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Marvel: Yelena Belova-Schöpfer*innen werfen dem Konzern unlautere Methoden vor

Mit dem Blockbuster Black Widow feierte die neue Figur Yelena Belova ihre Premiere im Marvel Cinematic Universe. Ein Auftritt, der ihren Schöpfer*innen, Devin Grayson und J.G. Jones, eigentlich viel Geld einbringen sollte, das Marvel jedoch nie bezahlt hätte. Nun erheben die zwei schwere Vorwürfe.

Marvel soll Schöpfer*innen mit großer Summe locken und nur einen Bruchteil auszahlen

Gegenüber dem Hollywood Reporter gaben sie an, sie glaubten, einen Vertrag unterschrieben zu haben, der ihnen beiden für Yelenas Erscheinen im MCU-Film sowie weiteren Auftritten des Charakters (Actionfiguren, Games) jeweils 25.000 US-Dollar einbringen sollte. Erhalten hätten sie nur 5.000 US-Dollar.

Laut Jones seien er und seine Kollegin keine Einzelfälle, denn dieses Vorgehen soll bei Marvel Methode haben: „Nachdem ich mit einer Reihe von Künstler*innen gesprochen habe, scheinen die finanziellen Angebote von Marvel eine Art Lockmittel zu sein.“ Wie er weiterhin ausführt, würden die Summen anschließend allmählich immer weiter gekürzt.

Grayson ergänzt diesbezüglich, ein solcher Vertrag würde sowohl klare Zahlungsbedingungen als auch damit verknüpfte Summen beinhalten. In ihrem Fall hätte der Film-Auftritt ihr 25.000 US-Dollar einbringen sollen. Für Yelena Belovas Erscheinen in einer TV-Serie hätte es derweil nur 2.000 US-Dollar (mehr als 30 Minuten Laufzeit) beziehungsweise 1.000 US-Dollar (bis zu 30 Minuten Laufzeit) gegeben.

Des Weiteren habe es Vereinbarungen für Merchandise-Artikel gegeben. Wäre eine Actionfigur in einem Jahr veröffentlicht worden, würde Marvel 5.000 US-Dollar zahlen. Bei zwei Figuren wären es 10.000 US-Dollar und bei drei oder mehr 25.000 US-Dollar. Für den Auftritt in einem Videospiel sei ein Betrag von 30.000 US-Dollar vorgesehen, der unter allen Schöpfer*innen der enthaltenen Figuren aufgeteilt werde.

Black Widow Yelena Belova MCU
Yelena Belova in „Black Widow“ © Marvel Studios/Disney

Doch wie kommt es nun dazu, dass Grayson und Jones deutlich weniger Geld für Yelena Belovas MCU-Debüt in „Black Widow“ erhalten haben? Laut dem Hollywood Reporter enthalte der Vertrag eine Klausel, die Marvel einen großen Ermessensspielraum zugestehen würde, wodurch das Unternehmen die Zahlungen an die Schöpfer*innen letztendlich drastisch reduzieren könne.

Der Konzern könne beispielsweise die vereinbarten 25.000 US-Dollar unter beiden Schöpfer*innen einer Figur aufteilen. Es wäre sogar möglich, einen solchen Betrag unter den Erfinder*innen sämtlicher im Film auftretenden Charaktere aufzuteilen, wodurch jede Person nur einen Bruchteil erhalten würde. Im Falle des MCU-Films würde dies etwa Figuren wie Red Guardian oder Melina Vostokoff miteinschließen.

Hawkeye Season 1 Yelena und ihr Vater
Yelena Belova mit ihrem „Vater“ Red Guardian und ihrer „Schwester“ Natasha Romanoff © Marvel Studios/Disney

Gemäß einer Marvel-Quelle würde es in solchen Fällen jedoch keine wirkliche Obergrenze geben. Dementsprechend wäre es denkbar, dass die Firma an die betroffenen Personen insgesamt mehr aus als nur 25.000 US-Dollar auszahle. Genaue Summen wurden hingegen nicht genannt.

Außerdem wird eine weitere Möglichkeit angemerkt, wie Marvel angeblich seine potentiellen Kosten für die Auftritte solcher Charaktere drücken könnte. Sollte eine Figur in weniger als 15% der Laufzeit eines Films vorkommen, würde dies als Cameo klassifiziert, wofür den Schöpfer*innen weniger Geld zustünde. Ein Beispiel für einen solchen Fall wäre Captain Americas Rolle in Avengers: Infinity War.

Captain America in „Avengers: Infinity War“ © Marvel Studios/Disney

Darüber hinaus wird im Artikel im Hinblick auf Special Character Agreements dieser Art ein sogenanntes non-disclosure agreement (NDA), also eine Verschwiegenheitsvereinbarung, erwähnt. Diese soll die Erfinder*innen einer Figur daran hindern, sich in solchen Fällen zu äußern.

Ein Autor, der jüngst gegen eine solche Auflage verstoßen hat, war Joe Casey. Er hat die junge Marvel-Heldin America Chavez, die ihre Comic-Premiere 2011 feierte, erfunden. Für ihren Auftritt im MCU-Blockbuster „Doctor Strange in the Multiverse of Madness“ habe er jedoch keine Bezahlung erhalten (via The Hollywood Reporter).

Doctor Strange 2 MCU Miss America Chavez
America Chavez wurde von Joe Casey erfunden © Marvel Comics

Damals erklärte Casey, bereits die Summen an sich seien problematisch. Wie er erläutert, würden 5.000 US-Dollar sicherlich jungen, aufstrebenden Talenten als viel Geld erscheinen. „Für viele von uns, die schon seit Jahrzehnten im Geschäft sind, ist das eine Beleidigung“, führte er diesbezüglich weiterhin aus.

Doch wieder zurück zu den Yelena Belova-Schöpfer*innen: Als der Charakter bekanntlich in der Hawkeye-Serie sein Comeback feierte, habe Grayson die im Vertrag vereinbarten 2.000 US-Dollar pro Folge erwartet. Marvel habe ihr stattdessen jedoch lediglich 300 US-Dollar pro Episode angeboten.

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Es war in der jüngeren Vergangenheit nicht der erste Rechtsstreit, mit dem sich Marvel konfrontiert sah. Vergangenes Jahr verklagte etwa Scarlett Johansson Disney, da „Black Widow“ zeitgleich zur Kinoveröffentlichung auch kostenpflichtig bei Disney Plus im Stream angeboten werden sollte.

Sven Raabe

Anime-Liebhaber, Dragon Ball-Fan auf Super-Saiyajin Blue-Level, Videospiel-Enthusiast mit einem Hang zu Action-Adventures und abgedrehten Hack'n'Slays. Außerdem Sith-Lord (oder vielleicht doch Jedi?) mit einer Schwäche für DC- und Marvel-Adaptionen.
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