Seit wenigen Wochen teilt Marvel-Star Scarlett Johansson in ihrer Rolle als Black Widow in den Kinos weltweit wieder kräftig aus, doch nicht nur da: Disney präsentiert den neuen MCU-Blockbusterfilm zeitgleich zum Kinostart auf dem eigenen Streamingdienst Disney Plus – mit einem kostenpflichtigen VIP-Zuschlag für die Abonnenten.
Während der Kinostarttermin wegen Corona bereits um ein volles Jahr nach hinten verschoben werden musste, hatte sich das Studio schließlich recht kurzfristig zu diesem Doppel-Release entschieden, um möglichst viele Marvel-Fans zu erreichen und dennoch Gewinn zu machen. Schließlich zählt Disney Plus über 100 Millionen Abonnenten weltweit.
Disneys Antwort auf Johanssons Klage fällt eindeutig aus
Gerade das sorgt nun aber für Ärger: Schauspielerin Scarlett Johansson kann von diesen Zusatzeinnahmen nicht profitieren, was sie nun dazu veranlasst, das Filmstudio wegen Vertragsbruch zu verklagen.
Laut der Anklage wirft die Schauspielerin dem Studio vor, dass der zeitgleiche Start im Kino und auf Disney Plus gegen Vertragsabsprachen verstoßen habe. Ihr sei eine exklusive Filmveröffentlichung auf der Leinwand zugesagt worden. Ihr Verdienst basiere auf den Kinoeinnahmen und Disney wolle sich auf ihre Kosten bereichern, um den Streamingdienst zu stärken. Ein recht ungewöhnlicher Schritt für eine der derzeit bestbezahlten Hollywood-Schauspielerinnen. Das Studio sieht das anders.
Was sagt Disney dazu? Das Studio hat inzwischen darauf reagiert und die Vorwürfe der Marvel-Darstellerin zurückgewiesen. Die Klage sei „unbegründet“, schließlich habe man die vertraglichen Vorgaben genau eingehalten, so ein Sprecher von Disney. Mit der Veröffentlichung des Films auf der hauseigenen Streamingplattform Disney Plus habe sich:
„Johannsons Möglichkeiten für zusätzliche Einnahmen über die bereits erhaltenen 20 Millionen US-Dollar [Gage] hinaus deutlich erhöht. Die Anklage ist besonders traurig und peinlich aufgrund ihrer Missachtung der schrecklichen und langwierigen globalen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie.“
Marvel-Film Black Widow im Kino und auf Disney Plus
Der Marvel-Film Black Widow läuft seit Anfang Juli in den Kinos und hat bislang knapp 320 Millionen US-Dollar weltweit eingespielt. Ein gutes Ergebnis in Anbetracht der besonderen Umstände. Dennoch wird der Film an die großen Erfolge der bisherigen MCU-Filme wie „Avengers“, „Iron Man“ oder „Thor“ mit Kino-Einnahmen von bis zu eine Milliarde US-Dollar pro Film wohl nicht mehr heranreichen. Ganz zu schweigen von „Avengers: Endgame“ als erfolgreichster Film weltweit mit über 2 Milliarden US-Dollar Einnahmen allein in den Kinos.
Hinzu kommt, dass der Film „Black Widow“ derzeit die Liste der gefragtesten illegalen Downloads anführt. Ob Scarlett Johansson mit ihrer Klage Recht bekommt, wird sich zeigen. Jedoch ist sie nicht die einzige Filmschaffende, die sich über den neuen Trend ärgert und ihren Unmut öffentlich macht.
Kino plus Streamen, der Weg für die Zukunft?
Wegen der anhaltenden Corona-Pandemie haben neben Disney auch weitere große Hollywoodstudios wie Warner Bros. und Paramount sich dazu entschlossen, ihre aktuellen Kinofilme zeitgleich auf deren eigenen Streamingdiensten (gegen einen Aufpreis von etwa 20 bis 30 Euro als VIP-Zugang) zu veröffentlichen.
Warner geht sogar so weit, dass sämtliche Filme für 2021 zeitgleich auf HBO Max laufen werden, was bereits für einigen Unmut unter den betroffenen Filmemachern wie Dune-Regisseur Denis Villeneuve sorgte.
Vor allem aber sorgt das für Ärger mit den Kinobetreibern, deren Einnahmen dadurch massiv geschmälert werden. Vor Gericht gezogen ist bislang noch niemand. Sollten jedoch die Kino-Einnahmen etwa beim Science-Fiction-Epos nicht so hoch wie erwartet ausfallen, könnte es auch hier für reichlich Ärger sorgen. Man darf also gespannt sein, ob Scarlett Johanssons Vorstoß Schule machen wird.
Schon jetzt zeigt es sich, dass die Studios an dem neuen Konzept Kino plus Streamen Gefallen gefunden haben, streichen sie doch sämtliche Gewinne an ihren Produktionen selbst ein, und nur ein kleiner Teil bleibt bei den Kinos. Es dürfte auch nach Corona ein Thema bleiben.