Comics sind besonders in der heutigen Zeit dafür bekannt bildgewaltig zu sein. Gleichzeitig dienen sie jedoch nicht nur dazu epische Kämpfe darzustellen und zu erzählen, sondern sollen Leser auch auf einer emotionalen Ebene ansprechen und berühren. Was in der modernen Welt der Comics leider immer seltener wird, hatte damals noch eine ganz andere Wirkung und Bedeutung auf den Leser. Der Grundsatz „Kein Comic-Tod bleibt ewig bestehen“ war noch nicht derart etabliert, wodurch es insbesondere in der Anfangszeit deutlich einfacher war ein solches Ableben zu bewerben und zu inszenieren. Wir stellen euch in diesem Artikel daher fünf berührende Tode der Marvel-Comic-Geschichte vor, die uns bis heute beschäftigen und die jeder kennen sollte.
Ben Parker (Amazing Spider-Man 1962)
Jeder von uns kennt die Geschichte von Spider-Man. Der junge College-Student, der von einer radioaktiven Spinne gebissen wurde und dadurch zum weltbekannten Netzschwinger wurde und seither unzähligen Unschuldigen das Leben rettet. Nach Erhalt seiner Fähigkeiten war Peter Parker aber nicht sofort der heroische Beschützer, wie wir ihn heute kennen. Naiv wie er war, nutzte er seine neuen Talente zunächst dafür, sich in Ringkämpfen einen echten Namen zu machen und somit schnell einfaches Geld zu verdienen.
Die spontane Möglichkeit dabei einen flüchtigen Dieb aufzuhalten, lässt er dabei aufgrund seiner egoistischen Grundeinstellung verstreichen. Genau jener Dieb kehrt jedoch bereits kurze Zeit später als Mörder seines Onkels Ben Parker zurück – erst in diesem Moment wird dem jungen Peter bewusst, was er hätte verhindern können, hätte er den Dieb damals aufgehalten. Diese Erkenntnis machte ihn schlussendlich zum freundlichen Helfer der Nachbarschaft und heftete ihm das bekannte Zitat „With great power comes great responsibility“ an.
Hinsichtlich der Tatsache, dass der Mord bereits im ersten Auftritt von Spider-Man zu beobachten ist, ist der Tod von Ben Parker kein wirklich tragischer – schließlich kannten wir die Figur zuvor nicht, was es dem Leser fast unmöglich machte überhaupt eine emotionale Bindung zur Figur aufzubauen. Dennoch ist diese Origin-Story maßgeblicher Leitfaden für die Gestaltung vieler weiterer Charaktere, die in Zukunft entstehen sollten und gehört unangefochten zu den bekanntesten Geschichten des Marvel-Universums.
Captain Marvel (Mar-Vell) (The Death of Captain Marvel 1982)
Der Tod von Captain Marvel (Captain Mar-Vell) führt meiner persönlichen Meinung nach unangefochten die Liste der emotionalsten Comic-Tode aller Zeiten an.
Für die damalige Zeit war die Inszenierung dieses Heldentodes einzigartig. Viele Leser verbinden mit dem Tod einer bekannten Figur epische Kämpfe, in denen sich Charaktere für das Bessere opfern um das Böse zu besiegen – klassisches Beispiel sei an dieser Stelle der Tod von Superman, der in einem groß inszenierten Kampf gegen Doomsday gefallen war. Beim Tod von Captain Marvel war aber alles anders. Keine epische Saga, keine große Schlacht – der Held war schlichtweg an Krebs erkrankt.
Es ist eine Geschichte, mit der wahrscheinlich kein Leser so jemals gerechnet hatte. Comics werden gelesen, um sich gedanklich für einige Zeit von der Realität zu entfernen. Leser erleben Dinge, die in unserer Welt so einfach nicht passieren. Für die 70er-Jahre war dies aber der Moment, in welchem die Comicwelt von der Realität eingeholt wurde.
Das unter diesem Text eingebettete Bild sei sinnbildlich dafür, was für Wellen das Ganze geschlagen hatte. Alle Helden waren da, um sich von der Figur zu verabschieden, die sie in diesem Moment viel mehr als Held angesehen haben als sich selber. Schlussendlich gewann dieser Moment in den darauffolgenden Jahren immer mehr an Relevanz, da es eine der wenigen Tode ist, in denen der Gestorbene nicht sofort wiederauferstanden ist.