Spricht man 2014 über Blizzard, dann zumeist nicht wegen Titeln wie Diablo III oder StarCraft II. Viel interessanter ist, dass das Unternehmen auf den Free-2-Play-Zug aufgesprungen ist – und das gefühlt von der einen auf die andere Sekunde. Bei Hearthstone hat dies ohne Probleme und mit großem Erfolg funktioniert. Nun steuert Heroes of the Storm auf die geschlossene Testphase zu, die am 13. Januar 2015 beginnen soll. Einigen Spielern bereitet mit Blick auf den Echtgeld-Shop von HotS aber schon die aktuelle Alpha Bauchschmerzen. Wir werfen daher einmal einen Blick auf das derzeitige Verkaufsangebot sowie die Item-Preise und fügen die Frage an, ob Blizzard mit Heroes of the Storm vom Pfad des fairen Free-2-Play-Publishers abweicht oder der Fan-Ärger nur ein filmreifes Drama ist.
Skin-Preise im zweistelligen Bereich
Zu Beginn sei darauf hingewiesen, dass Blizzard das Rad im MOBA-Genre natürlich nicht neu erfindet. Das Business in Heroes of the Storm beschränkt sich ganz wie bei der Konkurrenz auf den Verkauf von Helden, Skins und einigen nicht spielbeeinflussenden Boosts. 32 Helden stehen theoretisch zur Auswahl, doch nur sieben von ihnen tauchen in einer wöchentlich rotierenden Auswahl kostenlos auf. Wer mit der Auswahl nicht zufrieden ist, greift auf einen seiner individuell freigeschalteten Helden zurück oder geht kurzerhand auf Einkaufstour. Hierzu bedienen sich die Tester wahlweise echtem Geld oder der Gold-Währung. Der Goldsack füllt sich durch das Abschließen von täglichen Quests und Partien sowie mit dem Erreichen ausgewählter Account- oder Helden-Level. Für ein Tagesziel lässt Blizzard zwischen 200 und 800 Gold springen. Für ein gewonnenes Spiel 30 Münzen, für ein verlorenes 20. Wohlgemerkt kommt Gold nur beim Freischalten der Helden zum Einsatz. 2.000 bis 10.000 Gold kostet ein solcher Kauf. Dabei bewegen sich die meisten Charaktere in einem preislichen Mittelfeld bei rund 7.000 Gold.
Wer keine Geduld aufbringen kann, darf natürlich auch zum echten Euro greifen. Durch den Vergleich der Gold- und Europreise lassen sich dabei zwar keine Wechselkurse schätzen, da eine Goldmünze mit steigender Investitionssumme weniger Euro entsprechen. Zur Übersicht: 2.000 Gold entsprechen 3,49 €, 4.000 Gold 5,99 €, 7.000 Gold 7,49 € und 10.000 Gold 8,99 €. Dabei spielt der Gold-Vergleich teilweise keine Rolle, denn spätestens bei der Suche nach Skins kommen Spieler mit der Ingame-Währung nicht mehr weit. Die optischen Charakteraufwertungen kosten in der Regel entweder 6,49 € oder 8,99 €. Pro Held stehen neben dem Standard-Look zwei bis drei erwerbbare Alternativen offen. Für echte Perlen, wie den verseuchten Tychus, kassiert Heroes of the Storm dabei auch mal 12,99 €. Teurer wird es nur noch beim Kauf von Reittieren, vorausgesetzt man will sich mit dem Standard-Pferd oder einem Kodo nicht länger zufrieden geben. Für ein Einhorn möchte Blizzard 17,49 € sehen. Natürlich geht es aber auch günstiger. Einen unserer Meinung nach deutlich schicker aussehenden Cyberwolf sichern sich Spieler etwa für 8,99 €.
Prozente bietet Blizzard aktuell nur über sogenannte Spar-Angebote. Brandaktuell wäre hier ein Paket zu haben, das die zwei neuen Skins, davon je eins für Tyrande und Malfurion, vereint und auch die genannten Helden freischaltet. Statt dem Original-Preis von 26,46 € zahlen Kunden 25 % weniger, sprich 19,79 €. Bei all diesen Daten und Preisen ist aber ausdrücklich zu beachten, dass es sich um den Alpha-Stand handelt. Selbstverständlich behält sich Blizzard Änderungen vor.
Zwei Vergleiche
Heroes of the Storm bewegt sich mit seiner Preispolitik sicherlich nicht am unteren Ende des MOBA-Genres. Als Vorbild für ein faires Modell wäre sicherlich allen voran nach wie vor Dota 2 zu nennen. Bekanntlich setzt Valve einen Skin aus mehreren Einzelteilen zusammen, sodass sie auch untereinander kombinierbar sind. Das Großartige: Über den Community-Markt können Einzelteile teilweise für niedrige Cent-Beträge eingekauft werden. Je nach Angebot und Nachfrage freut sich der Spieler dann für einen sehr niedrigen und krummen Eurobetrag über sein neues Set. Dota 2 kennt aber auch Extreme, die Heroes of the Storm in den Schatten stellen. Mit den Arcana-Skins holt das Unternehmen zum Großangriff auf den Geldbeutel aus. Will man einen rundumüberholten Helden mit frischen Effekten, Vertonungen und Rüstungen, so wird es teuer. Der neuste Arcana-Gegenstand „Manifold Paradox“, der für die Phantom Assassin bestimmt ist, tut mit 27,99 € manchem Fan eher weh. Dota 2 kennt aber auch das andere Extrem und bietet den Großteil der Skin-Pakete für 3,19 € an. Relativ häufig fällt noch der Betrag 6,29 €, der an die von Blizzard gerne veranschlagten 6,49 € nah heran kommt und nicht allzu fern von 8,99 € ist. Dafür stellt Dota 2 Spielern schon zu Beginn alle Helden ohne Aufpreis zur Auswahl.
