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Mario Party: Star Rush: Pilz-Königreich im Partyfieber

Mit dem ersten Mario Party, das 1999 für das Nintendo 64 erschien, haben die heutigen Ableger nicht mehr viel gemeinsam. Es wird zwar immer noch gewürfelt und es gibt Minispiele, doch man hat seitdem längst Gameplay-Elemente verändert und mehrmals die Plattform gewechselt. Mario Party: Star Rush ist nicht der erste Serien-Ableger für den 3DS und gerade über die Qualität der neueren Teile ist man getrennter Auffassung. Kann Nintendo die Marke mit dem Partyspiel trotzdem auf den richtigen Pfad zurückholen?

Kill The Boss

Das Herzstück von Mario Party: Star Rush ist die Toad-Tour, die am ehesten an das typische Spielprinzip der Reihe erinnert. Alle Kontrahenten starten mit Toad als Charakter, ihr braucht euch also nicht mit euren Freunden darum zu streiten, wer von euch Luigi nehmen darf. Zum Glück müsst ihr nicht mit euren Mitspielern in einem Auto übers Brett tuckern, sondern dürft das Feld frei erkunden. Alle Toads bewegen sich gleichzeitig, was jetzt wesentlich chaotischer klingt als es tatsächlich ist. Nachdem ihr gewürfelt habt, bestimmt ihr den Pfad, dementsprechend ihr über die Felder zieht. Die für den Sieg wichtigen Sterne werden nicht gegen Münzen eingetauscht, sondern in Bosskämpfen gewonnen. Landet ein Spieler auf dem Feld des Obermotzes, geht es ins Gefecht.

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In kurzen Scharmützelchen feuert ihr mit Kanonen auf König Bob-Omb, schmeißt grüne Panzer auf Petey Piranha oder pritscht einen Wasserball zu dem Takt, der euch von einem riesigen Blooper vorgegeben wird. Für jeden erfolgreichen Angriff gibt es Punkte, den Stern sackt der Spieler ein, der in dem Kampf am meisten Schaden verursacht hat. Ist ein anderer Spieler auf dem Bossfeld gelandet, müsst ihr erst durch Mashen des A-Knopfes dorthin gelangen, bevor ihr mitmischen könnt. Wer zuerst den Boss herausfordert, erhält also einen Vorsprung. Wurde ein Boss besiegt, erscheint der Nächste auf der Karte. Die Partie endet, sobald alle Sterne errungen wurden. Es gibt vier reguläre Welten und eine Tutorial-Welt mit jeweils drei Levels. Je höher der Level, desto mehr Bossgegner warten auf euch. Eine Partie dauert in der Regel 20 bis 45 Minuten, je nachdem wie viele Sterne es zu holen gibt.

Mario und andere Bewohner des Pilz-Königreichs tauchen ebenfalls in dem Modus auf und werden zufällig auf dem Spielfeld platziert. Passiert ihr einen der Charaktere, schließen sie sich euch an und bieten euch Unterstützung auf gleich verschiedene Weisen. Beim Würfeln erhaltet ihr von euren Partnern einen zusätzlichen Wurf, mit dem euer Laufweg um ein paar Felder verlängert wird. Habt ihr einen Gefährten eingesammelt, könnt ihr ihn an die Spitze eures Teams setzen und von seinen Spezialfähigkeiten profitieren, indem ihr in hohem Gras auf Gumbas hopst oder Felsen zertrümmert, um ein paar Münzen extra zu bekommen. Auch in den Bosskämpfen sind die Verbündeten von Nutzen, da sie von der KI übernommen werden und euch zur Seite stehen. Bis zu drei Gefährten kann eure Party aufnehmen, aber sie lassen sich ebenso schnell wieder verlieren, wie sie sich euch angeschlossen haben.

