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Mehr Kulisse als Spielplatz
Anders als in vielen anderen Open-World-Spielen, steht euch in „Gotham Knights“ die gesamte Map von Beginn an zur Erkundung offen. Einschränkungen gibt es dabei tatsächlich kaum welche, wie die, dass versteckte Unterschlüpfe des Rats der Eulen (nachvollziehbarerweise) erst nach einem bestimmten Storyfortschritt betreten werden können.
Auch die Schnellreisepunkte in Gotham City, für die ihr im Detektivmodus ein paar Überwachungsdrohnen scannen müsst, können erst später freigeschaltet werden. Bis zu diesem Punkt müsst ihr euch also per Greifhaken oder durch die Nutzung des (fast) überall herbeirufbaren Batcycles durch die einzelnen Bezirke bewegen, die oft nur über Brücken und somit nur selten auf direktem Weg erreicht werden können.
Was dabei schnell auffällt: So richtig viel passiert auf den Straßen nicht, von den in der Einsatznacht markierten „Verbrechen im Gange“ einmal abgesehen. Ihr legt zwischen diesen Orten oder auf dem Weg zum Startpunkt der nächsten Hauptmission also primär bloß einiges an Wegstrecke zurück, ohne dass euch dabei irgendwelche Überraschungen erwarten.
Zugegeben: In einem „Batman: Arkham Knight“ oder auch in „Marvel’s Spider-Man“ von Insomniac Games, ist umgekehrt vielleicht fast schon etwas zu viel los auf den Straßen. In „Gotham Knights“ hingegen aber einfach zu wenig. Das bedeutet keineswegs, dass die verfügbaren Aufgaben nicht vielfältig wären, tatsächlich sind sie aus unserer Sicht sogar vielfältiger als in den Vergleichsspielen.
Aber wenn ihr deren Zielmarker nicht gezielt ansteuert, bekommt ihr davon eben herzlich wenig mit. Die prinzipiell optionalen Aufgaben selbst aber bieten, wie gesagt, wirklich eine ziemlich ordentliche Vielfalt.
So verfolgt ihr unter anderem mit dem Batcycle einen Van von Kriminellen und dürft im Vorbeifahren auf Knopfdruck den Fahrer vom Steuer wegreißen, um die Aufgabe zu erfüllen. Ohne Konfrontation laufen hingegen Tatortuntersuchungen ab, bei denen ihr, egal in welcher Rolle, auch Batman als „bester Detektiv der Welt“ gerecht werdet, am Tatort Hinweise findet und am Ende die richtige Schlussfolgerung daraus zieht.
Oder ihr macht eine Ansammlung von Kriminellen platt, die illegalen Organhandel betreiben. Wobei ihr die Aufgabe theoretisch auch komplett heimlich und sogar ohne Gewaltanwendung absolvieren könnt.
Habt ihr das gekühlte Organ jedenfalls gesichert, müsst ihr es unter leichtem Zeitdruck bei einer Ärztin abliefern, damit ein wirklich Hilfsbedürftiger es erhält, statt dem zahlungskräftigen Kriminellen-Buddy.
Und selbst, wenn ihr am Ende nur eine Reihe von Feinden im Kampf verprügeln sollt, die beispielsweise gerade versuchen, eine Bank auszurauben oder zu entschärfende Bomben an Zivilisten angebracht haben, ein wenig anders läuft es immer ab, zumal die unterschiedlichen Gegnertypen im Regelfall eine etwa andere Taktik erfordern.
Hinzu kommt, dass ihr (übrigens auch innerhalb der Hauptmissionen) ständig Bonusziele erfüllen könnt, um zusätzliche XP oder andere Belohnungen zu kassieren. Nur ist die Open World hier dennoch nichts anderes als eine Kulisse, während ihr euch den Weg zum Einsatzort bahnt. Und das ist gerade vor der Freischaltung der Schnellreisepunkte langatmig und ereignisarm und konfrontiert euch zudem mit den technischen Schwächen der Umsetzung.
Bedingt Next-Gen-würdig
Wir werden den Teufel tun und behaupten, „Gotham Knights“ sähe nicht insgesamt gut aus. Allein die extrem detaillierten Kluften der Held*innen, von denen ihr aberdutzende im Laufe der Kampagne freischalten und anlegen könnt, sehen nicht erst dann großartig aus, wenn die Regentropfen daran realistisch abperlen.
Auch sonst ist der Detailgrad insgesamt hoch, und spätestens in den liveberechneten Cutscenes lässt „Gotham Knights“ die Muskeln der Unreal Engine 4 spielen. Aber ganz unter Kontrolle hat Entwickler Warner Bros. Montreal die Technik dann offenkundig nicht, und wohl nicht zufällig den Launch für PS4 und Xbox One gleich komplett gestrichen.
Gewiss ließe es sich zum Teil auch deutlich schwieriger steuern, würde das Batcycle schneller fahren können. Aber abseits der stets zum Ziel angezeigten GPS-Anzeige am Boden, gibt es für dessen Nutzung selten einen Grund. Denn dessen schwammige Steuerung fühlt sich einfach nur mies an, während wir beim Top-Speed eher das Gefühl haben, dass die Motorleistung auf dem denkbar niedrigsten Niveau abgeriegelt ist.
Wir haben das Teil gerade beim Weg auf die anderen Inseln Gothams anfangs durchaus genutzt, da man damit schneller über die Brücken in den richtigen Bezirk gelangt. Ansonsten kommt man alleine mit dem Greifhaken aber zumeist schneller und ohne ganz so offensichtlich zur Schau getragene Performance-Schwächen zum Ziel.
Denn beim Fahren von Batman-Motorrad haben wir durchweg den Eindruck, dass das Ding künstlich ausgebremst wird, weil sonst die auch so teils vorhandenen Pop-Ups, Fade-ins und Co. Überhand nehmen würden. Und ja, auch nach dem bei uns bereits verfügbaren Launch-Update scheint sich nichts daran zu ändern, dass „Gotham Knights“ auch auf der PS5 offenbar nur mit 30 fps läuft.
Versteht uns nicht falsch. 30 fps sind für uns in einem Open-World-Action-Adventure an sich vollkommen okay, solange darunter nicht die Spielbarkeit leidet. Spätestens beim Fahren tut sie das allerdings, vor allem aber sieht „Gotham Knights“ insgesamt einfach nicht so dermaßen gut aus, als dass auf der PS5 oder Xbox Series X nicht allgemein 60 fps möglich sein könnten.
Wir wollen jedenfalls wirklich nicht wissen, wie die Versionen auf PS4 und Xbox One performant hätten. Denn schon auf der von uns gespielten PS5-Fassung schrammt „Gotham Knights“ nur knapp an einem dicken Malus wegen der unangemessenen Performance vorbei, wenigstens beim Traversal.
Aber auch die Ladezeiten beim Wechsel von Glockenturm zur Open World, von dort aus in separate Einsatzgebieten von Storymissionen oder auch bei der Schnellreise, zeigt „Gotham Knights“ deutlich, dass hier bei weitem nicht alles im grünen Bereich ist. Wieviel Gewicht ihr allerdings auf die durchwachsene, aber gewiss auch insgesamt nicht grottenschlechte technische Umsetzung legt, müsst ihr selbst entscheiden. Für uns machen die Schwächen in diesem Bereich das Spielerlebnis letztlich nicht kaputt.