Mit Homefront: The Revolution wollen die Entwickler zeigen, dass ein gutes Setting zusammen mit frischen Gameplay-Ideen und einer Open World begeistern können. Im Test zum Shooter der Dambuster Studios wird leider nur das Potential wirklich sichtbar – zu großen Teilen wirkt das Spiel unfertig und so linear wie sein Vorgänger. Warum das so ist, lest ihr in unserer Review zum zweiten Homefront.
Es war eine lange Entwicklungsgeschichte und wohl eine der schwersten, die ein Spiel dieser Größenordnung jemals verkraften musste. Nach der Pleite vom ursprünglichen Publisher THQ wurde die Arbeit an Homefront: The Revolution von Crytek übernommen, die wenige Monate später ebenfalls finanzielle Probleme hatten. Nun ist der Shooter unter dem Zeichen von Deep Silver erschienen.
Die Turbulenzen dieser Entwicklung können wir deutlich in Homefront: The Revolution spüren. Wer den Titel zum Release gespielt hat, oder wie wir eine Woche danach, stößt auf viele unvollkommene Stellen und unausgereifte Story-Ausschnitte. Wo die Stärken und Schwächen von Homefront: The Revolution liegen, erklären wir euch in dieser Review.
Story-Trailer geht auf Geschichte von Homefront: The Revolution ein: Innerhalb des Trailers dürft ihr euch darüber hinaus auf zahlreiche Gameplay-Szenen freuen.
Story von Homefront: The Revolution – USA gegen Nordkorea
Grundlegend hat sich im Vergleich zum ersten Teil von Homefront nicht viel geändert. Auch in Homefront: The Revolution kämpfen wir als US-Amerikaner um die Freiheit des eigenen Landes, das durch eine nordkoreanische Militärdiktatur unterdrückt wird.
Begonnen hat alles in den frühen 60er Jahren. In der alternativen Realität schottete sich Nordkorea nicht ab, sondern entwickelte sich technologisch und politisch rasch weiter. Im 21. Jahrhundert hat die USA in vielen Kriegen ihre Finger im Spiel – verliert sie und wird wirtschaftlich weit nach hinten geworfen. Das Land braucht Hilfe.
Schicksal der Befreiung liegt in unseren Händen
Nachdem eine EMP-Bombe schließlich die gesamten militärischen Arsenale lahmlegen, liefert der nordkoreanische Staatskonzern die neuen Waffen. Truppen aus Übersee kommen, um Amerika wieder zu stärken. Wenig später offenbart sich eine Hintertür in den verkauften Waffen, die sie allesamt stilllegen – die angeblichen Hilfskräfte stellen sich als Unterdrücker heraus und übernehmen unter anderem die Stadt Philadelphia, die wir zurückerobern müssen.
An dieser Stelle steigen wir in Homefront: The Revolution ein und machen uns als Zivilist ein eigenes Bild vom Unglück. Um uns herum hat sich bereits eine revolutionäre Befreiungsfront gebildet, dessen Schicksal letztlich in unseren Händen liegt.
Ab diesem Punkt fängt die Story aber auch an, immer mehr zu schwanken und wird am Ende immer schwächer, als sie am Anfang noch war.
Der stumme Protagonist
Das liegt vor allem daran, dass die Charaktere einseitig sind und eine Reihe von Klischees bedient werden, die wir uns bei so einem Abenteuer nicht erhofft hatten. Dazu kommt, dass wir als Protagonist nicht sprechen können und damit eine wesentliche Rolle im ganzen Konstrukt der Revolution fehlt. Wir fühlen uns im Laufe des Spiels mehr und mehr als Roboter, der die Aufgaben erfüllt, sich selbst aber nicht weiterentwickelt. Ziel des Spiels ist es, alle Gebiete einzunehmen.
Erzählerisch wirkt Homefront: The Revolution daher sehr beengt und voreingenommen, wenngleich das Setting ein sehr starkes ist. Der Kampf und die Hintergrundgeschichte zwischen Nordkorea und den Vereinigten Staaten liefert eine herausragende Vorlage, die jedoch nur stückweise gelungen realisiert wurde.
Gameplay von Homefront: The Revolution – Die Mischung macht’s
Wenn wir Homefront: The Revolution spielen, erinnern wir uns an andere bekannte Open-World-Shooter. Die Steuerung ist nicht anders, das Spielprinzip aus Missionen und Gegnern ist vertraut. Bemerkenswert ist die eher vertikale Ausrichtung des Spiels. Oft klettern wir auf Gebäude oder müssen Konstruktionen erklimmen, um an unser Ziel zu kommen. Das sorgt für Abwechslung, ist aber auch nichts gänzlich Neues, wenn wir einen Blick auf Dying Light oder Far Cry werfen.
Wenn wir uns durch die Welt von Homefront: The Revolution kämpfen, dann machen vor allem die Stealth- und Erkundungstouren besonders viel Spaß. Die Atmosphäre stimmt, in eingenommenen Territorien sind die Menschen glücklich uns zu sehen, in feindlichen Gebieten fliegen Drohnen herum und brennen Mülltonnen. Auch die Flucht gehört zu den spielerischen Höhepunkten, sie sorgt für Spannung und bringt ein wenig Abwechslung in die monotonen Missionen.
