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Just Cause 4: Test: Chaos im Paradies

Tornado, Sandsturm und Co.

Viel besser gefallen uns da schon die Naturgewalten, die die Entwickler im Vorfeld zur wohl wichtigsten Neuerung innerhalb der Spielerfahrung auserkoren haben. Die extremen Wetterlagen wie Tornados, Sandstürme oder Gewitter sind herausragend inszeniert und sorgen für noch mehr Chaos innerhalb der Welt.

Natürlich macht es unglaublich viel Spaß mit dem Fallschirm oder an Bord eines Autos einen Tornado zu erklimmen oder die Gegner mit den Blitzen eines Gewitters zu malträtieren, doch für wirklich frischen Wind (Wortwitz!) mangelt es den Wetterextremen an Tiefgang. Zwar sorgen die Bedingungen für etwas Abwechslung zum üblichen Zerstörungsalltag, finden in Just Cause 4 allerdings zu sporadisch Einsatz, um die Spielerfahrung so zu definieren, wie es die ersten Trailer verheißen ließen.

Zumal die Entwickler die Wetterlagen oftmals nur als Vorwand nutzen, um uns eine Menge Chaos auf den Hals zu hetzen: In einer Verfolgungssequenz versuchen wir dem gewaltigen Sandsturm zu entkommen, während uns das Spiel – ohne ersichtlichen Grund oder Tiefgang – endlose Mengen an feindlichen Fahrzeugen und Hubschraubern entgegenwirft.

Wer jetzt also auf eine frische Spielerfahrung gehofft hatte, dürfte von Just Cause 4 vermutlich enttäuscht sein. Dabei ist die Open World-Sandbox alles andere als ein schlechtes Spiel. Wer wie in einem Action-Blockbuster im Kino einfach mal das Hirn ausschalten und Chaos stiften möchte, erhält mit dem vierten Ableger zweifelsohne den bislang besten Serienteil.

Das Spiel funktioniert seit nunmehr zwölf Jahren auch deshalb so hervorragend, weil es sich selbst nicht allzu ernst nimmt und das Experimentieren mit der Physik und den durchgeknallten Möglichkeiten in den Vordergrund stellt. Explosionen im Sekundentakt, umstürzende Reaktoren und aberwitzige Waffen, mit denen wir alles in Schutt und Asche legen: Genau das ist Just Cause 4. Die spielerischen Schwächen – und davon gibt es wahrlich einige – fallen erst auf, wenn sich der Staub gelegt hat oder das Abenteuer unnötigerweise das Tempo herausnimmt.

Abseits der Haupthandlung sorgen zahlreiche optionale Stunts, versteckte Easter-Eggs oder Attentatsmissionen für Abwechslung. Außerdem dürfen wir altertümliche Gräber erkunden und Überwachungsluftschiffe der Schwarzen Hand ausschalten – mehr als genug zu tun also, um uns auch nach der Story noch bei Laune zu halten.

Die liebe Technik

Aus technischer Sicht ist die Just Cause-Reihe seit jeher problembehaftet, daran hat sich auch mit dem nunmehr vierten Ableger leider nichts geändert. Während die PC-Fassung aus grafischer Sicht größtenteils überzeugen kann, haben die Versionen für PlayStation 4 und Xbox One mit einigen Problemen zu kämpfen.

Dabei überzeugt Solis mit einer abwechslungsreichen Flora und teils wunderschönen Biomen wie Dschungel, Wüste oder schneebedeckten Bergen. Zumindest aus der Distanz, denn je näher wir kommen, desto deutlicher werden simple und detailarme Umgebungen.

Teils heftiges Kantenflimmern, unschöne Pop-Ups und spät nachladende Texturen stoßen extrem sauer auf und auch die steifen Animationen wirken hoffnungslos veraltet. Allerdings muss man sich die gigantische und abwechslungsreiche Spielwelt vor Augen halten, die mit ihrer schieren Größe selbst die namhafte Open World-Konkurrenz vor Neid erblassen lässt.

Abwechslungsreiche Umgebungen, bombastische Explosionen, teils wunderschöne Lichteffekte und beeindruckende Wetterkapriolen fordern hier eben ihren Tribut, sodass wir Abstriche in der Texturqualität in Kauf nehmen müssen. Das wäre auch vollkommen in Ordnung, käme es nicht immer wieder zu nervigen Pop-Ups und Rucklern. Auch im Hinblick auf die hässlichen Charakter- und Fahrzeugmodelle stellen wir uns mit Just Cause 4 unweigerlich die Frage, ob nicht wieder einmal weniger mehr gewesen wäre. Eine kleinere, dafür detailliertere Welt hätte dem Spiel gut zu Gesicht gestanden.

Immerhin läuft Just Cause 4 bis auf die angesprochenen Ruckler auch auf Xbox One und PlayStation 4 größtenteils wunderbar flüssig, was gerade im Hinblick zur katastrophalen Performance des Vorgängers (dessen Bildrate auf Konsolen gerne mal auf 15 FPS fiel) die wohl größte Stärke des neuesten Ablegers darstellt.

Die deutsche Sprachausgabe geht insgesamt in Ordnung und könnte mit den pseudo-coolen Dialogen direkt aus einem B-Movie-Streifen stammen, allerdings wiederholen sich Ricos (zu großen Teilen aus Schimpfworten bestehende) Ausrufe viel zu oft. Auch musikalisch reißt das Spiel keine Bäume aus, wenngleich der Soundtrack gut zum Spielgeschehen passt. Gerade die wuchtigen Waffensounds und Explosionen wissen jedoch zu gefallen.

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Philipp Briel

Liebt Games und Serien auf allen Plattformen. Klemmt sich bevorzugt hinter das Lenkrad virtueller Rennwagen oder erholt sich an den Gewässern offener Spielwelten. Fühlt sich im Auenland aber genauso heimisch, wie in Battle-Royale-Shootern oder der nordischen Mythologie.
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