Hitman kehrt zurück zu seinen Wurzeln und bietet all das, was die Spiele-Reihe so groß gemacht hat. In der PS4-exklusiven Hitman Beta können wir vorab das Tutorial des Hauptspiels testen, das uns bereits alle Mechaniken und Möglichkeiten vorstellt. Square Enix und IO Interactive zeigen uns, dass die Kombination aus grenzenlosen Möglichkeiten, taktischem Geschick und brutalem Töten höchste Pionierarbeit ist.
Agent 47 tötet. Gnadenlos. Gefühlslos. Geräuschlos.
Er ist wie eine Maschine. Beauftragt mit einem Ziel werden immer und immer wieder die verschiedensten Optionen durchgegangen, so abstrus, brutal, elegant oder stupide sie auch sein mögen. Eine Maschine muss funktionieren, sie wird erfunden mit einer ganz bestimmten Intention, die es unreflektiert und unkontrolliert zu erreichen gilt. Für ihn ist es Töten. Gnadenlos. Gefühlslos. Geräuschlos.
Er, das ist Agent 47. Wenngleich er aussieht und sich verhält wie ein Mensch, geht er nur in seinem mörderischen Element auf. In der Beta-Phase zu Hitman, die es an diesem Wochenende auf der PlayStation 4 für die Vorbesteller des kommenden Episoden-Spiels gab, zeigte sich das in einem Verhör. „Er kennt keine Ethnien, keine Unterschiede, keine Gefühle. Er kennt nur das Töten.“ – „Auch wenn er etwas wüsste, das Sie erfahren wollen, würde er es Ihnen nicht sagen.“
Hitman Beta: Worum geht es?
Drücken wir auf Start, finden wir uns in den Höhen einer Berglandschaft wieder. Von Schnee bedeckt, steigen wir unter dem ungeheuerlichen Wind des Helikopters auf den Landeplatz. Wir werden empfangen von einer Dame, die uns in das Herz eines Geheimprogramms führt, das uns auf unsere Fähigkeiten testen soll. Erst ein Verhör, in dem wir schweigend in einem grauen, fensterlosen Raum sitzen, danach folgt unsere erste Mission.
Die Hitman Beta kommt mit überraschend vielen Inhalten, obwohl es nur das Tutorial des Hauptspiels ist. Insgesamt spielen wir eine Anfangsmission nach einem strengen Skript, anschließend dürfen wir uns in einem freien Spiel am gleichen Schauplatz austoben. Sind wir davon überzeugt, alle Mechaniken zu kennen und die Steuerung zu beherrschen, kommen wir zu einem neuen Ort, an dem wir unseren ersten Auftragsmord ohne große Hilfen und ohne blinkende Hinweise ausführen müssen.
Hitman Beta: Rückschritt und Fortschritt zugleich
Kommen wir zum eigentlichen Gameplay von Hitman. Der Entwickler IO Interactive hat sich mit dem neuen Titel wieder etwas mehr an Blood Money orientiert, was in der Retrospektive tatsächlich ein Rückschritt der Spiele-Reihe bedeutet. Blicken wir aber auf die Resonanzen von Absolution, dem letzten Ableger, ist dieser Rückschritt eine Segnung. Die Einschränkungen, die Agent 47 dort hatte, beeinträchtigten die Spielweise generell.
Im neuen Teil spielen wir stets in verschiedenen Umgebungen, die wir ganz und gar durchqueren können. Bis auf die Außengrenzen gibt es nichts, was uns beschränkt. Das gibt uns wiederum taktisch und spielerisch so viele Freiheiten, dass wir die Mission des freien Trainings der Beta ganze neun Mal wiederholen konnten, ohne auf die gleichen Tötungsmethoden zurückzugreifen. Mord ohne Grenzen.
Als Agent 47 haben wir zum einen den bereits bekannten Instinkt-Modus. Mit diesem sehen wir durch Wände und können uns einen Überblick über alle Leute vor Ort verschaffen. Er gibt Antworten auf die wichtigsten Fragen: Wer könnte misstrauisch werden, wenn er uns sieht? Wen könnten wir ausschalten, um uns einen Vorteil zu verschaffen. Und natürlich: Wo ist die Zielperson, die wir töten müssen?
