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Legend of Mana im Test – der japanische Klassiker im Remaster – lohnt sich die Reise nach 20 Jahren noch?

Ab dem 24. Juni können JRPG-Fans in Europa zum ersten Mal in die Welt von Legend of Mana eintauchen. Das Original wurde 1999 in Japan und ein Jahr später in Nordamerika veröffentlicht, fand seinen Weg bisher aber nicht zu uns.

Das Remaster des Ablegers der „Mana“-Reihe, die ursprünglich aus Final Fantasy stammt, wurde vor allem grafisch überarbeitet und ist für PlayStation 4, Nintendo Switch und PC erhältlich. Warum sich der Ausflug in die aufgehübschte Version von Fa’Diel nach der langen Zeit noch lohnt, verraten wir euch in unserem Test.

Legend of Mana Larc
Ihr könnt selbst entscheiden, welche Quests ihr verfolgt. © Square Enix

Wählt euren eigenen Weg in Legend of Mana

Wer eine klare, lineare Geschichte bevorzugt, wird bei „Legend of Mana“ nicht fündig werden. Ihr entscheidet selbst, in welche Gebiete ihr reisen und welche Quests ihr erledigen möchtet. So könnt ihr das Spiel individuell voranbringen und die übergeordnete Aufgabe, den legendären Mana-Baum wieder herzustellen, auf eure eigene Art und Weise angehen.

Worum geht es in Legend of Mana? Seitdem der Baum vor 900 Jahren verbrannte, lebt seine Kraft in Artefakten, Instrumenten und Mana-Steinen weiter. Etwa 300 Jahre lang herrschte danach ein Krieg um die verbleibende Macht, doch mit der Zeit verblasste das Mana immer weiter. Der Frieden kehrte zurück und die einst umstrittene Kraft gerat in Vergessenheit. Nun liegt es an euch, dem Mana-Baum wieder zu altem Glanz zu verhelfen. Dazu müsst ihr die einzelnen Gebiete mithilfe von Artefakten zum Leben erwecken und unterschiedliche Quests erledigen.

Hier kommt dann die Besonderheit von „Legend of Mana“ ins Spiel: Euren Fortschritt könnt ihr selbst gestalten, indem ihr euch den zahlreichen Aufgaben widmet. Dabei gibt es drei größere, primäre Handlungsstränge, die euch der Erfüllung eurer Bestimmung näherbringen. Zusätzlich erwarten euch in jedem Gebiet NPCs, die ihre eigenen Ziele verfolgen und oftmals eure Hilfe benötigen. Im Ladebildschirm der Weltkarte könnt ihr anhand eines wachsenden Baumsymbols sehen, wie gut ihr in der losen Geschichte vorankommt.

Weltenbummler und Häuslebauer

Als Belohnung für abgeschlossene Quests bekommt ihr Artefakte, die ihr auf der Weltkarte platzieren könnt. Nach und nach baut ihr so die Spielwelt auf und könnt immer mehr Gebiete bereisen. Von einem Schloss über einen Dschungel bis hin zum Schrottplatz ist alles dabei, was man sich wünschen kann, wodurch es stets abwechslungsreich bleibt. Die ausgewählte Lage hat zudem einen Einfluss auf die einzelnen Areale, weshalb sie nicht willkürlich sein sollte.

Je weiter ein Gebiet von eurem Zuhause entfernt ist, desto stärker sind die Gegner, auf die ihr dort trefft. Genauso verhält es sich mit denen, die ihr erst kürzlich platziert habt. Artefakte können außerdem nur in erleuchteten Bereichen abgelegt werden: Ist der Platz eurer Wahl nicht verfügbar, habt ihr im benachbarten Areal noch nicht genügend Abenteuer erlebt. Reist noch einmal dorthin und ein bis zwei Aufträge später sollte der Bereich nun erhellt sein.

Legend of Mana Werkstatt
In den Werkstätten könnt ihr Instrumente und Ausrüstung herstellen. © Square Enix

Einen weiteren Einfluss auf eure Weltkarte hat auch die Verteilung des Manas, von dem es insgesamt acht Elemente mit entsprechenden Elementargeistern gibt: Licht, Dunkelheit, Feuer, Wasser, Luft, Holz, Erde und Gold. Sie sind unterschiedlich stark an den verschiedenen Orten ausgeprägt und können sogar die Gebiete selbst beeinflussen. Bevor ihr also ein Artefakt platziert, schaut auf der Weltkarte nach, was ein geeigneter Fleck dafür wäre, denn das Mana-Vorkommen kann sich auch auf die benachbarten Areale auswirken.

Ab wann ist es zu viel Freiheit?

