Rockstar Games lässt die alten GTA-Klassiker der PS2-Ära – GTA 3, GTA: Vice City und GTA: San Andreas – neu aufleben und veröffentlicht sie in aufgefrischter Optik und weiteren Extras für die aktuellen Konsolen sowie den PC. Im Test stellen wir euch das Revival mit dem klangvollen Namen Grand Theft Auto: The Trilogy – Definitive Edition vor und verraten euch, wie sich die neuen Versionen schlagen.
- Für diese Plattformen ist die GTA Trilogy erschienen: PS5, PS4, Xbox Series X, Xbox One, Nintendo Switch, PC
- Unser Test basiert auf der PS5-Version
GTA Trilogy im Test: Das Comeback dreier Meisterwerke
Vor zwei Dekaden durften sich GTA-Fans ziemlich glücklich schätzen, denn auf der PS2 erlebte die beliebte Open-World-Reihe einen richtigen Aufschwung. Nicht nur bot „GTA 3“ den serieneigenen Umstieg in die 3D-Perspektive, wir durften unsere virtuelle kriminelle Laufbahn sogar noch in zwei weiteren Nachfolgern binnen weniger Jahre eingeschlagen – namentlich „GTA Vice City“ und „GTA: San Andreas“. Alle drei GTA-Titel, die in der PS2-Ära erschienen sind, gelten als Meilensteine der Videospielgeschichte und erfreuen sich selbst über Fankreise hinweg großer Bekanntheit.
Das lag nicht nur an den vielen Popkultur-Referenzen in den Spielen oder dem hohen Gewaltgrad, weswegen die Reihe oft für Schlagzeilen sorgte, sondern vor allem daran, dass so viele Freiheiten in den virtuellen Schauplätzen geboten wurden. Anstatt geradliniger Level gab’s frei begehbare Städte und wir durften selbst entscheiden, wann wir uns auf eine Mission begeben oder andere der zahlreich verfügbaren Aktivitäten verfolgen.
GTA hat auf der PS2 die Videospielwelt revolutioniert und den Grundstein für heutige Open-World-Spiele gelegt. Und dabei waren die PS2-Ableger der ikonischen Reihe auch schon früher keine Schönheiten und litten unter einer hakeligen Steuerung. Aber das störte uns damals nicht, da Rockstar Möglichkeiten schuf, die es bisher nicht gab.
Nun erleben alle drei Titel ihr Comeback in einer Definitive Edition. Die Ankündigung ließ Fanherzen höherschlagen und nun ist die Sammeledition endlich für die aktuellen Konsolen und den PC erschienen. Rockstar Games hat uns freundlicherweise die PS5-Version für diesen Test zur Verfügung gestellt und wir haben uns sofort auf nach Los Santos und Co. gemacht – und es gibt so einiges zu berichten.
Remaster mit ver(schlimm)besserter Grafik
Die Definitive Edition der drei Klassiker bietet aufgefrischte Texturen in einem zeitgemäßen Breitbild-Format. Und tatsächlich habe ich sehr viel Nostalgie verspürt als ich wieder die Hood in San Andreas betreten habe oder die Strandpromenade von Vice City entlang gefahren bin. Die neuen Beleuchtungseffekte verleihen den Schauplätzen neuen Glanz, die Autos sehen realistischer als früher aus (auch dank Raytracing auf PS5) und die Schattierungen haben sich merklich weiterentwickelt. Es hat den Look von früher, aber schärfer und mit kräftigeren Farben. Im direkten Vergleich zu den Originalen sieht die Neuauflage zum Teil wirklich besser aus.
Die Betonung liegt hierbei auf „zum Teil“. Denn: Es hätte so viel mehr sein können!
Selbst für ein Remaster ist die Grafik ganz objektiv nicht als „zeitgemäß“ zu bezeichnen. Gut, es muss nicht wie GTA V aussehen, das selbst schon viele Jahre auf dem Buckel hat, aber dennoch hätte Rockstar – oder vielmehr der zuständige Entwickler Grove Street Games – sich mehr Mühe bei der Präsentation der Kult-Klassiker geben können.
Und das sage ich als Fan und als Liebhaber von Rockstar-Spielen. Denn wir wissen immerhin alle, dass Rockstar das kann und nicht umsonst zu den angesehensten und besten Entwicklerstudios überhaupt gehört.
So wirken die Charaktermodelle immernoch sehr kantig und manche Gesichtszüge sogar dermaßen verzerrt, dass eine Rolle in einem Horrorfilm drin gewesen wäre. Nicht wenige Meinungen besagen, dass einige der Charaktere im Remaster sogar schlechter aussehen als im Original. Eine wortwörtliche Verschlimmbesserung also.
