flop-Résumé 2013 berichten werden. Schon jetzt kristallisieren sich einige MMOs heraus, deren Entwickelung wir mit Adleraugen beobachten werden. Mehr verraten wir euch an dieser Stelle aber noch nicht.

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