Da draußen gibt es eine Vielzahl an Shootern, die in einer Science-Fiction-Welt spielen und in ihrem Kern der Spielreihe Halo durchaus ähnlich sind. Trotz dieser teilweise wirklich starken Konkurrenz konnte sich Microsofts Zugpferd jedoch nicht nur etablieren, sondern auch eine sehr große Anhängerschaft um sich scharen.
Das Ergebnis dieses Erfolgs sind nicht nur mehrere Fortsetzungen sowie Ableger der Hauptreihe, sondern auch gleich vier Serien, ein geplanter Kinofilm und haufenweise Sachbücher, Art Books, Graphic Novels, Romane und Kurzgeschichten. Wer also eine Umsetzung dieses Spieluniversums plant, hat mehr als genug Quellen, um sich inspirieren zu lassen.
Dachten sich wohl auch die Serienschöpfer Kyle Killen und Steven Kane, die zusammen mit der Mediengruppe Paramount eine Live-Action-Serienadaption auf die Beine gestellt haben, die in Deutschland ab dem 24. März 2022 auf dem Video-on-Demand-Sender Sky zu sehen sein wird.
Wir durften uns die ersten zwei Folgen der US-amerikanisch-britischen TV-Serie bereits ansehen und verraten euch in dieser Kritik, wie sehr sich die Schöpfer*innen an die Vorlage gehalten haben, wie gut sich Hauptdarsteller Pablo Schreiber in der Rolle von Master Chief John-117 schlägt und mit welchem qualitativen Standard ihr rechnen müsst.
Halo: Eine Kritik
Bereits geraume Zeit vor dem Serienstart haben die klugen Köpfe hinter diesem Projekt bekannt gegeben, dass man sich nur bedingt an die Handlung aus den vielen Vorlagen halten wird. Zum einen seien die Ansprüche der beiden Formate zu unterschiedlich, zum anderen möchte man sich nicht zu sehr von den Zukunftsplänen der Spielreihe einschränken lassen.
Eine Begründung, die wahrscheinlich so gut ist wie jede andere, letztendlich müssen Fans des Originals für sich selbst entscheiden, ob sie solche Abweichungen akzeptieren können oder nicht. Solltet ihr Interesse an der Live-Action-Serie haben, müsst ihr in dieser Hinsicht aber hart im nehmen sein, denn die ersten zwei Folgen halten sich bereits nur sehr bedingt an das Original.
Zwar scheint die Rahmenhandlung sich im Groben mit der Geschichte aus den Videospielen zu decken, mehr als die Kernidee wird aber wohl nicht beibehalten. Ob der neu eingeschlagene Weg gut oder schlecht ist, lässt sich nach nur zwei Episoden unmöglich sagen, der Start ist aber auf jeden Fall sehr holprig und hat mit vielen Leerläufen und langweiligen Szenen zu kämpfen.
Ob dies daran liegt, dass die Geschichte mehr Zeit braucht, um sich wirklich entfalten zu können, oder ob sich Killen und Kane, die ebenfalls für die Drehbücher zu den insgesamt neun Folgen verantwortlich waren, mit ihrer Vision übernommen haben, sei einmal dahingestellt. Das Ergebnis ist auf jeden Fall weniger spannend als erhofft.
Ähnlich problematisch präsentieren sich zu Beginn auch die Charaktere, da man sich auch hier allerlei kreative Freiheiten gegönnt hat. Bekannte Figuren sind teilweise kaum wiederzuerkennen und ihre Persönlichkeiten wurden nicht selten stark verändert. Neu eingeführte Persönlichkeiten wirken hingegen etwas blass und lieblos ausgearbeitet.
Die Hauptfigur des Master Chief ist jedoch ein Sonderfall. Wenn Pablo Schreibers Rolle Taten statt Worte sprechen lässt, kann man den Helden der Videospielreihe durchaus unproblematisch wiedererkennen, sobald er aber den Mund aufmacht, ist dieser Zauber ganz schnell vorbei.
Die Tatsache, dass die wortkarge Kriegsmaschine im Gegensatz zu der Vorlage hier ihren Helm abnimmt, trägt auch nicht unbedingt dazu bei, dass Spiel und Serie eindeutig miteinander verglichen werden können. Stattdessen erscheint das „Paramount+“-Original eher wie eine merkwürdige alternative Realität.
Halo: Qualitative Achterbahnfahrt
In anderen Bereichen gibt sich die Halo-Serie aber durchaus Mühe, einen hohen Wiedererkennungswert zu garantieren. Viele unverkennbare Elemente der Spielvorlage werden beinahe im Dauertakt als Fanservice dargeboten, von den ikonischen Rüstungen, über die beeindruckenden Waffen, bis hin zu den markanten Soundeffekten.
Wenn der Master Chief mit einem wohlbekannten Piepsen in Deckung gehen muss, weil die Schilde aufgebraucht sind, wenn die Kamera in die Ego-Perspektive des spartanischen Helden wechselt oder wenn ein Partikelschwert durch den Körper eines bemitleidenswerten Kolonisten gejagt wird, dann kann einem als Fan das Herz aufgehen.
Bei der stark wechselnden Qualität der Kampfchoreografien und der Tricktechnik kann es einem aber auch ganz schnell wieder zugehen. Hier zeigt sich „Halo“ als wahre Achterbahnfahrt des Niveaus, stetig schwankend zwischen exzellent dargestellter und visuell top in Szene gesetzter Action und einer generischen „Power Rangers“-Folge.
Gleiches gilt für die Güte einzelner Schlüsselszenen und Wendungen, die mal durchaus überraschen können und von einem gewissen Fingerspitzengefühl der Schreiberlinge zeugen, dann aber wieder so kitschig und klischeebalden sind, dass die Augen unkontrolliert in ihren Höhlen hin und her rollen.
Ein richtiger Strich kann daher nicht unter dieser Rechnung gezogen werden. In den ersten zwei Episoden scheint die Serie ihre Mitte noch nicht gefunden zu haben und es ist beinahe unmöglich zu sagen, ob dies überhaupt noch passieren wird. Bis jetzt wirkt „Halo“ wie eine Show, die durchaus interessant sein könnte, sich dafür aber noch nicht annähernd genug Mühe gibt.
Pro:
- Großzügiger Fanservice
- Visuell hoher Wiedererkennungswert
- Weitgehend gute Action
Kontra:
- Story und Charaktere weichen stark von der Vorlage ab
- Starke Schwankungen in der Qualität
- Relativ viele Leerläufe
- Teils sehr kitschige und klischeebeladene Szenen
Sofern ihr dem Franchise beinahe alles verzeihen könnt und diese Serienkritik sowieso nur gelesen habt, um euch bestätigen zu lassen, was ihr längst schon entschieden habt, könnt ihr getrost einen Blick in das neue Sky-Format werfen. Wer sich hingegen die Spiele in Serienform erhofft hat, wird zwar visuell bedient, inhaltlich aber weitgehend enttäuscht.