Die bessere Weitsicht ist auf dem Papier vielleicht eine gute Idee und sorgt für eine klare Optik, aber offenbart auch an vielen Strecken die altmodischen Gebäudemodelle, die flache Spielwelt, spät nachladende Texturen und lässt ein wenig die Atmosphäre vermissen, die durch den Nebel damals erst aufkam.
Nerviger Regen, Bugs und mehr
Dies sind nur einige der Beispiele in den Neuauflagen gewesen, bei denen ich sagte: „Was habt ihr euch denn dabei gedacht?“. Leider gibt es nämlich noch mehr Patzer in der Präsentation: Von Rechtschreibfehlern in Texturen über Glitches, Bugs oder Augenschmerzen bereitende Wettereffekte. Als es in San Andreas zu regnen begann, wurde der gesamte Bildschirm mit dicken weißen Streifen übersäht, sodass ich so gut wie nichts mehr von der Straße vor mir erkennen konnte. Obendrein wurden Wasserflächen gar nicht vom Regen getroffen, was in sehr suspekten – geradezu abstrakten – Bildern resultierte.
Dagegen wirken auf einem Tisch sitzende NPCs oder diverse fehlende Soundtracks sogar als geringstes Übel. Wobei es natürlich sehr schade ist, dass aufgrund von vermutlichen Lizenzproblem beliebte Hits wie Billie Jean von Michael Jackson nicht mehr im Remaster zu hören sind. So müssen wir in Vice City leider ohne den King of Pop auskommen.
Framerate-Probleme habe ich auf der PS5 nicht viele gespürt. Bis auf einen Absturz laufen die Spiele in meist flüssigen 60 FPS. Ab und zu hakt es dennoch, was eigentlich zu verschmerzen ist. Allerdings müssen wir uns in Erinnerung rufen, dass es sich hierbei immerhin um PS2-Spiele handelt, die auf modernen Konsolen laufen. Dementsprechend sollten die Remaster ein technisch runderes Gesamtbild abgeben.
Positive Änderungen beim Gameplay
Zwar spielen sich die Remaster noch so hakelig wie die Originale, aber einige sinnvolle Quality of Life-Verbesserungen der Steuerung möchte ich positiv hervorheben. So orientiert sich die Steuerung nun mehr an „GTA V“. Das zeigt sich bereits am Waffenrad, das euch eine schnellere Auswahl eurer Waffen erlaubt. Des Weiteren wird nun eine Zielfunktion geboten, mit der ihr Gegner automatisch anvisiert und anschließend frei zielen dürft. Das funktioniert in der Praxis aber leider nicht ganz so gut wie erhofft und an der miesen KI der Passanten und Gegner hat sich ohnehin nichts geändert.
Außerdem bleiben euch komplette Neustarts von Missionen meist erspart, dank neuem Checkpoint-System. Die Checkpoints wurden wesentlich großzügiger gesetzt, sodass ihr beim Scheitern einer Mission nicht zwangsweise alles von vorn erledigen müsst.
Die Remaster sind den Originalen nicht würdig
Haben wir es also mit einem zweiten Cyberpunk 2077 zu tun? Zumindest muten die GTA-Remaster leider ähnlich fehlerbehaftet an. Das Resultat: Review-Bombing von wütenden Fans auf Metacritic, das eine historisch schlechte User-Bewertung von 0,5 auf PS5 aufzeigt. Dass diese „Wütender-Mob-Mentalität“ natürlich übertrieben ist, sollte klar sein, aber es zeigt, dass selbst Rockstar Games sich nicht alles erlauben kann. Und Meisterwerke wie die GTA-Klassiker so mit Füßen zu treten und in lieblosen Remakes zu verkaufen – so behandelt man Meisterwerke nicht!
Am Schluss bleiben die Remaster der „GTA Trilogy“ für diejenigen interessant, die an den Originalen Spaß hatten, damit aufgewachsen sind und auf den aktuellen Konsolen ein ähnliches Spielgefühl wie früher verspüren möchten. Jüngere Fans, die insbesondere mit „GTA V“ oder „GTA Online“ in die Reihe eingestiegen sind, werden wohl keinen Spaß an den Remastern finden. Ein Blick in die „GTA Trilogy“ ist nur interessant, um die Ursprünge der 3D-Teile von GTA einmal zu erleben und dadurch zu erfahren, mit welcher hakeligen Steuerung, miesen KIs und klobigen Charaktermodellen wir uns damals herumschlagen mussten.