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Guild Wars 2: ArenaNets Hit-MMORPG weiter auf Kurs?

Knapp ein halbes Jahr ist es nun her, seit Guild Wars 2 das Licht der Welt erblickte. Nach hohen Tönen im Vorfeld folgte ein Absacker in die Mittelmäßigkeit. Wie so oft fehlt es den Spielern, speziell, wenn die Stufengrenze erreicht wurde, an Motivation. Wir haben uns in Hamburg mit Colin Johanson, Game Director von Guild Wars 2 bei ArenaNet, getroffen und uns über den Stand der Dinge und kommende Inhalte unterhalten. Wo steht das dynamische Online-Rollenspiel heute und wo will es hin? Das ist nur eine der Fragen, mit denen wir in dieses Gespräch hineingegangen sind. Umso erstaunter waren wir über die Dinge, die Colin für uns parat hatte. Eigene Server für PvP-Spieler? Eine Kooperation mit eSport-Ligen? Mehr Events und Möglichkeiten im Bereich PvE? Es macht den Anschein, als würde Guild Wars 2 weiterhin mit voller Kraft voraussteuern. Doch wo geht die Reise hin? Erfahrt es im folgenden Bericht.

Endlich frischer Wind für PvP-Gladiatoren

„Wir wollen das beste PvP-MMORPG auf dem Markt bieten“ – es klingt schon fast wie ein Schlachtruf fester Entschlossenheit, diese Worte aus dem Mund von Colin Johanson zu hören. Damit hat sich dieser nämlich ganz schön was vorgenommen. Wir haben den Game Director von Guild Wars 2 in Hamburg getroffen und uns mit ihm über den aktuellen Stand der Dinge bei ArenaNets Online-Rollenspiel-Hit unterhalten. Natürlich ist PvP dabei ein ganz wichtiges Thema, für viele Spieler sogar das allerwichtigste. Immerhin war der Erstling aus dem Jahre 2005, inklusive seiner Erweiterungen, einer der größten Titel auf diesem Feld. Dahin möchte man wieder zurück und hat neben vielen PvE-Innovationen eben jenen Bereich nicht aus den Augen verloren. Ganz klar stehen hier die Überarbeitung des Welt-gegen-Welt-Systems, welche auf März datiert wurde, und die noch in diesem Monat erscheinende PvP-Karte Geisterwacht ganz oben auf der Agenda. Letztere bringt sogar einen neuen Modus, der klassische Eroberung mit Capture-The-Flag mischt, mit ins Spiel. Diese Updates sind auch nötig, denn die Ambition, Spieler für den Kampf gegeneinander zu motivieren, ist derzeit noch recht mau und wird dem Vorgänger nicht gerecht. Bereits angekündigt sind außerdem organisierte Ranking-Kämpfe für vier bis acht Spieler, mit öffentlicher Bestenliste.

Alles nette Dinge, doch uns reicht das noch nicht. Wir wollen tiefer in die Materie eindringen. Daher bohren wir ein Stückchen weiter und fragen, wie es denn mit dem Schlagwort eSport aussieht, das zumindest im alten Guild Wars eine tragende Rolle spielte. Colin grinst, es scheint, als hätte er auf diese Frage gewartet und bringt Erstaunliches zutage: PvP-Spieler sollen eigene Server für Ligen und Turniere erhalten. Auch eine Partnerschaft mit diversen eSport-Plattformen steht zur Debatte. Dies bietet Spielern die Möglichkeit, sich mit Kontrahenten aus der ganzen Welt zu messen. Was im Ur-Guild-Wars wichtig war, soll auch im Nachfolger wieder zum Tragen kommen und das sogar schon in naher Zukunft – auch wenn hier noch kein konkreter Zeitraum genannt wurde. Interessant ist ebenfalls, dass man im Zuge der separaten PvP-Server diese auch mit einem Zuschauer-Modus ausstatten möchte, was gerade für Profi-eSportler eine wichtige Sache ist, Stichwort: Live-Kommentation. Glaubt man Colin Johanson, wird es für Freunde des Spieler-gegen-Spieler-Kampfes in nächster Zeit lohnenswerte Neuerungen geben. Wir hoffen hier bald spielbares Material zu bekommen, das uns die angekündigten Innovationen in Aktion zeigt. Vorher wäre alles nämlich viel zu schön, um wahr zu sein.