Auf der anderen Seite ist die offene Spielwelt gar nicht so grenzenlos, wie es uns versprochen wurde. Wir stoßen während des Aufstandes auf Tunnel, in denen der nächste Abschnitt der Karte geladen wird. Die Map ist wie mit einem Lineal durchgeschnitten. Die Open World funktioniert dadurch nicht so, wie wir es kennen, obgleich das Durchlaufen der dennoch großen Gebiete spannend ist.
Launch-Trailer zum Guerilla-Shooter: Der offizielle Launch-Trailer zu Homefront: The Revolution, der einige explosive Szenen für euch bereithält.
Herumschlagen im Nahkampf
Nicht gut durchdacht und unfertig sind Teile der Steuerung. Das Klettern verläuft holprig und sorgt manchmal dafür, dass wir an einer Kante wieder herunterfallen. Gerade beim Fliehen kann das zum Problem werden. Zudem ist die Schwierigkeit der KI nicht durchgängig und unverständlich. An einigen Orten können wir unbemerkt an den Augen der Patrouillen vorbeigehen, an anderen erwartet sie uns schon wegen unserer Schritte. So abenteuerlich diese Unwissenheit auch sein mag, uns hat dies nicht gefallen.
Ein Kernelement in Homefront: The Revolution ist das Kampfsystem. Das Schießen mit den Waffen geht gut von der Hand, sowohl mit der Maus und Tastatur als auch mit dem Controller. Das gilt auch für das Werfen von Granaten oder Molotovs, das Steuern von kleinen Bomben auf Rädern oder das Bedienen eines virtuellen PCs während des Hackens.
Daneben existiert ein Nahkampfsystem, mit dem wir von vorne bis hinten keinen Spaß hatten. In Stealth-Situationen geht zwar alles reibungslos von der Hand, wollen wir aber mit unserer Faust auf die Gegner losgehen, verlieren wir den Fokus, schlagen gegen eine Wand, rennen plötzlich nach vorne und werden dabei so oft angeschossen, dass wir dabei mehr als einmal gestorben sind.
Herz und Verstand für Anfänger: In Homefront: The Revolution geht es darum, das Land zurückzuerobern und die Unterdrücker der „KVA“ zu besiegen. Der Trailer präsentiert die verschiedenen Zonen und zeigt, was wir in jeder einzelnen zu tun haben werden.
Waffen-Upgrades und Rollenspiel-Elemente
Die Waffen in Homefront: The Revolution sind gut durchdacht, aber rar. Uns stehen beispielsweise Pistolen, Sturmgewehre und Raketenwerfer zur Auswahl, die wir uns mit der verdienten Ingame-Währung aus den Nebenmissionen kaufen und erweitern können. Finden wir ein Gewehr von einem Gegner, kann es nur mit dem gleichen Fingerabdruck abgefeuert werden und ergo für uns nicht bedienbar. Bei den Upgrades der Waffen stehen uns einige Möglichkeiten zur Verfügung, die durchaus ausgearbeitet sind.
Homefront: The Revolution bietet während des Spielens eine Reihe von Rollenspiel-Elementen, die sich auf die Ausdauer, das Klettern oder die Zielgenauigkeit beschränken. Machen wir eine spezielle Mission, bekommen wir Fähigkeitspunkte, die wir darin investieren können. Das ist nichts, was wir noch nie gesehen hätten, ergänzt das Spiel jedoch zweifelsfrei auf den richtigen Weg.
Grafik von Homefront: The Revolution – Zeitgemäß?
Die Spielwelt von Homefront: The Revolution sieht gut aus und hat an einigen Stellen die Liebe zum Detail erfahren, die sie auch in den restlichen Territorien verdient hätte. Die Charaktere und Gegner passen sich dem Erobern von Gebieten an, die Zivilisten räumen nach unserer Befreiung die Straßen frei oder sprühen Revolutions-Graffiti an die Wände. Zeitweilig stoßen wir aber auch an Orte, an denen wir matschige Texturen oder Bugs finden.
Die Fehler in Homefront: The Revolution sind ein größeres Problem, als wir dachten. Noch nach dem Day-One-Patch kämpft der Shooter damit, dass die Modelle der Charaktere ineinander verschmelzen oder es unsichtbare Wände gibt, die dort offensichtlich gar nicht sein sollten. Technische Probleme mit der Framerate auf dem PC und den Konsolen kommen dazu. Diese Unvollkommenheit ist das, was wir am Anfang dieser Review mit der schweren Entwicklung zu erklären versuchten: Es fehlte einfach die Zeit.
Zudem ähnelt Homefront: The Revolution von der Grafik her ein wenig an den 2011 erschienenen Vorgänger. Logischerweise ist der Anblick auf den neuen Konsolen (PlayStation 4 und Xbox One) sichtbar besser, eine zeigemäße Grafik ist das im Vergleich zu anderen Titeln jedoch leider nicht. Sie ist ein wenig verstaubt. Den Spielspaß verringert dies glücklicherweise nicht.
Widerstandsmodus im Video: Es sind Gameplay-Szenen direkt aus dem Spiel zu sehen, die unter anderem die Waffen und Szenen aus den anfangs zwölf Missionen zeigen. Nach Release sollen weitere Inhalte kostenlos veröffentlicht werden.