Bereits seit einigen Wochen kursieren Geschichten von Visual-Effects-Artists im Internet, die mit Marvel abrechnen. Ausgelöst wurden diese Berichte von einem Reddit-Beitrag mit dem Namen „Ich habe es ehrlich gesagt satt, an Marvel-Serien zu arbeiten!“ Auch auf Twitter gab es diverse Diskussionen zu dem Thema.
Die Berichte ähneln sich und sprechen von viel zu viel Arbeit für die VFX-Artists, die bei viel zu wenig Zeit erledigt werden muss. Es sei üblich, dass Leute unter dem Druck dieser Projekte zusammenbrechen, berichtete eine Quelle, die mit den Kollegen von IGN gesprochen hat.
Nach außen wirken die Ankündigungen von Marvel wie ein Uhrwerk. Die Zuschauer wissen nicht, dass der Film, den sie gerade ansehen, bis zu diesem Morgen vielleicht noch gar nicht fertig war.
Marvel: Studios und Artist haben Angst Nein zu sagen
Die Künstler berichteten davon, dass es normal sei, dass Projekte im VFX-Bereich manchmal 15 bis 30 Mal überarbeitet werden müssen. Bei Marvel soll es jedoch vorkommen, dass eine einzige Aufnahme mehr als 50 Mal zurückgeschickt wird. Ein Artist erklärte, er habe eine einzige Aufnahme in 144 verschiedenen Versionen gesehen. Einige Künstler berichten über monatelange 80-Stunden-Wochen, um die Projekte bis zur Deadline noch fertigzustellen.
Marvel ist ein großer Name in der Branche und viele VFX-Studios haben Angst, ihnen die Stirn zu bieten. Dies führt häufig dazu, dass die Studios in einen Bieterkrieg eintreten, nur um den Auftrag für die nächste Marvel-Show für sich zu gewinnen. Ein Auftrag für die Marvel Studios könne eine Menge für das Portfolio der Studios bedeuten und wie ein Künstler es beschrieb, will jeder an den „Avengers“ arbeiten.
Ein ähnlicher Prozess würde auch bei anderen großen Filmstudios ablaufen, wie bei Disney oder Warner Bros. Marvel soll jedoch im Vergleich die schlechteste Vergütung bieten und Künstler müssten in der Regel mit einer viel kleineren Crew arbeiten. Ein Teamleiter verlangte für ein Projekt beispielsweise zehn Leute, das VFX-Studio gab ihm jedoch nur zwei Mitarbeiter.
„Wenn wir an Serien von Warner Bros. oder Disney arbeiten, haben wir ein bisschen mehr Macht, um uns zu wehren. Aber Marvel…jeder hat irgendwie Angst, sie zu verärgern, denn wenn man sie verärgert, wird man in Zukunft keine ihrer Serien mehr bekommen. Also haben [die Studios] große Angst davor, zu irgendetwas Nein zu sagen. Marvel schlägt hart zurück, wenn man Nein sagt“, so eine Quelle von IGN.
Die Arbeitsbedingungen schlagen sich auch auf die Qualität nieder. Der erste Trailer der aktuellsten Marvel-Serie „She-Hulk“ wurde etwa wegen seiner visuellen Effekte stark kritisiert. Dies soll jedoch nicht an den mangelnden Bemühungen liegen. Die Künstler weisen darauf hin, dass man keine gute Arbeit leisten kann, wenn man den Leuten nicht die Zeit gibt, gute Arbeit zu leisten.