Doch während die genannten anderen Communities eine starke Gemeinsamkeit vereint, sind die Leute, die sich unter dem Banner Gamer versammeln, extrem heterogen. Einfach nur die Tatsache, dass man Computerspiele mag, ist meines Erachtens zu schwach, um daraus eine starke Bande zu knüpfen. Und hinzu kommt, wie Gamer mit anderen Gamern umgehen.
Jede Community erarbeitet mit der Zeit ihr eigenes Vokabular. Bezeichnend für den Gaming-Bereich ist es, dass Worte wie toxic, salty, griever, retarded, camper oder noob die Leute aus den eigenen Reihen beschreiben. Frauen werden in Online-Spielen beleidigt, unerfahrene Spieler rausgeworfen, Casuals belächelt. Mobbing und Demütigung sind omni-präsent – nicht immer ist ein GG EZ oder ein teabagging ein ironisches Frotzeln unter Freunden.
Können Videospiele verbinden?
Die Gaming-Szene ist also weit davon entfernt harmonisch zu sein. Zu stark fallen andere, vermeidlich unvereinbare Differenzen, auf, die dann zum Anlass für Streit, Missgunst oder Anfeindung werden. Gerade weil das Interesse am Videospiel nicht vom Altersunterschied, der Nationalität, dem Glauben oder dem Geschlecht abhängt, sind die Leute, die sich dort treffen, so unterschiedlich.
Aber vielleicht ist das die Bürde eines Massenphänomens. Je mehr Menschen sich einer Gruppe zugehörig fühlen, desto weniger taugt diese Zugehörigkeit zur Profilierung. Und seit 2011 ist der Bereich Gaming dermaßen gewachsen, die Anerkennung und Akzeptanz dermaßen gestiegen, dass es heute nur noch wenige Menschen gibt, die Videospiele grundsätzlich ablehnen.
Manche würden sagen, dass Videospiele gerade dadurch Menschen verbinden. Und ich glaube sogar, dass das bis zu einem gewissen Grade auch möglich ist, aber nur als eine Art Treffpunkt für Gleichgesinnte, nicht als Brücke für einander entgegengesetzte Ideologien. Von Gamern zu sprechen ist irgendwie ein wenig so wie von Kuchenessern oder Kissenbenutzern zu sprechen. Ich mache beides, fühle mich dadurch aber nicht unbedingt einer weltweiten Gemeinschaft zugehörig.
Ich mag Spiele mit Geschichten, und ich kann mit kompetitiven Spielen nichts anfangen. Ich spiele leidenschaftlich gerne RPGs und verstehe Clickergames nicht. Ich halte Walking-Simulatoren für ein interessantes Experiment und ich mag keine Weltkriegsshooter. Ich bewundere Cosplay, würde mich aber niemals selbst verkleiden.
Ich liebe Games, und ich fühle mich nicht als Gamer.
Weiterlesen auf PlayCentral.de: