Die Gamer kommen! Mit der gamescom vor der Tür wird ein Wort wieder inflationär durch die Medien, durch die Hallen und Flure der Messe und durch die Warteschlangen geistern: Gamer. Doch wen oder was beschreibt dieses Wort eigentlich? Ein kritischer Blick auf ein forciertes Gemeinschaftsgefühl.
Begriffsdefinition
Um ehrlich zu sein, habe ich mich nie als Gamer gefühlt. Und das sagt jemand, der vier Jahre lang auf YouTube Let’s Plays veröffentlicht hat, dessen Liebe zum Videospiel mit „Worms“ und „Double Dragon“ begann und der bis heute begeistert zockt. Denn der Begriff Gamer ist schwammig, und er bedeutet, je nachdem von wem und mit welcher Konnotation er verwendet wird, etwas anderes.
Man könnte meinen, dass dieses Wort ganz einfach alle Menschen beschreibt, die Videospiele spielen. Doch so einfach ist es nicht! Denn die Pros gucken auf die Casuals herab, die PC-Spieler auf die Consoleros und andersherum, und von Mobile Games wollen wir gar nicht erst anfangen. Viele, die sich selbst als Gamer bezeichnen, sprechen anderen diesen Begriff ab.
Wie also können wir die Gamer definieren? Sind das jene, die Spiele auch tatsächlich bis zur letzten Quest durchspielen und den sogenannten Endcontent zu sehen bekommen? Oder sind es Menschen, die eine gewisse Mindestzeit pro Woche in virtuellen Welten verbringen? Wenn ja, wie lange ist diese Mindestzeit? Muss man als Gamer alle Genres, von Puzzle über FPS zu MOBA mögen, oder langt es, wenn man ein einzelnes Spiel besonders viel spielt?
Ist Axel Voss ein Gamer?
Oder geht es vielleicht gar nicht um die Zeit, die man mit Spielen verbringt, sondern um eine gewisse ideologische Grundhaltung? Sind Gamer Leute, die Computerspiele nicht als generelle Zeitverschwendung ansehen? Die nicht hinnehmen, dass Games für Gewaltverbrechen verantwortlich gemacht werden? Sind es jene, die das Gesicht verziehen, wenn sie hören, dass Axel Voss (eindeutig kein Gamer) sich auf der Gamescom diesen Gamern anbiedern will?
Und überhaupt! Nicht jeder verwendet dieses Wort im positiven Sinne. Wer erinnert sich nicht an die Explosiv-Berichterstattung aus dem Jahre 2011, in der Gamer als Schlabberklamottenträger mit strengem Körpergeruch charakterisiert wurden? Ein deutschlandweiter Aufschrei war die Folge: „Wir Gamer sind gar nicht so!“
Wir gegen die anderen
Hier liegt vielleicht sogar der Ursprung für diesen Begriff begraben. Aus einem allgemeinen, wütenden Aufschrei, mit dem man gegen die unfaire Verallgemeinerung der Medien vorgehen wollte, entstand ein forciertes Gemeinschaftsgefühl, aus der Not heraus. Wir gegen die. Gamer gegen Menschen, die Computerspiele nicht verstehen.
Man zeigte demonstrativ, dass man stolz war, ein Gamer zu sein. Ein Prozess, der nicht ungewöhnlich ist und sich auch in anderen Communities (von Veganern/Vegetariern über LGBT bis hin zu religiösen Gruppierungen) ähnlich abgespielt hat: Eine vom Mainstream verlachte Gruppe von Menschen schließt sich zusammen, zieht ihre Stärke aus der Gemeinschaft und grenzt sich ganz bewusst von den anderen ab.