Was für Konsoleros der Controller ist, sind für Spieler, die am PC zocken, Maus und Tastatur. Dabei muss die Peripherie teilweise stundenlanger Belastung, unzähligen Tastenbetätigungen und auch mal rauen Beschimpfungen standhalten. Wie viel vor allem eine waschechte Gaming-Tastatur im Dauerbetrieb leisten muss, ist vielen Nutzern wahrscheinlich nicht einmal bewusst.
Hinweis: Die K100 RGB wird laut Corsair spätestens in der kommenden Woche verfügbar sein. Bei Amazon wird die Gaming-Tastatur bereits jetzt gelistet. Die UVP liegt bei 249,99 Euro.
Immer wieder hört man die Bemerkung, dass auch eine einfache Standard-Tastatur für Spiele völlig ausreichend ist. Und dennoch möchte ich persönlich meine mechanische Corsair K70 RGB MK.2 nicht mehr missen, die bei mir schon viele Monate im Einsatz ist und beim Verfassen von unzähligen Texten geholfen hat. Meine Anforderungen an eine gute Tastatur, die langfristig einen Platz auf meinem Schreibtisch erhält, sind in den letzten Jahren stark angestiegen. Es hat seinen Grund, weshalb ich eine normale Standard-Tastatur nicht mehr nutzen möchte. Weshalb das so ist, möchte ich euch gerne in diesem Artikel genauer erklären.
Corsairs neues Tastaturen-Flaggschiff: Die K100 RGB
Für diesen Test bin ich auf Corsairs neue Flaggschiff-Tastatur, die K100 RGB mit optisch-mechanischen Tastenschaltern gewechselt, bei der es sich um den Nachfolger der K95 RGB Platinum handelt, die bei Gamern äußerst beliebt ist. Wie bereits erwähnt, waren meine Ansprüche an die K100 RGB im Vorfeld hoch, da ich keines der Features vorheriger Tastaturen mehr missen möchte. Außerdem war ich gespannt auf die von Corsair versprochenen Features, die die K95 sinnvoll erweitern sollen. Doch beginnen wir erst einmal bei der Ausstattung der 250 Euro teuren Tastatur.
Inhalt der K100 RGB
Nach dem Kauf der K100 RGB erwartet euch zusätzlich zu der Tastatur selbst eine Handballenauflage, ein Werkzeug zum Wechseln der Tasten, austauschbare Tasten sowie ein Handbuch. Bei den zusätzlichen Tasten handelt es sich um W, A, S, D für First-Person-Shooter sowie separat noch einmal die Tasten Q, W, E, R, D und F für RTS. Diese verfügen über eine deutlich rauere Oberfläche, damit eure Finger auch in hitzigen Situationen nicht von der jeweiligen Taste rutschen.
Die Handballenauflage besteht aus Silikon, ist mit Memory-Schaumstoff gepolstert und kann ganz einfach per Magnet an die Tastatur angedockt werden. Einmal in die finale Position gebracht, sitzt die Auflage bombenfest.
Die Basis der K100 RGB bildet ein Aluminiumrahmen, der der gesamten Tastatur nicht nur schon auf den ersten Blick ein unverwüstliches Aussehen verpasst, sondern auch bei Maßen von 470mm x 166m x 38mm ein Gewicht von ordentlichen 1,28 Kilogramm auf die Waage bringt. Im direkten Vergleich mit der K95 RGB Platinum mit 1,68 kg ist die K100 RGB zwar ein wenig leichter, dennoch steht die Tastatur fest auf dem Schreibtisch. Die großzügigen, gummierten Standfüße an der Unterseite tragen ihren Teil dazu bei, dass sich die K100 RGB nicht einen Millimeter bewegt, selbst wenn ihr in Call of Duty: Warzone hektisch versucht den letzten Gegner auszuschalten und dabei wie wild auf der Peripherie herumdrückt. Lediglich wenn die Tastatur leicht nach rechts oder links bewegt wird, kann es sein, dass einer der beiden Standfüße einklappt, was für die ansonsten sehr gute Stabilität ein wenig schade ist.