Als Vorreiter im Genre gilt aber natürlich weiterhin Riot Games mit League of Legends. Als das wohl erste Studio, das vollends auf den Verkauf ausschließlich optischer Verbesserungen vertraute, setzte das Studio 2009 auch einen Standard bei der Preispolitik. Dabei lassen die letzten Seasons vor allem den Schluss zu, dass sich die Masse an Spielern am Shop nicht zu stören scheint. Der Vergleich zu Heroes of the Storm fällt wegen der Echtgeld-Währung Riot Points aber schwer, da mit dem Kauf von Riot Points natürlich ein Mengenrabatt einhergeht. 5 € entsprechen 840 RP, was wohl als guter Maßstab dienen kann. Den Skin-Verkauf starten die Entwickler vereinzelt bei 260 RP, in der Regel aber bei 520 RP, also etwa 3,10 €, was sich mit Dota 2 gut vergleichen lässt. Viele der Skins gibt es außerdem für 975 RP, also zirka 5,80 €. Etwa 80 % der Skins sind zu diesem Preis oder günstiger zu haben und liegen damit deutlich unter den HotS-Preisen. Die Luft nach oben reicht bis zu 3250 RP, sprich etwa 19,34 €.
Das ist unfair am HotS-Shop
Verglichen zu Dota 2 und League of Legends muss sich Blizzard vor allem den Vorwurf gefallen lassen, zu wenige Alternativen für Spieler mit sehr niedrigem Budget zu bieten. Nur vier Skins kosten 4,49 €. Dann springt der Preis bereits um 2 € nach oben. Etwas abgehoben wirken auch die Freischaltungskosten für die Champions mit bis zu 8,99 € beziehungsweise 10.000 Gold. Hier ist Dota 2 definitiv Vorbild und selbst LoL pendelt sich bei einem Maximum von 975 RP, also 5,80 €, ein. Auch wer mit der Ingame-Währung in HotS einkaufen will, muss sich ranhalten. Zehn gewonnene Spiele bergen einen Aufwand von etwa vier Stunden und bringen schlappe 300 Gold. Das schafft eine Abhängigkeit von den täglichen Quests, die zwar deutlich belohnender sind, andererseits aber auch zu Klassen zwingen, die man mitunter gar nicht gerne spielen mag. Zweifelsohne steht HotS damit insbesondere der an Fairness nicht zu übertreffenden freien Heldenauswahl von Dota 2 nach.
Das ist fair am HotS-Shop
Heroes of the Storm verdient sich ein großes Lob dafür, dass ein gekaufter Skin mehr als nur ein Skin ist. Besitzer können nach Lust und Laune vor dem Spiel jeweils zwischen drei möglichen Farben des Skins wählen und damit ihren Look variieren. Dies trifft auch auf die Reittiere zu. Faktisch ergeben sich verschiedenste farbliche Kombinationen. Das sei nicht einfach so dahin gesagt. Ist man erstmal immer mit dem gleichen Helden unterwegs, so kann ein anderer Farbton subjektiv bereits einen ganz anderen Blickwinkel schaffen. Insofern sind die Preise auch derart fair, dass es nicht unbedingt wichtig ist, ob man für seinen Lieblingshelden einen Skin besitzt oder nicht. Denn schon der Standard-Skin enthält drei Farbvarianten und bietet so Abwechslung. Das Standardaussehen gilt für viele Spieler als attraktiv genug, da sie mit den Charakteren vor allem Erinnerungen an Warcraft, StarCraft oder Diablo verbinden und ein verrücktes Aussehen, wie die Stars & Stripes Uniform von Raynor, überhaupt nicht zu den Story-Erfahrungen der Originalspiele passt.
Fair ist durchaus, dass Blizzard zwar nicht bei sehr niedrigen Beträgen ansetzt, aber in Sachen Skins auch klare Grenzen nach oben kennt. Sieht man einmal von dem besagten Einhorn ab, so endet die Bandbreite an Outfits bei 12,99 €. Dies ist unheimlich weit entfernt von den Kosten eines Arcana-Skins in Dota 2 oder den exklusiveren Skins von Riot Games, welche wir bei ca. 19,34 € verortet haben.
Ein Fazit
Preise sind subjektiv. Ein Geldbeutel, in welchem Platinkarten und 200-Euro-Scheine das Gesamtbild zieren, erträgt HotS leichter als manch anderes Budget. Wegen den Farbkombinationen kann man die Preise von HotS als absolut erträglich bezeichnen und auch mit vielen Skins der Konkurrenz gleichsetzen. Damit weicht Blizzard nicht wirklich vom Genre-Standard ab, sofern es einen solchen denn überhaupt gibt. Schön wären mehr Möglichkeiten für kleine Budgets und geringere Freischaltungskosten für Helden. Da diese aber auch für Gold zu haben sind und damit zum häufigen Spielen motivieren, können sie ein Gesamturteil nicht hauptsächlich bestimmen. Unserer Meinung nach wählt Blizzard also einen durchaus guten und fairen Weg.