Hitman Gameplay: Kleidung, Hilfsmittel, Speichern
Dabei arbeitet Hitman mit verschiedenen Markierungen auf der Karte und im Instinkt-Modus. Wir haben die Möglichkeit, die Uniform eines Erschlagenen anzuziehen oder eine Klamotte in einigen Räumen zu finden, mit der wir uns einkleiden können. Immer dann, wenn wir beispielsweise von einem Ingenieur zu einem Mitglied der Schiffscrew wechseln, ändern sich auch die Leute, die misstrauisch werden. Der Kapitän der Jacht kennt seine Mitarbeiter, aber nicht die Bauleute, die den Motor reparieren. Logisch.
Außerdem gibt uns unser Aussehen unterschiedliche Rechte, beispielsweise am Bord der Tutorial-Mission in der Hitman Beta. Ein Crew-Mitglied darf auf das obere Deck, ein einfacher Besucher der Party nicht. Auf dem Weg finden wir zudem unterschiedliche Hilfsmittel, die wir benutzen können: Außerhalb liegen Münzen, mit denen wir Sicherheitsleute in eine Ecke locken können, um so an ihre Uniform zu gelangen, unter Deck findet sich Rattengift, das wir in den Wein kippen können und mit dem Schraubenschlüssel können wir aus der Ferne entweder Gegner ausschalten oder aus der Nähe Türen aufbrechen.
Eines der besten Beispiele, warum der Rückgang zu Blood Money gleichzeitig ein Fortschritt für die Reihe darstellt, ist das Speichersystem. Wir können jederzeit in einer Mission speichern und so auch völlig verrückte oder außergewöhnliche Aktionen austesten. So probierten wir unter anderem, was passiert, wenn der Feueralarm ausgelöst wird oder wenn wir die Zielperson einfach aus der Ferne mit einem Revolver erschießen – ohne, dass wir nochmals mühsam an den gleichen Punkt gelangen mussten, wenn es schiefging. Was natürlich der Fall war.
Hitman Beta: Herausragende Freiheit dank unrelevanter Story
Nachdem wir das Training beendet hatten, konnten wir uns dem finalen Test stellen. Er fand nicht auf dem Boot statt, das wir am Anfang des Tutorials infiltrierten, sondern in einer abgezäunten Basis eines Superschurken. Details lassen wir hier einmal aus, denn die Story war in der ganzen Hitman Beta durchweg nicht wirklich relevant, da die offene Spielwelt zusammen mit den taktischen Freiheiten nur Platz für eine Geschichte bot, die einen Grund für unseren Besuch dort erzählte.
Dort, ihm Rahmen des finalen Tests, gab uns das Spiel eine weitere Funktion in die Hand, die wir in den Einstellungen deaktivieren konnten: den Opportunity-Modus. Ist er aktiviert, werden uns Symbole auf der Karte und in der Spielwelt angezeigt, bei denen wir eine Gelegenheit ergreifen können. So wird darauf hingewiesen, dass wir lieber warten sollen, bis die Schicht der Aufseher wechselt, damit wir auf das Gelände kommen, anstatt entdeckt zu werden. Für Einsteiger ist es nahezu essentiell, da bei mehrmaligen Misslingen mitunter die Motivation leidet, für Erfahrene nimmt es teilweise jedoch die Freiheiten, die wir bereits so sehr lobten.
War die finale Mission, die letztlich als Aufnahmeprüfung dient, erfolgreich, ist die Hitman Beta beendet. Wir können die Aufträge nochmals durchspielen und so noch mehr Möglichkeiten durchprobieren, weitere Inhalte fehlen jedoch. Für uns boten die beiden Missionen zusammen mit dem freien Training dennoch so viel Abwechslung, dass wir insgesamt fünf Stunden spielen konnten. Für ein Tutorial ein wirklich gut genutztes Potential. Ohne Wiederholungen beträgt die Spielzeit ungefähr ein bis zwei Stunden.