Ein Abenteuer in Gotham City ohne Batman, das mag in Filmen wie Joker funktionieren, in einem Videospiel mutet diese Vorstellung aber eher befremdlich an. Denn kein anderer aktiver Superheld in der an New York angelehnten Metropole kann den dunklen Rächer der Nacht allein adäquat ersetzen. Mit gleich vier spielbaren Superhelden wie in Gotham Knights könnte es allerdings klappen. Weshalb das mit Batgirl, Nightwing, Robin und Red Hood durchaus in weiten Teilen gelingt, aber auch mit ein paar herben Macken zu kämpfen hat, haben wir auf der PS5 für euch herausgefunden. PS5 jetzt hier kaufen (Amazon) PS5 jetzt hier kaufen (Saturn) PS5 jetzt hier kaufen (Otto.de) PS5 jetzt hier kaufen (MediaMarkt) Zu viert gegen den Rat der Eulen Selbst, wenn ihr euch bislang nur oberflächlich mit „Gotham Knights“ beschäftigt haben solltet, verraten wir euch nichts Neues damit, dass Batman tot ist und seine Schüler Batgirl, Nightwing, Robin und Red Hood dessen Erbe antreten. Ihr müsst also ohne euren Ziehvater die Kriminalität in Gotham bekämpfen, wobei ihr es nicht bloß mit gewöhnlichen Schlägern auf der Straße zu tun bekommt. Ihr führt auch Batmans letzte große Nachforschung fort, die im Zusammenhang mit dem „Rat der Eulen“ steht. Wer genau hinter dieser mächtigen Geheimorganisation steckt, die bislang nur gerüchteweise existierte, und welche Ziele der Rat verfolgt, verraten wir euch selbstverständlich nicht. Ihr müsst den Maskenträger in jedem Fall das Handwerk legen und dabei unter anderem die Hilfe von Oswald Cobblepot, dem besser als Pinguin bekannten Superschurken, sowie der Tochter von Batmans dämonischem Widersacher Ra’s al Ghuls in Anspruch nehmen. © Warner Bros. Games/Warner Bros. Games Montréal Mit welchem der vier spielbaren Helden ihr dabei Vorlieb nehmt, bleibt euch überlassen. Jeder Held spielt sich etwas anders und bringt unterschiedliche freischaltbare Spezialfähigkeiten mit. Red Hood nutzt für seine Specials unter anderem seine Kanonen. Er kann nach der Bewältigung verschiedener Herausforderungen, was ihr wie etwa im Fall des Tötens einer gewissen Anzahl an bestimmten Feindtypen, größtenteils automatisch nebenher erledigt, aber weitere freischalten. Bei ihm zählt dazu unter anderem eine Art Haftmine, die ihr an Gegnern anbringt und dann nach dem Wurf des Gegners unter Beschuss zur Detonation bringt. Inmitten einer Feindgruppe ist das logischerweise am effektivsten. Trotz der Unterschiede bei diesen Special-Skills und charakterspezifischen sonstigen Fähigkeiten-Upgrades, spielt sich „Gotham Knights“ am Ende aber mit jedem Held und jeder Heldin ziemlich ähnlich. Die Abschnitte, in denen sowohl eine frontale Attacke als auch ein heimliches Ausschalten der Widersacher im Schleichmodus möglich sind, die entfernt an die verpflichtenden Stealth-Passagen aus der „Batman: Arkham“-Reihe erinnern, können also mit jedem Charakter genauso effektiv bewältigt werden. Ja selbst die Fortbewegung durch die Stadt unterscheidet sich trotz Nightwings später freischaltbarem Gleitschirm oder dem ebenfalls nicht direkt verfügbaren Phantom-Leap von Red Hood, vor allem äußerlich. © Warner Bros. Games/Warner Bros. Games Montréal Bei der Nutzung des, ebenfalls sehr an Rocksteadys Batman-Spiele erinnernden Greifhaken, oder dem für alle quasi identischen Einsatz des Batcycles, sind die Unterschiede noch geringer. Dennoch ist es ein klarer Vorzug, beliebig oft zwischen Nightwing und Co. hin und her wechseln, auf Wunsch aber genauso gut praktisch die gesamte Story in der Rolle eures favorisierten Charakters absolvieren zu können. Immerhin hat wohl jeder von uns einen bestimmten Bezug zu den vier Helden und möchte einer bestimmten Figur den Vorzug geben – bei uns war das etwa Red Hood. Besagte Wechsel finden indes ausnahmslos im Glockenturm statt, der euren Helden als Basis dient, wobei jedes Verlassen des Turms einer neuen Einsatznacht entspricht, deren Länge ihr selbst bestimmt. Gemeinsam außerhalb des Glockenturms sind normalerweise jedenfalls maximal zwei daraus gleichzeitig aktiv. Und das auch nur, wenn ihr „Gotham Knights“ im (optionalen) Online-Koop mit einer Freundin oder einem Freund angeht. Sorgen über den Fortschritt der anderen müsst ihr euch dabei keinen machen. Steigt ihr mit Held