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Loki: Wegweisendes Zeitreise-Abenteuer für das MCU – Serienkritik

Mit Loki gipfelte vor kurzer Zeit die jüngste Marvel-Serie in ihrem großen Finale, das massive Veränderungen für das uns bekannte MCU haben wird. Das Ende der 1. Staffel der Solo-Serie unseres Gottes des Schabernacks wollen wir zum Anlass nehmen, noch einmal auf deren Ereignisse, Stärken wie den Schwächen zurückzublicken.

Loki: Ein Gott zwischen Gefangenschaft und Verbrecherjagd

In „Avengers: Endgame“ reisten die mächtigsten Helden der Welt zurück in die Vergangenheit, um die Infinity-Steine zusammenzutragen und so die Geschichte zu verändern. Dabei lief jedoch nicht alles nach Plan, denn Thors Bruder flog der Tesserakt genau vor die Füße und er machte sich daraufhin sogleich aus dem Staub. Allerdings hätte er das vielleicht lieber nicht getan, denn kurz darauf wird er von der Time Varience Authority gefangengenommen.

Im Hauptquartier der Organisation wird ihm erklärt, dass er durch seine Flucht nun eine Variante sei und keinen Platz mehr in seiner Zeitlinie habe. Aus diesem Grund müsse er gestutzt also ausgelöscht werden. Der TVA-Agent Mr. Mobius sieht jedoch Potential im Schurken und will diesen fortan als seinen Berater haben. Wenn er ihm auf der Jagd nach einer gefährlichen Variante hilft, wird das Leben des nordischen Gottes verschont.

Loki willigt, zunächst äußerst widerwillig, in den Deal ein und verbündet sich mit Mobius. Gemeinsam begibt sich das dynamische Duo fortan auf Spurensuche und Verbrecherjagd. Die Serie wandelt dabei immer wieder gekonnt zwischen verschiedenen Genres. Zunächst präsentiert sie sich wie eine typische Buddy-Cop-Story, nur um sich im späteren Verlauf immer mehr in ein waschechtes Science-Fiction-Abenteuer zu verwandeln.

Loki Serie Marvel MCU
Loki und Agent Mobius © Marvel Studios/Disney

Wir begleiten unsere zentralen Figuren in „Loki“ an verschiedene Orte und in verschiedene Epochen der MCU-Historie. Die Serie bleibt somit, genauso wie unser Held wider Willen, fast immer in Bewegung und nutzt seine unterschiedlichen Settings und Charaktere zumeist clever. Lediglich in der 3. Folge kommt die Show etwas ins Stolpern und tritt mit einer Filler-Folge auf die Bremse.

Loki: Tom Hiddleston in Bestform und ein toller Cast

Dass dabei dennoch keine Langeweile aufkommt, liegt an einem hervorragend aufgelegten Tom Hiddleston, der in dieser Serie mehr von seinem schauspielerischen Können zeigen darf als in jedem seiner vorherigen MCU-Auftritte. Er legt eine enorme Spielfreude an den Tag und ist klar das größte Highlight der Show. Egal, ob Loki versucht, die Leute in seiner Umgebung auf seine Seite zu ziehen oder wenn er mit seinem eigenen Schicksal konfrontiert wird: Es macht immer wieder Spaß, Hiddleston bei seiner Performance zuzusehen.

Loki Episode 4 MCU Zeitlinie
Tom Hiddleston hat spürbar Freude als Loki © Marvel Studios/Disney

Es ist dabei auch einem generell starken Cast zu verdanken, allen voran Owen Wilson als Mobius, der eine tolle Chemie mit seinen Kollegen hat, dass der Hauptdarsteller so strahlen kann. Die Wortgefechte zwischen ihm und unserer Hauptfigur sind gut geschrieben und als Zuschauer nimmt man es dem TVA-Agenten absolut ab, wie sehr ihn die teils arrogante Art seines Partners nervt, wenn dieser ihm versucht, zu versichern, niemanden mehr zu verraten.