Die Tasten der K100 RGB sind zwar nicht ganz so stark strukturiert, wie die erwähnten Zusatztasten, dennoch ist deren Oberfläche leicht angeraut, wodurch auch feuchtere Finger deutlich besser Halt finden. An der linken Seite der Tastatur befinden sich in einer horizontal angeordneten Reihe insgesamt sechs dedizierte und individuell programmierbare Makro-Tasten, die zudem die Möglichkeit bieten, in die Elgato Stream Deck-Software integriert zu werden.
iCUE-Drehregler als große Neuerung
Die wohl auffälligste optische Neuerung ist auf den ersten Blick der multifunktional programmierbare iCUE-Drehregler an der linken oberen Seite der Gaming-Tastatur. Damit könnt ihr verschiedenste Dinge steuern, je nachdem, was euch am besten gefällt oder die Arbeit erleichtert.
Steuern lässt sich mit dem Kontrollrad zum Beispiel die Helligkeit der RGB-Beleuchtung. Betätigt ihr die Taste in der Mitte, könnt ihr zusätzlich zwischen verschiedenen Anwendungsgebieten umherschalten. Hier stehen dann Funktionen wie „Medienjogging“ zur Verfügung, um zum Beispiel in Anwendungen wie iTunes und Spotify einen schnellen Rück- bzw. Vorlauf auszuführen. Mit dem „Spurwähler“ könnt ihr den vorherigen oder nächsten Song auswählen. Die Funktion „Macro Recording“ gibt euch jederzeit die Möglichkeit, mit Hilfe der programmierbaren Tasten eigene Makros aufzuzeichnen.
Mehr geht kaum: Profile, Makros und Beleuchtung
Natürlich hat Corsair auch daran gedacht, dass ihr verschiedene Profile anlegen, benutzen und zwischen diesen wechseln könnt. Der verbaute Onboard-Speicher lässt euch mit einer Kapazität von 8 Megabyte bis zu 200 unterschiedliche Profile anlegen, die über individuelle Makros, Einstellungen und eigene Beleuchtungs-Effekte verfügen können. Auf der linken Seite des Reglers befindet sich der Profil-Button mit dessen Hilfe ihr per Knopfdruck ganz einfach durch eure angelegten Profile schalten könnt. Möchtet ihr zudem in Spielen schnell die Windows-Taste deaktivieren, befindet sich dafür ein separater Button rechts von dem Kontrollrad.
Für die Steuerung von Audio befindet sich auf der rechten Seite der K100 RGB eine Mute-Taste sowie ein Lautstärkeregler, der genau wie bei der K70 und K95 einen hochwertigen Eindruck vermittelt und sehr leichtgängig betätigt werden kann.
An der vorderen Kante der Tastatur hat Corsair ein USB 2.0-Anschluss verbaut, an dem ihr zum Beispiel eure Maus, euer Headset oder andere USB-Geräten anschließen könnt. Dank x-förmigen Kanälen auf der Unterseite lassen sich Kabel von angeschlossenen Geräten gut verstauen.
Schade ist, dass Corsair hier noch immer auf einen USB 2.0-Anschluss vertraut und nicht auf USB 3.0 setzt. Schließt ihr daran eine schnelle USB 3.0-Festplatte oder -Stick an, müsst ihr euch auf eine niedrigere Datenübertragungsrate einstellen als bei USB 3.0 eigentlich möglich wäre.
Optisch-mechanischen Tastenschaltern: Was können sie wirklich?
Die größte Neuerung an der K100 RGB, die ihr erst beim Tippen registrieren werdet, sind die optisch-mechanischen Tastenschalter, die Corsair zum ersten Mal in einer Tastatur verbaut hat. Die Corsair OPX-Tastenschalter verfügen lediglich über einen Betätigungsabstand von 1,0mm und einen Gesamtweg bis zum Anschlag von 3,2mm. In Kombination mit einem leichteren linearen Anschlag sind mit der K100 RGB entsprechend sehr schnelle Eingaben möglich, an die man sich aber erst einmal gewöhnen muss.
Bei Opto-Mechanical Switches handelt es sich um eine Kombination aus mechanischen Schaltern, die aus einem Stempel mit Feder bestehen und einem Lichtstrahl, der als optisches Auslösesignal genutzt wird. Wenn der Stempel den Lichtstrahl unterbricht, wird ein Signal an den PC geschickt, dass der Nutzer auf der Tastatur einen Schalter betätigt hat.