X eine Stufe auf, leveln auch die drei übrigen mit. Ein gewisses Grinding ist in dem als Open World angelegtem Gotham City aber dennoch unumgänglich... © Warner Bros. Games/Warner Bros. Games Montréal Gestaffelter Storyfortschritt In den ersten paar Stunden von „Gotham Knights“, das übrigens mit einer ziemlich langen, nicht-interaktiven Cutscene beginnt, könnt ihr noch relativ stringent den Hauptmissionen folgen, ohne euch Gedanken über die Stärke eurer Helden machen zu müssen. Das ändert sich allerdings relativ schnell. Das Spiel hindert euch zwar nicht daran, den nächsten Abschnitt der Hauptquest anzugehen, aber wer nicht freiwillig Nebenaufgaben erfüllt oder sonst irgendwie XP für Stufenaufstiege gesammelte hat, liegt schon nach wenigen Spielstunden mitunter deutlich unter der empfohlenen Stufe. Ja, wer, wo es möglich ist, heimlich agiert, hat dann trotzdem kein Problem, da lautlose Kills auch höherstufige (normale!) Feinde sofort töten. „Gotham Knights“ ist da also nicht so dämliche wie ein „Assassin's Creed Origins“, in dem ihr höherstufigen Gegnern beim Heimlichangriff nur einem Teil ihrer Trefferpunkte beraubt. © Warner Bros. Games/Warner Bros. Games Montréal Aber deutlich schwieriger wird es halt trotzdem, was es den meisten Spieler*innen unmöglich machen dürfte, ohne Aufleveln mithalten zu können. Gut, abhängig auch vom gewählten Schwierigkeitsgrad. Denn auf der von uns gespielten „normalen“ Stufe kann man noch viel mit eigenem Skill korrigieren und der eine höhere sowie die gleich zwei niedrigeren Stufen sollten es mehr oder weniger jedem Typ von Spieler möglich machen, ohne, oder zumindest mit sehr wenig Grinding durchzukommen. Das ändert allerdings nichts daran, dass man am Ende nur ohne das Erledigen von viel Nebenkram durchkommen kann, wenn man das Schwierigkeitsniveau unter den eigenen Skill-Level reduziert. Wir sind deshalb der Zwangsverpflichtung zum Aufleveln nachgekommen, statt die Schwierigkeit zu reduzieren. Dabei hatten wir durchaus unseren Spaß, genau damit aber kollidiert „Gotham Knights“ mit seiner Art der Open World. Mehr Kulisse als Spielplatz Anders als in vielen anderen Open-World-Spielen, steht euch in „Gotham Knights“ die gesamte Map von Beginn an zur Erkundung offen. Einschränkungen gibt es dabei tatsächlich kaum welche, wie die, dass versteckte Unterschlüpfe des Rats der Eulen (nachvollziehbarerweise) erst nach einem bestimmten Storyfortschritt betreten werden können. Auch die Schnellreisepunkte in Gotham City, für die ihr im Detektivmodus ein paar Überwachungsdrohnen scannen müsst, können erst später freigeschaltet werden. Bis zu diesem Punkt müsst ihr euch also per Greifhaken oder durch die Nutzung des (fast) überall herbeirufbaren Batcycles durch die einzelnen Bezirke bewegen, die oft nur über Brücken und somit nur selten auf direktem Weg erreicht werden können. © Warner Bros. Games/Warner Bros. Games Montréal Was dabei schnell auffällt: So richtig viel passiert auf den Straßen nicht, von den in der Einsatznacht markierten „Verbrechen im Gange“ einmal abgesehen. Ihr legt zwischen diesen Orten oder auf dem Weg zum Startpunkt der nächsten Hauptmission also primär bloß einiges an Wegstrecke zurück, ohne dass euch dabei irgendwelche Überraschungen erwarten. Zugegeben: In einem „Batman: Arkham Knight“ oder auch in „Marvel's Spider-Man“ von Insomniac Games, ist umgekehrt vielleicht fast schon etwas zu viel los auf den Straßen. In „Gotham Knights“ hingegen aber einfach zu wenig. Das bedeutet keineswegs, dass die verfügbaren Aufgaben nicht vielfältig wären, tatsächlich sind sie aus unserer Sicht sogar vielfältiger als in den Vergleichsspielen. Aber wenn ihr deren Zielmarker nicht gezielt ansteuert, bekommt ihr davon eben herzlich wenig mit. Die prinzipiell optionalen Aufgaben selbst aber bieten, wie gesagt, wirklich eine ziemlich ordentliche Vielfalt. So verfolgt ihr unter anderem mit dem Batcycle einen Van von Kriminellen und dürft im Vorbeifahren auf Knopfdruck den Fahrer vom Steuer wegreißen, um die Aufgabe zu erfüllen. Ohne Konfrontation laufen hingegen Tatortuntersuchungen ab, bei denen ihr, egal in welcher Rolle, auch Batman als „bester Detektiv der Welt“ gerecht werdet, am Tatort Hinweise findet und am Ende die richtige