Landen zwei Spieler auf dem selben Feld, kommt es zu einem Partnerduell. Der Gewinner dieser kurzen Herausforderungen kann dem Verlierer einen Partner seiner Wahl stibitzen. "?"-Felder und Shops halten Items bereit, mit denen ihr entweder beispielsweise zwei Würfel benutzt oder direkt einen Gegner zum Partnerduell herausfordert. Minispiele kommen auch vor, spielen jedoch eine eher untergeordnete Rolle. Berührt einer der Kontrahenten einen Münzballon, darf er am Ende des Zuges eins von vier Minispielen auswählen, die ihr ohne Partner bestreitet. Als Belohnung gibt es Münzen, die in der Gesamtwertung über den Sieg entscheiden. Gewonnene Sterne werden in Münzen umgewandelt, außerdem werden diverse Boni dafür vergeben, wer am meisten Minispiele gewonnen oder die kürzeste Strecke zurückgelegt hat.

Drück mich, puste mich, tipp mich an

Am Ende einer Partie erhaltet ihr XP, mit denen ihr euren Party-Rang erhöht. Je besser ihr euch geschlagen habt, desto mehr Punkte erhaltet ihr. Für jeden Rangaufstieg gibt es Belohnungen in Form von Spielmodi, Charakteren und einem weiteren Schwierigkeitsgrad.  Das Hauptmenü erinnert vom Aufbau an den Mii Plaza, in dem ihr mit einem Charakter eurer Wahl umher lauft und die verschiedenen Modi startet. Neben der Toad-Tour gibt es unter anderem noch das Münzrennen, in dem ihr nonstop Minispiele absolvieren und Münzeln einsammeln müsst, während sich euer Charakter gleichzeitig auf dem unteren Screen auf dem Spielbrett entsprechend der eingesammelten Münzen fortbewegt. Habt ihr durch das Einsammeln eine Leiste am Bildschirmrand gefüllt, dürft ihr eurem Gegner mit einem Item Steine in dem Weg legen, jedoch kann er auch dasselbe mit euch tun.

Die Ballonjagd erinnert ebenfalls an das klassische Spielprinzip von Mario Party, mit einer begrenzten Anzahl an Zügen und einem stärkeren Fokus auf Minispielen. Die restlichen Modi wie die Musikbühne oder der Kletterturm sind kleinere Modi, für die ihr zwar Geschick und Rhythmusgefühl beweisen müsst, aber euch letzten Endes nicht lange beschäftigen werden. Alle bereits absolvierten Minispiele und Bosskämpfe könnt ihr jederzeit wiederholen, entweder auf der Jagd nach neuen Bestleistungen oder einfach zum Spaß. Zudem führt das Spiel genau darüber Buch, welchen Charakteren ihr bis jetzt begegnet seid und ihr dürft im Museum Steckbriefe, Modelle und Animationen der einzelnen Figuren betrachten.

Die Minispiele machen durch die Bank weg Laune und nutzen fast sämtliche Features des 3DS. So müsst ihr in einem Hüpfmatten-Spiel beide Bildschirme im Auge behalten oder notiert euch auf dem Touchscreen, wie viele und was für Früchte von Shy Guys durchs Bild getragen werden. An anderer Stelle pustet ihr ins Mikro, um ein Segelboot voran zu treiben. Mit gerade einmal 26 regulären Minispielen ist jedoch die Auswahl recht knapp, davon sind allein vier eine Variation von Memory. In nur wenigen Durchläufen habt ihr sämtliche Minispiele mindestens einmal erlebt, danach habt ihr so gut wie alles gesehen. Zudem gibt es keine richtigen Tutorials für die Minigames, die euch die Steuerung erklären. Zwar sind die meisten Disziplinen mehr oder weniger selbsterklärend und ihr könnt jederzeit eine Proberunde absolvieren, eine Textbox mit den wichtigsten Infos hätte den Einstieg jedoch etwas weniger hektisch gestaltet. Dafür wird euch in jeder Partie aufs Neue erklärt, wie ihr ein Item benutzt.