Die große Besonderheit von „Legend of Mana“ ist auch ein Kritikpunkt. Die nicht-lineare Story ist zeitweise verwirrend, da man zu Beginn etwas orientierungs- und planlos durch die Welt zieht. Dabei hilft auch das Tagebuch nicht. In dem könnt ihr zwar eure angenommenen Quests sehen, die Einträge geben euch allerdings keine besonders hilfreiche Auskunft. Für die drei Hauptstränge mit der Juwelenjägerin, dem Auftragsmörder und Escad ist es also sinnvoll, euch anhand der erhaltenen Artefakte zu orientieren. Meistens bekommt ihr nämlich das entsprechende Stück, das ihr für die nächste Aufgabe des Strangs braucht, zur Belohnung für die vorherige Quest überreicht. Gebiete, die ihr durch Nebenaufgaben freischaltet, führen dementsprechend zu weiterem, größtenteils optionalem Inhalt.

Nach einiger Zeit haben wir uns an dieses System gewöhnt und es auch zu schätzen gelernt. Das Gefühl der Orientierungslosigkeit verschwand zwar nie ganz, verbesserte sich aber zusehends. Die Spielwelt selbst aufbauen zu können, ist ein durchaus spannendes Element und sorgt auch für einen potenziellen Wiederspielwert. Vielleicht möchtet ihr noch einen neuen Versuch von einem anderen Startgebiet aus beginnen und euch andere Elementarkonstellationen zunutze machen?

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Monsterzucht und Waffenschmiede

Um die Story abzuschließen, müsst ihr zwar längst nicht alles erledigt haben, ein Blick nach links und rechts lohnt sich aber allemal. Denn nach der erfolgreichen Bewältigung bestimmter Quests schaltet ihr neue Inhalte frei. Dazu zählen Werkstätten, ein Obstgarten sowie das Monstergehege. Auf eurer Reise findet ihr verschiedene Monstereier, die ihr einfangen und danach ausbrüten könnt. Durch regelmäßiges Füttern könnt ihr ihre Fähigkeiten verstärken, sodass euch im Kampf immer ein tüchtiger Begleiter zur Verfügung steht.

Im Remaster von „Legend of Mana“ ist zudem das Minispiel Ring-Ring-Land, mit dem ihr eure Begleiter aufleveln könnt, zum ersten Mal in Europa spielbar. Habt ihr einen Kumpan über das Gehege ins Minispiel geschickt, könnt ihr übers Menü ein kleines Pixel-Abenteuer starten, aus dem das Monster gestärkt hervorgehen wird. Das Spielchen ist nicht weltbewegend, aber eine ganz nette Idee zur Auflockerung.

In den Werkstätten könnt ihr magische Instrumente sowie Waffen und Rüstung herstellen. In der Schmiede lässt sich eure Ausrüstung zusätzlich verhärten, was ihr bessere Werte verschafft. Gelegentlich lassen zwar auch Gegner neue Waffen fallen oder ihr findet welche in Schatztruhen, aber gut gelungene Eigenkreationen werden sich als nützlich erweisen. In dem Obstgarten lassen sich später Früchte anbauen, die als Futter für eure Monster dienen, und Golems bemalen, die euch ebenfalls im Kampf unterstützen können.

Legend of Mana Monstergehege
Aus Monstereiern könnt ihr Begleiter für den Kampf züchten. © Square Enix

Kein rundenbasiertes Kampfsystem, sondern Echtzeit

Anders als bei vielen Genrekollegen wie Dragon Quest oder Pokémon sind die Kämpfe in „Legend of Mana“ nicht rundenbasiert. Hier nehmt ihr es in Echtzeit mit euren Gegnern auf und müsst euch dafür geschickt über den 2D-Bildschirm manövrieren.

Das kann manchmal frustrierend sein, denn auch wenn ihr vermeintlich direkt vor dem Feind steht, trefft ihr nicht immer. In den schwierigeren Kämpfen können diese paar Sekunden fatal sein und euch wertvolle Angriffsmöglichkeiten kosten. Das passiert vor allem schnell bei großen Gegnern, obwohl sie in der Theorie eigentlich mehr Fläche bieten müssten.

Womit wird gekämpft? Zu Beginn entscheidet ihr euch für einen Waffentyp, den ihr im Verlauf des Spiels wieder ändern könnt. Für den Nahkampf eignen sich ein Schwert oder Panzerhandschuhe, wer lieber auf Distanz bleibt, kann sich Pfeil und Bogen zunutze machen.

Je nach Waffe stehen euch physische oder magische Spezialangriffe zur Verfügung, die teilweise ordentlich Schaden machen. Um diese einzusetzen, müsst ihr eure Spezialangriffsleiste durch die Verwendung von Standardattacken auffüllen. Dabei habt ihr die Wahl zwischen einem normalen und einem starken Angriff, wobei letzterer eine kurze Abklingzeit mit sich bringt, in der ihr euch nicht bewegen könnt. Ergänzt wird das Ganze durch zwei Fähigkeiten wie Springen, Blocken oder Rückwärtsschritt, die ihr euch aus einer Liste aussuchen könnt. Achtet auf ein gutes Timing, denn Button-Mashing bringt euch nicht weiter. Drückt ihr beispielsweise zwei Mal auf die Taste für den Standardangriff, wird dieser auch zwei Mal ausgeführt, auch wenn der Gegner sich bereits aus eurer Reichweite entfernt habt. Neue Impulse stehen dann quasi auf der Warteliste.

