Little Nightmares ist nicht nur ein liebevoller Kosename für jüngere Geschwister, sondern auch der Name des ersten komplett eigenen Spiels des schwedischen Entwicklers Tarsier Studios. In der Vergangenheit beschäftigte man sich dort in erster Linie mit Auftragsarbeiten für Sony Computer Entertainment, doch mit dem 2017 für PlayStation 4, Xbox One und PC erscheinenden Plattformer wird sich das ändern. Wir haben uns auf der gamescom 2016 dem Schrecken entgegen gestellt und eine Demo des Jump'n'Runs angespielt.
Die große Flucht
Schauplatz des Geschehens in Little Nightmares ist ein Untersee-Boot namens "The Maw", ein mysteriöses Vehikel, das auf Menschen eine nicht weniger mysteriöse Anziehungskraft ausübt. Auch ein junges Mädchen namens Six, gekleidet in einen gelben Regenmantel, ist in den Bann des Maw geraten. Ihr schlüpft in die Rolle von Six und versucht lebend einen Weg aus dem Maw in die Freiheit zu finden, denn im Inneren lauern zahlreiche Gefahren. Im Grunde ist Little Nightmares ein Jump'n'Run mit einem auf Puzzles gesetzten Schwerpunkt. Eure wichtigsten Werkzeuge sind Springen und Greifen, auf diesen beiden Fähigkeiten baut das gesamte Gameplay auf. Der Spielablauf lässt sich grob in zwei verschiedene Kategorien einteilen. "Hide & Sneak", in dem ihr möglichst unerkannt euren Weg an potentiellen Bedrohungen vorbei finden müsst. Werdet ihr ertappt geht das Geschehen in "Run & Escape" über. Hier gilt es dann eure Verfolger abzuschütteln, bevor sie euch in die Finger bekommen.
Raum für Raum werdet ihr vor neue Herausforderungen gestellt. Als Leitmotiv haben sich die Entwickler den Zustand nach dem Aufwachen aus einem Albtraum zum Vorbild genommen. Mit einem Fuß immer noch im Traum, mit dem anderen zurück in der Realität. Dafür hat man den Maw auch aus dem Blickwinkel eines Kindes designt. Six ist deutlich kleiner als Möbel und andere Charaktere, selbst um an eine Türklinke zu kommen, müsst ihr euch oft eine provisorische Leiter bauen. Höher gelegene Ebenen erreicht ihr meistens indem ihr Schränke oder Tische erklimmt. Fehlende Größe kann jedoch auch zu eurem Vorteil eingesetzt werden, indem ihr euch in Luftschächten, unter Regalen und hinter anderen Objekten versteckt. Kampfmöglichkeiten habt ihr keine, eure Protagonistin ist lediglich mit einem Feuerzeug ausgestattet, um in dunklen Abschnitten zu erkennen, was vor euren Füßen liegt.
Gänsehaut und Pulsrasen
Ästhetisch erinnert das Spiel stark an Limbo oder Inside von Playdead, mit den beiden entscheidenden Unterschieden, dass Little Nightmares in Farbe gehalten ist und ihr euch im dreidimensionalen Raum bewegen könnt. Das beeinflusst auch eure Denkweise im Spielverlauf, wenn ihr beispielsweise auf der Suche nach einem Versteck seid. In der von uns angespielten Demo blieb das Rätselniveau recht simpel. Die Lösung ist in der Regel offensichtlich und muss selten lange gesucht werden, da ihr nur wenig Raum zum Experimentieren habt und die einzelnen Bereiche eher kompakt gehalten sind. Das sorgt jedoch auch für zusätzliche Anspannung, wenn ihr entdeckt werdet und innerhalb von Sekunden einen geeigneten Unterschlupf finden müsst. Macht euch ansonsten auf lange Verfolgungsjadgen gefasst.
Den besten Eindruck in Little Nightmares macht die beklemmend bedrückende Atmosphäre, die euch über jeden Schritt ins Dunkle zweimal nachdenken lässt. Beim Vorbeischleichen an einem Gegner hört ihr einen zunehmend intensiver pochenden Herzschlag, die Anspannung von Six nehmt ihr auch am Controller wahr. Von den Bewohnern des Maw sind wir nur einem einzigen im Verlauf der Demo begegnet, dem Chefkoch aus dem ersten Trailer. Adipös, mit leerem Gesichtsaudruck und Hackebeil in der Hand könnte er direkt einem Albtraum entsprungen sein. Dies war auch das Ziel von Tarsier Studios, unter anderem bedient man sich auch an Mythen wie dem Aberglauben an das Monster unter dem Bett für das Design der Feinde. Im fertigen Spiel erwartet uns hoffentlich eine Parade durch die Abgründe der menschlichen Angst.