Die KI stellt erst ab "Sehr schwer" so etwas wie eine Herausforderung dar, ansonsten seid ihr chronisch unterfordert. Ihr bekommt nur begrenzten Ansporn dazu, euch in Minispielen ins Zeug zu legen, da alle Teilnehmer im Anschluss mit Münzen belohnt werden und es keine wirklich große Differenz zum Betrag für den Gewinner gibt. Ein Sieg fühlt sich dadurch entwertet an, erst recht wenn ihr wegen der von euch gewonnenen Sterne bereits einen Vorsprung habt. Für nahezu alle Aktionen erhaltet ihr XP, selbst durch das Wiederholen von Minispielen könnt ihr mit der Zeit euren Party-Rang in die Höhe grinden.

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Mit knallbunter Farbpalette und charmanten Animationen macht der Look des Spiels einen sehr stimmigen Eindruck. Die unterschiedlichen Spielbretter in der Toad-Tour heben sich sowohl optisch als auch spielerisch durch diverse Gimmicks voneinander ab. Mit schalteraktivierten Gittern und Kugelwilli-Kanonen könnt ihr die Pläne eurer Gegner durchkreuzen – oder von ihnen damit in den Wahnsinn getrieben werden. Die Musikstücke der Spielbretter haben Ohrwurm-Qualität, insbesondere die nach Reggae klingenden Strand-Themes. Die Charaktere geben längst bekannte Audio-Samples von sich, hier könnte man auch Aufnahmen aus anderen Spielen recyceln und es ließe sich kein Unterschied feststellen.

In Mario Party: Star Rush dürfen auch amiibo-Funktionen nicht fehlen. Scannt ihr eine der kompatiblen Figuren, könnt ihr beispielsweise in der Toad-Tour mit dem entsprechenden Charakter starten. Habt ihr auf dem amiibo Daten aus Mario Party 10 gespeichert, erhaltet ihr einen Spezialwürfel dazu. Insgesamt sind diese Features eine nette Dreingabe und schalten keine vollwertigen Modi oder unfaire Vorteile frei. Ein bisschen Willkür ist leider immer noch im Spielverlauf vorhanden. Die Kategorien der Boni in der Auswertung der Toad-Tour werden willkürlich gewählt, ihr bekommt also nicht immer einen Bonus, wenn ihr die meisten Minispiele gewonnen habt. Natürlich muss irgendwie Parität zwischen Spielern unterschiedlichen Könnens geschaffen werden, doch die gewählte Lösung wirkt so, als hätte sie ihr Ziel verfehlt.

Am meisten Spaß macht Mario Party: Star Rush selbstverständlich im nach wie vor ausschließlich lokalen Multiplayer für bis zu vier Spieler gegen Kontrahenten aus Fleisch und Blut. Wenn vier Leute gleichzeitig frenetisch in die Mikrofone ihrer Geräte pusten, lässt sich das Lachen nur schwer verkneifen und wird einer eurer Partner gemopst, habt ihr den Übeltäter in Schlagreichweite. Solche Emotionen werden beim Spiel gegen den Computer nicht geweckt, auch die Vorgänger haben Einzelspieler nur bedingt unterhalten. Bis auf den Kletterturm sind alle Modi auch im Multiplayer spielbar, für Toad-Tour, Münzrennen und Ballonjagd braucht ihr nur eine Vollversion von Mario Party: Star Rush. Download Play war schon zu Zeiten des DS in vielen Spielen möglich, doch mit Star Rush geht Nintendo einen Schritt weiter. Im eShop ist der "Party Guest"-Download kostenlos erhältlich, den ihr anstelle von Download Play verwendet. Damit dürft ihr nicht nur an Multiplayer-Partien teilnehmen, sondern könnt den von euch erreichten Party-Rang und die damit freigeschalteten Inhalte speichern und später auf die Vollversion übertragen, sodass ihr nicht wieder von vorne anfangen müsst. Ein sehr feiner Zug von Nintendo, denn es ist der Multiplayer, der Mario Party erst zu dem macht, was es ist: Ein ulkiger Zeitvertreib, den man am besten gemeinsam mit Freunden, Snacks und Getränken auf dem Sofa in Angriff nimmt.

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