Legend of Mana Kampf
Hier gibt es kein rundenbasiertes Kampfsystem. © Square Enix

Neben euren eigenen Monstern begleiten euch auch andere Charaktere durch die verschiedenen Welten und unterstützen euch im Kampf. Sinkt eure Lebensleiste auf null, regeneriert ihr euch nach einer Weile wieder und könnt euch zurück ins Getümmel stürzen. Gehen eure Verbündeten während dieser Phase ebenfalls zu Boden, verliert ihr den Kampf und müsst es erneut probieren.

Die Auseinandersetzungen in Echtzeit erfordern weniger taktisches Geschick als rundenbasierte, da hier oftmals eine Kombination aus Angreifen und Ausweichen ausreicht. Trotzdem macht diese Form des Kämpfens Spaß, gerade da ihr durch die verschiedenen Spezialangriffe auch gut austeilen könnt. Zu leicht macht „Legend of Mana“ es euch aber trotz allem nicht, wir haben für einige Kämpfe auch mehrere Anläufe gebraucht. Fällt euch ein bestimmter Gegner schwer, seht euch nach einem Begleiter um und überprüft eure Ausrüstung. Durch den praktischen Befehl „Alles optimieren“ könnt ihr sie nämlich mit den stärksten Gegenständen aus eurem Inventar austauschen lassen, sodass ihr bestens aufgestellt seid.

Zusätzlich gibt es noch ein weiteres komfortables Feature: Ihr könnt Feindbegegnungen generell deaktivieren, was sich besonders beim Erkunden – oder nachdem ihr euch verirrt habt – rentiert. Bis auf für die Story relevante Kämpfe, die ihr trotzdem absolvieren müsst, habt ihr so eure Ruhe und müsst euch nicht alle paar Meter mit Gegnern auseinandersetzen. Da sie euch aber Erfahrungspunkte und Items bescheren, solltet ihr die Einstellung, je nach Spielstil, nicht dauerhaft eingeschaltet haben.

Dank der neuen Funktion der Zwischenspeicherung könnt ihr fast jederzeit euren Spielstand sichern, was sich vor allem vor größeren Kämpfen empfiehlt.

Legend of Mana im Test: Ein Klassiker im Remaster

Für unseren Test haben wir die Version für PlayStation 4 auf der PS5 gespielt. Bei einem Spiel dieser Art fallen Probleme bei der Perfomance oder grafische Ungereimtheiten nicht so stark auf wie beispielsweise bei einem AAA-Titel wie Cyberpunk 2077, doch „Legend of Mana“ schlägt sich insgesamt gut.

Die Ladezeiten, sowohl zwischen den einzelnen Frames in Dungeons als auch bei Reisen zwischen den Gebieten, gehen schnell vorüber. Bis auf einige Ruckler in den kurzen, beweglichen Sequenzen, die es eh nur selten gibt, läuft das Spiel reibungslos.

Die verbesserte Grafik im Remaster beschert euch einen schönen Anblick, eine Unstimmigkeit gibt es allerdings: Während die Hintergründe neu gezeichnet wurden und in einem sauberen, hübschen Comic-Stil gezeichnet sind, haben die Charaktere, Gegner und Gegenstände den ursprünglichen Pixel-Look beibehalten. Das sorgt für eine starken Stilbruch, den wir ziemlich gewöhnungsbedürftig finden. Dadurch bleibt zwar ein nostalgischer Flair, eine ähnliche Überarbeitung wie bei den Hintergründen hätte dem Spiel aber gut getan.

Legend of Mana Stil
Der Stilbruch lässt sie Charaktere etwas deplatziert wirken. © Square Enix

Ihr könnt im Menü außerdem auswählen, ob ihr den originalen Soundtrack oder die neu arrangierte Version hören möchtet. Beide sind sehr stimmig und obwohl es wiederkehrende Tracks gibt, ist für ausreichend Abwechslung gesorgt. Zusätzlich gibt es nun eine Galerie und einen Musik-Modus, in denen ihr nach Belieben stöbern könnt. Gepaart mit der fantasievollen und abwechslungsreichen Gestaltung der einzelnen Gebiete ergibt sich daraus eine schöne Atmosphäre, die vor allem JRPG-Fans in ihren Bann ziehen dürfte.

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Annika Menzel

Hexe, Superheldin und Pokémon-Trainerin, die ihre Zeit am liebsten mit Videospielen und Lesen verbringt. Von Astral Chain bis Zelda, fasziniert vom Land der aufgehenden Sonne. Gelobt sei sie! Dabei wandert sie stets auf dem schmalen Grat zwischen Frust und Euphorie.
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