Eine besondere Erwähnung verdient sich des Weiteren noch Sophia Di Martino, die als Sylvie in den Weiten des Marvel Cinematic Universe für ordentlich Furore sorgt. Dem Charakter kommt eine zentrale Rolle innerhalb der Geschichte zu und sie hat nicht nur eine ganz spezielle Verbindung zu Loki, die äußerst spannend zu beobachten ist. Sie tritt Ereignisse los, die dieses Universum nachhaltig prägen werden. Doch das ist Gegenstand eines anderen Artikels.

Loki Lady Loki Sylvie MCU
Loki und Sylvie auf Abenteuertour © Marvel Studios/Disney

Ein wichtiges Thema innerhalb der MCU-Serie, speziell hinsichtlich der Beziehungen des Hauptcharakters zu Mobius und Sylvie, ist dabei Vertrauen. Loki, der bisher quasi immer jedem in den Rücken fiel, der ihm etwas bedeutete, muss sich mit seinem wahren Wesen auseinandersetzen und ergründen, warum es ihm so schwer fällt, jemandem zu vertrauen. Diese Selbstreflexion und die aus ihr erwachsenden Erkenntnisse kann „Loki“ wunderbar veranschaulichen und sie haben einen maßgeblichen Anteil am Verlauf der Geschehnisse.

Loki besticht mit einem spannenden Setting, dessen Potential nicht ganz genutzt wird

Doch nicht nur mit ihren spielfreudigen Darstellern und interessanten Themen kann Marvel Studios‘ nunmehr dritte Serie auftrumpfen, sondern ebenfalls mit ihrem innerhalb des MCU unverbrauchten Settings. Das Hauptquartier der Time Variance Authority versprüht mit seinen Retrodesigns einen ganz eigenen Charme und hebt sich wohltuend von anderen Locations innerhalb des Universums ab.

Loki Serie Marvel
Loki wird ins TVA-Hauptquartier gebracht © Marvel Studios/Disney

Allerdings nutzt die Serie ihr zweifelsohne vorhandenes Potential nie gänzlich aus. Mit Zeitreisen und alternativen Zeitlinien als zentrale Elemente der Geschichte eröffnen sich den Machern schier unendliche Möglichkeiten für spannende Abenteuer, doch diesen Spielplatz nutzen die Macher bisher lediglich in Ansätzen. Zum Teil liegt dies sicherlich an den „nur“ vorhandenen sechs Episoden, denn dadurch gibt es kaum Leerlauf. Auf der anderen Seite ist es so nur selten mehr als ein Bruchteil dessen, was möglich gewesen wäre. Hier könnte die 2. Staffel nachlegen.

Darüber hinaus sei noch die hochwertige Machart der Serie erwähnt. Die Sets strotzen nur so vor Details, insbesondere die 5. Episode bietet ein wahres Füllhorn an Easter Eggs. Zudem können sowohl die Kameraarbeit als auch der Score überzeugen und „Loki“ somit einen ganz eigenen Touch verleihen. Manche Szenen sind fantastisch gefilmt und müssen den Vergleich zu großen MCU-Blockbustern nicht scheuen. In Kombination mit der atmosphärischen Musik entfaltet die Serie einen einzigartigen Charme.

Loki Time Variance Authority MCU
Die Soldaten der TVA © Marvel Studios/Disney

„Loki“ gelingt, womit seine beiden Vorgänger „WandaVision“ und „The Falcon and the Winter Soldier“ noch Probleme hatten: Eine eigene Identität zu entwickeln und sich eine ganz eigene Nische abseits der Kinofilme zu sichern. Auf emotionaler Ebene bleibt die Serie zwar hinter Wandas Sitcom-Welt zurück, allerdings entschädigt dafür ein imposantes Staffelfinale, das tatsächlich noch lange nachhallen wird. Getragen von einem starken Ensemble eröffnet diese Serie nicht nur eine völlig neue Welt, sondern auch ungeahnte Möglichkeiten für das MCU.

Sven Raabe

Anime-Liebhaber, Dragon Ball-Fan auf Super-Saiyajin Blue-Level, Videospiel-Enthusiast mit einem Hang zu Action-Adventures und abgedrehten Hack'n'Slays. Außerdem Sith-Lord (oder vielleicht doch Jedi?) mit einer Schwäche für DC- und Marvel-Adaptionen.
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