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Gears 5: Kampagne und Multiplayer im Test: Mehr als nur stumpfe Popcorn-Action

Der Multiplayer: Es kommt zusammen, was zusammen gehört

Seit dem ersten Serienteil gilt der Multiplayer als Aushängeschild für moderne Shooter. Natürlich nimmt diese Komponente in „Gears 5“ also erneut einen hohen Stellenwert ein. Am Kern-Gameplay und den Spielmodi ändert sich mit dem aktuellen Ableger nur wenig, vielmehr hat sich Entwickler The Coalition auf die Individualisierbarkeit konzentriert.

Neben Ranglistenspielen wartet Teil 5 mit einem schnellen Arcade-Modus auf, in dem wir ohne Unterbrechung Partie um Partie aneinanderreihen. Die Besonderheit liegt darin, dass jeder wählbare Charakter einem Helden gleicht. Ähnlich wie wir das bereits aus „Overwatch“ kennen, sind Kait, JD oder Marcus mit unterschiedlichen Ausrüstungen und Fähigkeiten ausgestattet.

Jeder Charakter verfügt über eine stets aktive passive Fähigkeit, ein sogenanntes Kopfgeld, das Boni für bestimmte Aktionen liefert und einzigartige Upgrades, die wir für Kills kaufen können. Im klassischen Team-Deathmatch, in dem sich zwei Teams mit je fünf Spielern gegenüberstehen, sorgt das für zusätzliche Abwechslung.

Daneben stehen in anderen Spielmodi von „Gears 5“ klassische Varianten wie King of the Hill, Dodgeball oder Arms Race zur Wahl. Der fünfte Serienteil erfindet das Rad also keinesfalls neu, das muss er allerdings auch gar nicht, immerhin erfreut sich der Multiplayer der Reihe seit jeher anhaltender Beliebtheit.

Lediglich bei den Maps haben die Entwickler offenbar geknausert. Gerade einmal sieben Karten stehen uns zum Release zur Verfügung, ein paar mehr hätten es unserer Meinung nach schon sein dürfen. Immerhin fallen diese aber erfreulich abwechslungsreich aus: Mal kämpfen wir uns durch ein ausgedientes Trainingsgelände, mal durch eine weitläufige Bunkeranlage.

Das größte Problem der Vorgänger war vor allem der schwache Netzcode, dank dem es nicht immer leicht war, gerade Spieler von anderen Kontinenten zu treffen. „Gears 5“ hat damit erfreulicherweise kein Problem mehr. Die Time-to-Kill fällt erfreulich niedrig aus und unsere Schüsse gehen immer da hin, wo wir sie platzieren wollen.

Fortschritt für alle

Besonders, da sich „Gears 5“ offenbar von modernen Live-Service-Spielen inspirieren ließ und nun mit einem einheitlichen Fortschrittssystem über alle Spielmodi hinweg aufwartet. Für absolvierte Spiele sammeln wir Erfahrung und steigen so im Level auf, womit wir neue Waffen, Banner, Skins oder Bluteffekte freischalten.

Das ist nicht wirklich neu, wer schon einmal „Fortnite“ oder ähnliches gespielt hat, kennt das „Tour of Duty“ genannte System bereits. Für die Reihe stellt dies allerdings ein Novum dar, was für zusätzliche Motivation im ohnehin spaßigen Multiplayer sorgt.

Erfreulicherweise handelt es sich dabei zumeist nur um kosmetische Gegenstände oder Waffen, die nicht unbedingt stärker sind als die Standardknarren. Einen spielerischen Vorteil haben also Gegner mit einem höheren Level nicht. Auch die vorhandenen Mikrotransaktionen konzentrieren sich ausschließlich auf optische Anpassungsgegenstände oder neue Charaktere. Pay-to-Win-Mechaniken oder Lootboxen gibt es in „Gears 5“ also nicht. Gut so!

Die Koop-Modi

In den beiden kooperativen Multiplayervarianten, Horde und Escape, fließen hingegen deutlich mehr frische Ideen ein. Natürlich kämpfen wir in Horde mit insgesamt fünf Spielern noch immer gegen immer stärker werdende Gegnerwellen, bauen Befestigungen und kaufen zwischen den Runden neue Waffen oder Munition.

Neu hingegen ist die Möglichkeit, unsere Ressourcen mit unseren Teamkameraden zu teilen und so einzigartige Perks zu kaufen, die uns stärker machen oder uns neue Fähigkeiten verleihen. Außerdem dürfen wir nun nach der zehnten der insgesamt 50 Wellen zum Gegenangriff blasen und versuchen, im feindlichen Territorium Power Taps zu erobern, was uns mit zusätzlichen Ressourcen für Verteidigungsanlagen belohnt.

Diese frischen Ideen sorgen im mittlerweile recht angestaubten Horde-Modus für die nötige Abwechslung und fügen sich hervorragend ins Spielgeschehen ein. Wer der Spielvariante allerdings bislang nicht viel abgewinnen konnte, wird auch in „Gears 5“ nicht glücklich.

Flüchten nach Gears-Art

Gänzlich neu und deutlich spannender präsentiert sich hingegen der Escape-Modus, in dem wir als Dreier-Team eine Bombe in einem feindlichen Hive platzieren und diesen dann lebend wieder verlassen müssen, während uns zahlreiche Gegner und tödliches Gas den Garaus machen wollen.

Neben den ohnehin immer stärker werdenden Widersachern liegt die Schwierigkeit darin, dass Waffen und Munition stark begrenzt sind. Während wir uns also unseren Weg zum Ausgang bahnen, müssen wir immer wieder stoppen, um unsere Vorräte aufzufrischen. Ein nervenaufreibender Wettlauf gegen die Zeit, der in „Gears 5“ für frischen Wind sorgt und sich hervorragend spielt.

In beiden Modi können wir unsere Spielfiguren dank Skillkarten mit kurzfristigen Buffs ausstatten. Zudem verfügen alle Charaktere über einzigartige Fähigkeiten inklusive einem Ultimate, das sich im Laufe der Zeit auflädt. Roboter Jack hebt sich als Support-Charakter stark von den anderen Klassen ab, da er Verbündete heilt oder mit Schilden ausstattet, allerdings auch Schaden austeilt.

Auch hier fällt die Auswahl an Karten zwar abwechslungsreich, aber viel zu überschaubar aus. Lediglich vier Karten stehen zum Release zur Wahl, weitere sollen zwar in regelmäßigen Abständen nachgereicht werden, doch zum jetzigen Zeitpunkt ist das einfach zu wenig. Immerhin schafft ein gelungener Karten-Editor Abhilfe, mit dem wir eigene Escape-Maps zusammenschustern dürfen.

Im Gegensatz zum etwas angestaubten Horde-Modus hat uns die Flucht-Variante ausgesprochen gut gefallen und erweitert den Koop-Modus von „Gears 5“ um eine gleichermaßen spaßige wie spannende Option. Für Multiplayer- und Koop-Fans schnüren die Entwickler ein rundum stimmiges Gesamtpaket, das uns wieder etliche Stunden an den Bildschirm fesseln dürfte.

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Philipp Briel

Liebt Games und Serien auf allen Plattformen. Klemmt sich bevorzugt hinter das Lenkrad virtueller Rennwagen oder erholt sich an den Gewässern offener Spielwelten. Fühlt sich im Auenland aber genauso heimisch, wie in Battle-Royale-Shootern oder der nordischen Mythologie.
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