Mit Manticore – Galaxy on Fire bekommt Nintendos Switch einen waschechten 3D-Weltraum-Shooter, hinter dem mit Deep Silver FISHLABS ein Studio aus deutschen Landen steckt. Bisher war die Reihe vorwiegend auf Mobile-Geräten beheimatet, nach Abstechern auf den PC ist jetzt auch eine Konsole an der Reihe. Es liegt an euch, mit jedem Gefecht den Kosmos ein Stückchen sicherer vor Weltraumpiraten und sonstigem Gesindel zu machen.
Der Traum vom Raum
Ihr beginnt in der Rolle eines namenlosen Piloten das Tutorial von Manticore – Galaxy on Fire und tuckert nichtsahnend durch das Weltall, als ihr plötzlich in einen Hinterhalt geratet. In letzter Sekunde kommt euch die Crew der Manticore zuhilfe, die euch kurzerhand in ihre Mannschaft aus Söldnern aufnimmt. Euch wird die Aufgabe zuteil, den verschiedenen Verbrecherbanden im Neox-Sektor das Handwerk zu legen, indem ihr deren Anführer im Kampf bezwingt und Frachttransporte vor Überfällen beschützt.
Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist ein katastrophales Ereignis namens "The Shattering" mit dem politische Intrigen und Korruption verwoben sind. Trotzdem will der Funke bei der Story nicht so recht überspringen, was nicht zuletzt an der eher reduzierten Präsentation liegt. Ingame-Zwischensequenzen zeigen nur Fahrzeuge von außen, ansonsten wird die Geschichte mit statischem Artwork und vertonten Textboxen erzählt.
Der eigentliche Spielablauf besteht aus einzelnen Missionen, die widerum in verschiedene Gebiete des Neox-Sektors aufgeteilt sind. Im Hauptmenü könnt ihr in der Statistik euren Fortschritt als Prozentwert einsehen, wieviele Bossgegner es noch zu bezwingen gilt und ob es noch Boni zu finden gibt. Die intuitive Steuerung ist schnell verinnerlicht, mit dem linken Analogstick wird euer Schiff gelenkt und mit den Triggern feuert ihr entweder Laserschüsse oder Missiles.
Neigt ihr den rechten Analogstick nach vorne oder hinten, aktiviert ihr einen Boost bzw. bremst ab und mit Bewegungen nach links und rechts führt ihr eine Rolle in die jeweilige Richtung aus. Das Handling der verschiedenen Schiffe fühlt sich sehr präzise an und bei Bedarf könnt ihr in den Optionen die Sensibilität der Sticks kalibrieren. Die Dogfights gehen deswegen ausgesprochen leicht von der Hand, vielleicht schon etwas zu leicht.
Dank der sehr großzügigen Zielhilfe sind die Gefährte eurer Feinde schnell zerstört. Selbst eingesteckte Treffer sind nicht weiter tragisch, denn eure Schilde regenerieren sich mit der Zeit selbstständig. Drei verschiedene Schwierigkeitsgrade stehen zur Auswahl, trotzdem hält sich die Herausforderung in Grenzen, wenn ihr Titel dieses Genres schon einmal gespielt habt.
Viel Taktik verlangt euch das Gameplay jedoch nicht ab. Euren Flügelmännern könnt ihr keine Kommandos geben, die KI der Gegner mutet fast schon ein wenig lebensmüde an und unternimmt überraschend selten Ausweichmanöver. Bossgegner lockern die Dogfights nur bedingt auf, da ihr für sie in der Regel bestimmte Waffensysteme benötigt – und sie verfügen über mehr Energie, weswegen ihr länger drauf halten müsst.
Pimp My Spacecraft
Die Länge der Missionen lässt unschwer die Herkunft als Mobile-Reihe erkennen, da ihr sie meistens nach knapp fünf Minuten abgeschlossen haben werdet. Noch weniger, wenn ihr die Zwischensequenzen überspringt. Dazu sind die Areale eher klein gehalten, fliegt ihr zu weit hinaus, werdet ihr zum Umkehren aufgefordert. Nach getaner Arbeit dürft ihr die Spielabschnitte mit einer Drohne an eurer Seite nach Informationen und Raumschiffteilen absuchen.
Das Gerät fungiert dabei wie eine Art Sensor, der euch zu den Boni führt, wenn ihr nah genug dran seid. Oftmals erblickt ihr die Items jedoch schon, bevor die Drohne überhaupt anzuschlagen beginnt. Nach kurzer Zeit beginnt eine gewisse Eintönigkeit Einzug zu halten und Abläufe wiederholen sich. Eskortiert einen Frachter sicher ans Ziel, zerstört alle gegnerischen Schiffe, sucht nach Boni. Dasselbe nochmal von vorne.
Es gibt neun Slots für verschiedene Schiffe, die sich in ihren Statuswerten unterscheiden und angepasst werden können, nachdem ihr sie freigeschaltet habt. Für jede abgeschlossene Mission gibt es XP, die dadurch erhaltenen Fertigkeitspunkte dürft ihr gegen Upgrades eintauschen. Zum Beispiel könnt ihr eure Laserkanonen aufpeppen oder neue Waffensysteme kaufen. Ob ihr jetzt aber für normale Gegner Präzisionslaser oder wie bei einer Schrotflinte streuende Schüsse einsetzt, macht keinen großen Unterschied.
Die Wahl eurer Bewaffnung ist in der Regel nur relevant, wenn es sich dabei um die Schwachstelle eines Bosses handelt. Trotzdem liefert das Tunen der Raumschiffe eine bessere Motivationsquelle als die Story, was vor allem an der laschen Präsentation liegt. Dabei haben die Entwickler sich sehr viel Mühe mit dem Aufbau eines eigenen Universums gegeben, wie ihr in den freischaltbaren Einträgen in der Lore-Datenbank nachlesen könnt.
Grafisch läuft die Switch nicht zu Höchstleistungen auf und manchmal ist der Grafikaufbau durch Popup zu erkennen. Dafür überzeugt das Design der Schiffe und es werden konstant 60 Frames pro Sekunde gehalten, egal ob im Dock oder im Handheld-Betrieb. Genretypische Features wie eine Cockpit-Perspektive oder Multiplayer fehlen leider. Dafür könnt ihr im Pause-Menü mit "Action Freeze" eine Art Panorama-Screenshot knipsen, auf dem euer Schiff von außen zu sehen ist. Mehr Spielerei als Feature, trotzdem eine nette Dreingabe. Die Sprachausgabe liegt auf Englisch sowie Japanisch vor, jedoch ist nicht jede Textzeile vertont worden.
Hinter den Dialogen und One-Linern der Charaktere stecken professionelle Sprecher, besonders interessant sind die Gespräche aber nicht. Mit Abstand am meisten Charisma hat die KI eures Schiffs, die euch regelmäßig mit passiv-aggressiven Bemerkungen die Laune verderben will. Mit etwas höheren Produktionswerten hätte Manticore – Galaxy on Fire sein Potenzial vollends ausreizen können, für den Moment bleibt es bei Wunschdenken.