In der K100 RGB sind die Opto-Mechanical Switches linear, ihr erhaltet beim Drücken also kein taktiles oder akustisches Feedback, da sich diese während des Drückens immer gleich anfühlen. Zwar könnte Zocker und vor allem Vielschreiber die fehlende Rückmeldung ein wenig irritieren, dafür erhaltet ihr allerdings sehr schnelle Switches, die schon bei 45 Gramm Betätigungskraft auslösen. Habt ihr euch daran erst einmal gewöhnt und seid nicht partout auf ein taktiles oder akustisches Feedback angewiesen, könnt ihr mit der K100 RGB in sehr schneller Folge Befehle eingeben. Da die Tasten kein hörbares Geräusch von sich geben, wird außerdem euer Umfeld ein geschont. Denn selbst Nutzer, die das Zehnfingersystem beherrschen, können auf der einen Seite zwar wie der Wind über die Tastatur huschen, machen auf der anderen Seite aber dennoch deutlich weniger Lärm.
Corsair versprich bei den optisch-mechanischen Schaltern beeindruckende 150 Millionen Tastenanschläge. Damit dürftet ihr viele Jahre Spaß an der Tastatur haben, auch wenn ihr jeden Tag über viele Stunden in die Tasten haut.
Alternativ könnt ihr euch bei der K100 RGB aber auch für die bewährten Cherry MX RGB Speed-Schalter entscheiden. Diese bieten euch einen Betätigungsabstand von 1,2mm, während immerhin 100 Millionen Tastenanschläge garantiert werden. Laut Corsair sind diese bis zu viermal schneller, als es bei anderen mechanischen Gaming-Tastaturen der Fall ist.
iCUE
Gesteuert wird die K100 RGB über das Corsair-eigene Programm namens iCUE, das als zentrale Benutzeroberfläche dient, über das sich auch weitere Produkte von Corsair wie zum Beispiel der Arbeitsspeicher oder die Luftersteuerung konfigurieren lassen. Hier können unter anderem lokale Profile genau wie Makros angelegt, Beleuchtungseffekte ausgewählt oder selbst designt und vordefinierte Profile über eine Bibliothek geladen werden.
Eine Polling Rate bzw. Tastenscanning von bis zu 4.000 Hz, bis zu 20 übereinandergelegte Beleuchtungsebenen, Full N-Key Rollover mit 100 Prozent Anti Ghosting und ein Bottom-Row im Standard-ISO Layout, wodurch die Verwendung von Aftermarket-Tastenkappen deutlich vereinfach wird, runden das sehr runde Paket der K100 RGB ab.
Wie schreibt/spielt es sich mit der Corsair K100 RGB?
Es ist bei der K100 RGB wie bei so vielen Dingen im Leben: Man muss sich erst einmal an Veränderungen gewöhnen. Gerade der Wechsel einer Tastatur führt in den meisten Fällen dazu, dass anfangs die falschen Tasten gedrückt werden. In meinem Fall bin ich, wie eingangs erwähnt, von der K70 RGB MK.2 (Cherry MX Red Switches) auf die K100 RGB gewechselt. Der größte Unterschied waren zu Beginn die sechs Makro-Tasten auf der linken Seite, die einige Stunden für Vertipper sorgten, da diese bei meiner vorherigen Tastatur nicht vorhanden waren.
Nach einem Tag der Eingewöhnung hatten sich die falschen Tastenanschläge allerdings schon deutlich verringert. Die Gewöhnung an die tatsächlich sehr schnellen optisch-mechanischen Schalter dauert bei mir derzeit noch an. Gefühlt kann ich damit schneller tippen, der kürzere Betätigungsweg fällt direkt auf. Selbst wenn eine Taste nur sehr leicht angetippt wird, registriert der PC in den meisten Fällen bereits einen Befehl.
Ich bin mir aber sicher, dass der kurze Betätigungsweg vor allem von Spielern als sehr positiv betrachtet werden könnte, da Befehle an die K100 RGB blitzschnell verarbeitet werden und dadurch ein kleiner, aber taktischer Vorteil im Spiel entsteht. Lediglich Nutzer, die beim Schreiben und Spielen taktiles und/oder akustisches Feedback benötigen, werden mit diesen Schaltern wohl weniger ihre Freude haben. Schließlich passieren Vertipper mit den schnellen Switches einfach viel zu schnell und werden zudem oft nicht direkt bemerkt.