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Keystores: G2A verlangt Geld von Kunden, die lange nicht eingeloggt waren

Der im Graumarkt agierende Key-Händler G2A steht erneut im Zentrum der Kritik. Das Unternehmen verlangt von Kunden, die sich seit längerer Zeit nicht eingeloggt haben, eine Inaktivitätsgebühr. Diese wird vom Guthaben des Kontos abgezogen.

Spieler und Branchenexperten kritisieren einmal mehr G2A, den laut eigenen Angaben größten Online-Marktplatz für Videospiele. Grund dafür ist eine kurios anmutende Gebühr, die für die Inaktivität eines Accounts verlangt wird.

Personen, die seit 180 Tagen nicht mehr in einem mit G2A Pay verbundenen Account eingeloggt waren, erhalten eine E-Mail mit entsprechender Information an den Nutzer.

Die E-Mail lautet wie folgt:

„Hallo,

Uns ist aufgefallen, dass du dich seit fast 180 Tagen nicht mehr in deinen Account eingeloggt hast.

Sobald die 180 Tage vergangen sind, werden wir eine Inaktivitäts-Gebühr in Höhe von 1 Euro erheben. Wir werden für jeden weiteren Monat, in dem du dich nicht einloggst, erneut 1 Euro erheben. Das Geld ziehen wir von deinem G2A Wallet ein.

Für mehr Details, bitte schau in den G2A Pay Nutzungsvertrag, Paragraph 20.“

Beim G2A Wallet handelt es sich um das Guthabenkonto eines jeden Nutzers, das jederzeit aufgeladen werden kann. Es ist vergleichbar mit denen auf Steam, Humble Bundle oder Origin. Sollte jemand auf G2A ein Spiel verkaufen, dann wird der Gewinn ebenfalls auf das G2A Wallet transferiert. Das gesamte System wird über ein G2A Pay genanntes Konto abgebildet.

Nutzungsvertrag bestätigt Inaktivitätsgebühr

Die Nachricht dieser E-Mail wird tatsächlich vom Nutzungsvertrag von G2A Pay bestätigt, in dem weitere Details zur Inaktivitätsgebühr aufgelistet sind:

„Wenn sich der Benutzer mehr als 180 (einhundertachtzig) Tage über die Website nicht in den Account anmeldet, ist das Unternehmen [G2A] berechtigt, die G2A Wallet-Inaktivitätsgebühr des Benutzers in Höhe von 1 EUR (einen) pro Monat oder weniger zu berechnen, wenn das G2A Wallet des Benutzers nicht über ausreichende finanzielle Mittel verfügt, um die Inaktivitätsgebühr zu erheben. Das Unternehmen ist auch dazu berechtigt, das G2A Wallet des Nutzers zu kündigen, sollten auf diesem nicht genügend finanzielle Mittel zur Zahlung der Inaktivitätsgebühr vorhanden sein. Die Gebühr für die Inaktivität wird nicht zurückgegeben. Der Nutzer ist über die Kündigung seines Kontos zu informieren.“

„Die Verwaltung von Konten kostet Geld“

In einem Statement auf Reddit erklärt der vermeintlich offizielle G2A-Account, dass es sich hierbei lediglich um eine Erinnerung handle. Damit solle sichergestellt werden, dass der Account noch benutzt werde.

Demnach werde die E-Mail drei Tage vor Ablauf der 180 Tage an den Besitzer des Kontos versendet. Die Gebühr werde des Weiteren nur erhoben, sollte auf dem G2A Wallet eine Geldsumme vorhanden sein. Sobald sich der Nutzer wieder einloggt, werde der Timer zurückgesetzt und es müssen erneut 180 Tage ohne Login vergehen, bis eine Zahlungsankündigung erfolgt. 