Schlussfolgerung daraus zieht. Oder ihr macht eine Ansammlung von Kriminellen platt, die illegalen Organhandel betreiben. Wobei ihr die Aufgabe theoretisch auch komplett heimlich und sogar ohne Gewaltanwendung absolvieren könnt. Habt ihr das gekühlte Organ jedenfalls gesichert, müsst ihr es unter leichtem Zeitdruck bei einer Ärztin abliefern, damit ein wirklich Hilfsbedürftiger es erhält, statt dem zahlungskräftigen Kriminellen-Buddy. Und selbst, wenn ihr am Ende nur eine Reihe von Feinden im Kampf verprügeln sollt, die beispielsweise gerade versuchen, eine Bank auszurauben oder zu entschärfende Bomben an Zivilisten angebracht haben, ein wenig anders läuft es immer ab, zumal die unterschiedlichen Gegnertypen im Regelfall eine etwa andere Taktik erfordern. Hinzu kommt, dass ihr (übrigens auch innerhalb der Hauptmissionen) ständig Bonusziele erfüllen könnt, um zusätzliche XP oder andere Belohnungen zu kassieren. Nur ist die Open World hier dennoch nichts anderes als eine Kulisse, während ihr euch den Weg zum Einsatzort bahnt. Und das ist gerade vor der Freischaltung der Schnellreisepunkte langatmig und ereignisarm und konfrontiert euch zudem mit den technischen Schwächen der Umsetzung. © Warner Bros. Games/Warner Bros. Games Montréal Bedingt Next-Gen-würdig Wir werden den Teufel tun und behaupten, „Gotham Knights“ sähe nicht insgesamt gut aus. Allein die extrem detaillierten Kluften der Held*innen, von denen ihr aberdutzende im Laufe der Kampagne freischalten und anlegen könnt, sehen nicht erst dann großartig aus, wenn die Regentropfen daran realistisch abperlen. Auch sonst ist der Detailgrad insgesamt hoch, und spätestens in den liveberechneten Cutscenes lässt „Gotham Knights“ die Muskeln der Unreal Engine 4 spielen. Aber ganz unter Kontrolle hat Entwickler Warner Bros. Montreal die Technik dann offenkundig nicht, und wohl nicht zufällig den Launch für PS4 und Xbox One gleich komplett gestrichen. Gewiss ließe es sich zum Teil auch deutlich schwieriger steuern, würde das Batcycle schneller fahren können. Aber abseits der stets zum Ziel angezeigten GPS-Anzeige am Boden, gibt es für dessen Nutzung selten einen Grund. Denn dessen schwammige Steuerung fühlt sich einfach nur mies an, während wir beim Top-Speed eher das Gefühl haben, dass die Motorleistung auf dem denkbar niedrigsten Niveau abgeriegelt ist. Wir haben das Teil gerade beim Weg auf die anderen Inseln Gothams anfangs durchaus genutzt, da man damit schneller über die Brücken in den richtigen Bezirk gelangt. Ansonsten kommt man alleine mit dem Greifhaken aber zumeist schneller und ohne ganz so offensichtlich zur Schau getragene Performance-Schwächen zum Ziel. © Warner Bros. Games/Warner Bros. Games Montréal Denn beim Fahren von Batman-Motorrad haben wir durchweg den Eindruck, dass das Ding künstlich ausgebremst wird, weil sonst die auch so teils vorhandenen Pop-Ups, Fade-ins und Co. Überhand nehmen würden. Und ja, auch nach dem bei uns bereits verfügbaren Launch-Update scheint sich nichts daran zu ändern, dass „Gotham Knights“ auch auf der PS5 offenbar nur mit 30 fps läuft. Versteht uns nicht falsch. 30 fps sind für uns in einem Open-World-Action-Adventure an sich vollkommen okay, solange darunter nicht die Spielbarkeit leidet. Spätestens beim Fahren tut sie das allerdings, vor allem aber sieht „Gotham Knights“ insgesamt einfach nicht so dermaßen gut aus, als dass auf der PS5 oder Xbox Series X nicht allgemein 60 fps möglich sein könnten. Wir wollen jedenfalls wirklich nicht wissen, wie die Versionen auf PS4 und Xbox One performant hätten. Denn schon auf der von uns gespielten PS5-Fassung schrammt „Gotham Knights“ nur knapp an einem dicken Malus wegen der unangemessenen Performance vorbei, wenigstens beim Traversal. Aber auch die Ladezeiten beim Wechsel von Glockenturm zur Open World, von dort aus in separate Einsatzgebieten von Storymissionen oder auch bei der Schnellreise, zeigt „Gotham Knights“ deutlich, dass hier bei weitem nicht alles im grünen Bereich ist. Wieviel Gewicht ihr allerdings auf die durchwachsene, aber gewiss auch insgesamt nicht grottenschlechte technische Umsetzung legt, müsst ihr selbst entscheiden. Für uns machen die Schwächen in diesem Bereich das Spielerlebnis letztlich nicht kaputt.