Die Spielwelt soll lebendig bleiben

Eines der größten Steckenpferde von Guild Wars 2 ist seine lebendige Welt, die vor allem durch die dynamischen Missionen geprägt wird. Hier will man auch in Zukunft mehr und vor allem verschiedene Möglichkeiten bieten, um diesen Aspekt noch breiter zu gestalten. Erste Ansätze gab es ja bereits durch die verschiedenen Events zu Halloween, im November und zu Weihnachten. An diesem Kurs will ArenaNet festhalten und die Spielerschaft monatlich mit frischen Inhalten und neuen Aktionen, ähnlich der bisherigen, versorgen. Ein erster Schritt ist das mehrteilige Story-Event, welches mit dem Ende Januar erschienenen Update Flamme und Frost seinen Anfang nahm. Als nächsten Schritt will ArenaNet mit täglichen Erfolgen dazu aufmuntern, sich intensiver mit der Spielwelt auseinander zusetzen. Aus einer täglich wechselnden Auswahl an verschiedenen Errungenschaften kann sich der Spieler entscheiden, entweder Puzzles zu lösen, gegen fiese Monster zu kämpfen oder seltene Orte zu besuchen. Für die Fleißigen gibt es dann die sogenannten Erfolgs-Lorbeeren, die gegen diverse Belohnungen wie Ausrüstung, Kostüme, Pets oder Ähnliches eingetauscht werden können. Laut Johanson ist dies natürlich noch nicht das Ende der Fahnenstange, doch mehr kann er uns im Moment noch nicht verraten. Er betont aber, dass all dies und Kommendes weiterhin ohne monatliche Kosten für alle Spieler verfügbar sein wird.

Na endlich: Die Gilden im Fokus

Eines der größten Probleme von Guild Wars 2 ist, dass das Spiel in einem wichtigen Punkt mit seinem Namen kollidiert – den Gilden. Diese haben nämlich kaum Möglichkeiten, sich als solche zu definieren, da es wenige Vorteile bringt, sich mit andern Spielern zu verbünden. Mitspieler für Instanzen sind schnell gefunden, Welt-gegen-Welt läuft via Matchmaker und auch für dynamische Events findet man im nahen Umkreis immer eine riesige Meute, mit denen man in die Schlacht ziehen kann. Wenn man also nicht gerade auf der Suche nach neuen Bekanntschaften ist, oder lieber im Kreise Gleichgesinnter spielt, gibt es derzeit kaum gute Gründe, sich eine passende Gilde zu suchen. Dies will ArenaNet mit dem kommenden Update ändern, welches Spieler-Verbindungen die Möglichkeit schenkt, eigene Events zu veranstalten – natürlich aus einer vorgegebenen Auswahl. So kann man dann mit seinen Mannen (und natürlich auch den Damen) zum Beispiel gegen spezielle Bosse kämpfen, bestimmte Orte im Spiel absuchen oder lustige Kopfgeld-Jagden veranstalten. Am Ende winken dann natürlich wieder nette Bonis und Upgrades für die ganze Truppe. Laut Johanson soll diese Neuerung auch zum großen Projekt der lebendigen Welt beitragen, welches immerhin das komplette PvE überdacht. Für Gilden wären solche Gilden-Events mehr als nützlich und könnten wirklich dazu beitragen, das Zusammenspiel zu fördern. Bisher hocken die meisten Spielerbunde auf einem Berg von Einfluss-Punkten, wissen aber nicht, wohin damit.

 

 

Die Segel weiter im Wind – unser Fazit

Am Ende unseres Gespräches fragen wir Colin, wie er die Entwicklung von Guild Wars 2 bis heute, knapp sechs Monate nach dem Release, selbst sieht. Er gibt sich optimistisch, sagt er sei zufrieden mit dem bisherigen Verlauf und bekräftigt, dass sich das heutige Spiel sehr von der Launch-Version unterscheidet – da immerhin nochmals sechs Monate Entwicklung, Inhalte und natürlich auch Verbesserungen hinzugekommen sind. Natürlich wissen wir als Redakteure, dass Gesprochenes nicht immer mit Gold aufzuwerten ist. Dennoch sind wir positiv überrascht und gespannt auf den weiteren Weg des Online-Rollenspiels. Eines steht fest: Für einen Titel ohne monatliche Gebühren und eher minimalen Micropayment macht Guild Wars 2 eine gute Figur, auch wenn wir uns so manche Innovation etwas innovativer wünschen, als sie am Ende leider ist. ArenaNet hat die Segel noch voll im Wind und blickt ungehindert auf die Zukunft. Gründe, nach langer Zeit wieder einen Blick auf die Welt von Tyria zu riskieren, gibt es auf jeden Fall. Auch wenn dieses Jahr bereits starke Konkurrenz an die Tür klopft, hat ArenaNet einen festen Stand und gibt sich Mühe, weiter ganz vorne mit dabei zu sein, was ihnen zumindest bisher recht gut gelingt.

 

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