Das Unternehmen begründet die Erhebung dieser Inaktivitätsgebühr damit, dass die Führung eines solchen Kontos Geld koste:

„Die Verwaltung von Konten (IT-Infrastruktur, Serverwartung usw.) kostet Geld, und wenn jemand das Konto nicht verwendet, ist es nicht sinnvoll, das Konto zu warten. Wir verlangen von den Benutzern nicht, dass sie etwas kaufen, sondern sich lediglich mindestens alle sechs Monate einmal einloggen, damit wir wissen, dass sie noch bei uns sind. Als Finanzinstitut werden wir auch überwacht, kontrolliert und geprüft und müssen all unsere Konten und das auf diesen Konten gespeicherte Geld sicherstellen und erläutern. Sobald ein Konto als "verwaist" betrachtet wird, ergreifen wir bestimmte Schritte, um sicherzustellen, dass wir alle Vorschriften, Rechtsordnungen und Gesetze einhalten.“

Kreditkartenbetrug und mehr bei G2A

G2A steht nicht zum ersten Mal im Zentrum der Kritik. Mehreren Entwicklern wurden Keys mit gefälschten Kreditkarten gestohlen und anschließend auf G2A weiterverkauft. Der Schaden soll sich bei einem einzelnen Indie-Entwickler auf 450.000 US-Dollar gehäuft haben. In Deutschland gehen Publisher bereits dank Legitimierung des Landesgerichts Berlin gegen Keystores wie G2A vor.

2017 distanzierte sich Borderlands-Entwickler Gearbox Software öffentlich von G2A und kündigte eine angekündigte Kooperation wieder auf. G2A reagierte kurze Zeit später auf dreiste Art und Weise auf Kritik anderer Personen. Damals fing das Unternehmen an, virtuelle Lootboxen zu verkaufen, aus denen man eines von vielen Spielen erhalten konnte.

G2A verlangt Schutzgeld, weist Verantwortung von sich

G2A versteht sich Aussagen der Geschäftsführung zufolge als "das Ebay des Gamings". Damit bezeichnet sich das Unternehmen lediglich als einen Marktplatz und nicht als direkten Händler, die Verantwortung tragen demnach die Verkäufer und Käufer selbst. Ein Käuferschutz ist üblicherweise nur dann vorhanden, wenn der Kunde eine zusätzliche Gebühr bezahlt. Ist dies nicht der Fall und der Key wird deaktiviert, dann wird G2A im Regelfall keine Rückerstattung anbieten. Beobachter sind der Ansicht, dass es sich hierbei um "Mafia-Methoden" handle.

In der Tat ist es bereits des Öfteren dazu gekommen, dass bei G2A gekaufte Spiele aufgrund von Betrug deaktiviert wurden.

Der Rechtsweg ist dem Kunden dabei so gut wie verwehrt. Offiziell sitzt das Unternehmen in einem Hochhaus in Hongkong, doch generell wird angenommen, dass es sich hierbei um eine Briefkastenfirma handle. Der tatsächliche Hauptsitz befindet sich in Polen, einige zusätzliche Büros werden in den USA, Niederlanden, Zypern und Indien verwaltet. Diese werden von G2A lediglich als "Forschungs- und Entwicklungszentren" bezeichnet. Alleine im polnischen Rzeszów sind 500 der vermuteten 700 globalen Mitarbeiter stationiert.

Um seine Bekanntheit zu steigern, setzt G2A auf Partnerschaften mit Streamern und Esports-Turnieren und dient dabei überwiegend als Sponsor. In Deutschland wurden die Rocketbeans dafür kritisiert, eine Werbekooperation mit G2A eingegangen zu sein. Grund dafür ist vor allem ein im Rahmen der Zusammenarbeit entstandenes 15-minütiges Video, in dem der Kanal eine vermeintliche Reportage über den Händler zeigt, dabei aber an keiner Stelle kritisch wird. Das Video wurde nie als ausdrückliche Werbung deklariert.

G2A ist nur einer von vielen Key-Händlern, die im Graumarkt agieren. In Deutschland sind besonders Instant Gaming und MMOGA beliebt, bekannt ist auch Kinguin. Auch wenn sie nicht alle dasselbe Geschäftsmodell führen, teilen sie sich doch eine Sache:

Den Briefkasten in Hongkong.

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