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Marvel: Angstdebatte: Wie das Multiverse in Far From Home das ganze MCU schädigen könnte

Hinsichtlich der Tatsache, dass Marvel bereits in „Endgame“ mit den ganzen Zeitreisen eine derartige Logikdiskussion ausgelöst hat, entstehen daher verschiedenste Szenarien, die uns in Far From Home erwarten können. Selbsterklärend sind die halbwegs harmlosen Optionen deutlich wahrscheinlicher, doch wenn wir in den letzten Jahren etwas über Hollywood gelernt haben, dann dass Angst in der Luft liegt, dauerhaft irreversible Entscheidungen zu treffen. Sind wir letztendlich ehrlich zu uns: Manche Entscheidungen in „Infinity War“ und „Endgame“ schreien förmlich danach, aufgelöst und wieder rückgängig gemacht zu werden.

Hoffentlich alles nur ein perfider Trick

Die offensichtlichste und womöglich erstrebenswerteste Alternative wäre, dass der gesamte Handlungsplot samt Multiverse eine perfide Illusion von Mysterio ist. Selbiger wird nicht umsonst als Meister der Illusion gehandelt und es wäre schon ein verdammt großer Zufall, dass genau jener Illusionist auftaucht, wenn gerade derart außergewöhnliche Ereignisse stattfinden. Dahingehend ist die Überlegung, dass Quentin Beck – wie Mysterio bürgerlich heißt – verstanden hat, was in den letzten fünf Jahren passiert ist und die Verwirrung genutzt hat, um die Gunst von SHIELD und anderen Helden zu gewinnen. Keine Verwirrung. Keine Probleme. Keine Logikdiskussion.

Problematischer wird es, wenn durch die Entnahme der Steine tatsächlich alternative Dimensionen entstanden sind. Hinsichtlich der Tatsache, dass Tony in einer dieser Dimensionen überlebt haben könnte, könnte zu einem zeitlich begrenzten Wiedersehen zwischen Peter und Tony führen, in Zuge derer Peter lernt, mit dem Verlust klarzukommen und sich komplett zu verabschieden. Es wäre auch ein symbolischer Akt für die Zuschauer, um die Geschehnisse von „Endgame“ zu verarbeiten und so die geordnete Möglichkeit bekämen, sich von Tony zu verabschieden. Das Zeitreisen an sich war von der Logik her zwar schon etwas drüber – würde man das Treffen hier aber auf eine einzigen Film beschränken, wäre es sicherlich ein Verlauf, mit dem die Zuschauer irgendwie noch leben könnten.

Schwierig wird es, wenn Charaktere anfangen dauerhaft, von einem Universum ins andere zu wechseln. Ziehen wir als Beispiel Miles Morales heran. Der junge Star des kürzlich auf Blu-Ray erschienen Films „Spider-Man: Into the Spider-Verse“, der in seinem eigenen dunklen Anzug durch die Gegend schwingt, hat seine Ursprünge in einer alternativen Realität, die im Englischen auch als „Ultimate Universe“ bezeichnet wird. Die Kurzfassung seiner Story sieht so aus, dass auch in den Comics verschiedene Realitäten kollidieren und Miles so den dauerhaften Aufenthalt ins Mainstream-Universum 616 ebnen. Längst verstorbene Charaktere könnten auf diesem Wege ohne Probleme und auf wirklich billigste Art und Weise zurückgeholt werden. Der wirklich unwahrscheinliche absolute Worst-Case wäre es, wenn Tony auf diesem Weg als Retter zurückkehrt und sich dann in unserem MCU zur Ruhe setzt. Es wäre eine Absicherung Hollywoods sich die Figur Tony Stark warmzuhalten und ein Verrat all jenen gegenüber, die die mutigen Entscheidungen in Endgame so sehr begrüßt haben.

Zeitgleich könnte der Wechsel neuer Figuren von einem Universum ins andere eine Erklärung dafür liefern, wie beispielsweise die X-Men oder Fantastic Four ins MCU eingegliedert werden. Nur weil Mutanten im bisherigen Verlauf der Menschheitsgeschichte des MCUs nicht existiert haben, muss dies nicht bedeuten, dass sie nicht bereits in alternativen Dimensionen ihr Unwesen getrieben haben. So könnte, wieder relativ billig, erklärt werden, warum Mutanten in bisherigen Krisensituationen nicht eingeschritten sind und woher all diese neuen Figuren plötzlich auftauchen.

Mein inniger Wunsch …

Egal für welche Alternative sich Marvel nun entschieden. Wir wünschen uns, dass Disney diese wirklich belohnende Gelegenheit dazu nutzt, um Stellung zu beziehen. Sollte das Multiverse tatsächlich existieren und sollten Peter und Tony im wirklich unwahrscheinlichen Fall doch noch einmal aufeinandertreffen, sollte es wirklich dabei bleiben. Es gibt wirklich viel (coolen) Unsinn, den man mit parallel existierenden Universen treiben kann, aber lasst Iron Man seinen wohlverdienten Ruhestand. Dies ist der Moment, in dem Disney beweisen muss, dass sich das Filmuniversum weiterentwickelt und dass Spannung nicht nur zum Zwecke eines Films aufgebaut wird, sondern tatsächlich real und greifbar ist – genau das ist es, was „Endgame“ für derart viele Zuschauer so gut gemacht hat. Der Wert, die Message und letzten endlich auch das Opfer. Das Multiverse – eine Chance für viele wirklich gute Wege aber auch die Gefahr, ein ganzes Erbe samt zehn Jahre Arbeit mit einem Schlag zu verraten.

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