Bei Knock at the Cabin handelt es sich um den neuesten Thriller von Regisseur M. Night Shyamalan, dem unangefochtenen Meister der kruden Wendungen um die nie jemand gebeten hat. Das Werk wartet mit Publikumslieblingen wie Dave Bautista und Rupert Grint auf, bleibt aber aus ganz anderen Gründen in Erinnerung.
Denn zu aller Überraschung weicht der Schöpfer von Filmen wie „The Sixth Sense“, „Unbreakable“ und „Old“ ein ganzes Stück von seiner bekannten Herangehensweise ab und verzichtet sogar auf eines seiner ikonischen Markenzeichen. Das Ergebnis ist deutlich mehr, als wir erwartet hätten, und doch irgendwie ziemlich langweilig.
Knock at the Cabin: Zur Handlung
Es steht eine wunderschöne Hütte irgendwo im Nirgendwo. Ein idyllischer Ort, an welchem das Pärchen Eric (Ben Aldrige) und Andrew (Jonathan Groff) gemeinsam mit Töchterchen Wen (Kristen Cui) den Urlaub und das Leben genießen. Aber wie so oft kommt es auch für diese kleine Familie erstens anders und zweitens als gedacht.
Denn plötzlich stehen vier Menschen vor Erics und Andrews Tür, die eindringlich um Einlass bitten und sogar zu Gewalt greifen, als ihr Anliegen abgelehnt wird. Doch sie versichern ihren Opfern, dass von ihnen keine Gefahr ausgehe, vielmehr seien sie durch eine gemeinsame Vision an diesen Ort gekommen. Eine Vision vom Weltuntergang.
Das höchst tragische Ereignis könne laut den Unbekannten nur abgewendet werden, indem sich eines der drei Familienmitglieder von den anderen beiden umbringen lässt. Viermal haben sie die Chance, die Apokalypse zu verhindern, und jedes Mal, wenn sie ablehnen, stirbt einer der Eindringlinge und eine Plage dezimiert die Menschheit.
Aber kann das wirklich sein? Sind die schrecklichen Ereignisse auf der Welt wirklich das Werk Gottes? Und können sie mit einem Opfer aufgehalten werden? Oder sind die vier Fremden einfach nur religiöse Fanatiker, die sich wirklich viel Mühe gegeben haben, um ihre Opfer zu terrorisieren?
Knock at the Cabin: Eine Kritik
Der neue Film von Shyamalan ist in der ersten Hälfte ein kleines Gedankenexperiment, das durchaus seinen Reiz hat. Vier Menschen, die vollkommen vom Ende der Welt eingenommen zu sein scheinen, und die versuchen, zwei verängstigte, wütende und auch verwirrte Männer davon zu überzeugen, dass sie die Wahrheit sagen.
Und auf der anderen Seite die erwähnten Hauptfiguren, die dieser Idee verständlicherweise etwas abgeneigt gegenüberstehen. Hin- und hergerissen zwischen ihrer Wut auf die Eindringlinge sowie der Überzeugung, die Tat habe sexistische Hintergründe, und der Angst um ihre Tochter. Und doch werden die Argumente der Verrückten mit jeder vergangenen Stunde gewichtiger.
Der Regisseur zeigt sich bei diesem Austausch von Willensstärke äußerst verspielt in seiner technischen Herangehensweise und traut sich manch ein Risiko einzugehen, das sich jedoch nur selten bezahlt macht. Die Atmosphäre und die Stimmung in diesem Szenario werden zwar angemessen eingefangen, Tempo und Charakterentwicklung lassen aber zu wünschen übrig.
Gerade als der talentierteste der anwesenden Schauspieler auch schon wieder von der Bildfläche verschwindet, verliert Knock at the Cabin noch weiter an Fahrt, macht aus einem notwendigen Geheimnis eine unnötige Gewissheit und steuert eher verbissen als mehrdeutig auf ein zumindest konsequentes Ende zu.
Wohin die Geschichte gehen wird, was wir von welcher Figur zu erwarten haben und wie die Details zwischen den Schlüsselszenen aussehen werden, sind keine Ungewissheiten, sondern Sachverhalte, die sich früh zu erkennen geben, obwohl ihre mangelnde Ausarbeitung diese Herangehensweise nicht unterstützen kann.
Dadurch geht einiges an Spannung und Aufregung verloren und der Thriller kann nur noch auf wenigen anderen Ebenen überzeugen. Technisch bleibt das Werk zwar bis zum Ende solide, doch der beinahe schon langweilige Erzählstil und die durchsichtige Handlung sorgen für manch einen Gähner. Gewisse Logikfragen inklusive.
Zumindest schauspielerisch macht keiner der Anwesenden in „Knock at the Cabin“ irgendetwas wirklich falsch, doch großartig loben kann man eigentlich auch keinen von ihnen. Harry-Potter-Star Rupert Grint macht zwar einen hervorragenden Job, dafür fällt seine Leistung leider kaum ins Gewicht. Und Dave Bautista zeigt sich recht überzeugend von einer neuen Seite, scheitert aber an der oberflächlichen Ausarbeitung seiner Figur.
Pro:
- Starke Atmosphäre
- Interessanter Storyansatz
- Technisch lobenswert
- Konsequentes Ende
- Rupert Grint
Kontra:
- Langweiliger, zäher Erzählstil
- Weder überraschend noch sonderlich clever
- Längere Leerläufe
- Viele Logikfehler
Unterm Strich ist „Knock at the Cabin“ kein schlechter Film, er ist leider nur weder sonderlich gut darin, das Publikum zu überraschen, noch darin, die Zuschauer*innen bei Laune zu halten und mitfiebern zu lassen. Der Wiederschauwert liegt ungefähr auf Kellerebene, doch wer die Schauspielriege und den Regisseur mag, sollte vielleicht trotzdem einen Blick riskieren.