Während die ersten beiden Original Max Payne-Ableger (2001 / 2003) noch von Remedy Entertainment entwickelt wurden, kaufte Rockstar Games die kompletten Rechte an der Serie rund um den Ex Cop Max Payne. Nach rund neun Jahren war es jetzt endlich soweit: Rockstar Games veröffentlichte Max Payne 3 für Xbox 360 und PlayStation 3. Von der Macht der Drogen und des Alkohols getrieben, verschlägt es Max nach Sáo Paulo, wo er für Rodrigo Branco einen Job als Sicherheitsberater annimmt. Natürlich kommt am Ende alles anders, als man es erwartet hat.
Bisher bei Max Payne…
Bevor es mit dem eigentlichen Test zu Max Payne 3 los geht, wollen wir Euch die bisherige Geschichte des Ex-Cops ein wenig näher bringen. Diese beginnt im Jahr 2001 mit der Veröffentlichung von Max Payne. Der namensgebende Max Payne wohnt in New York City – einer düsteren Stadt, in der Drogen und Korruption das Geschehen regieren. Das Spiel wird größtenteils in Rückblendungen und in der Gegenwart erzählt. Die Valkyr-Droge, welche als Experiment für die Soldaten des Militärs gescheitert ist, wurde von Projektleiterin Nicole Horne insgeheim weiterentwickelt. Fortan als Designerdroge im Untergrund bekannt, erfährt die Frau von Max Payne, Michelle, durch einen dummen Zufall von dieser Droge und wird daraufhin im eigenen Apartment kaltblütig ermordet. Die Tochter der Beiden, damals noch ein kleines Baby, kommt bei diesem Überfall auch ums Leben.
Die Verbrecher hatten bei dieser Tat ebenfalls die Valkyr-Droge intuss, was für Max Payne Anlass dazu war, als verdeckter Ermittler des Drogendezernats zu arbeiten. Max kommt durch einen blöden Zufall jedoch in eine Falle und steht fortan bei der Polizei von New York City ganz oben auf der Fahndungsliste. Immer wieder im Storyverlauf wird uns Max als geplagter Mensch präsentiert, der auf der Suche nach Horne immer wieder in Fallen tritt. In einer Endsequenz kann er Nicole endgültig den gar ausmachen und die Geheimnisse um den Tod seiner Frau und seiner Tochter aufdecken. Doch Max Payne wird von der Polzei abgeführt, womit die Geschichte noch längst nicht beendet ist …
Max Payne 2: The Fall of Max Payne erschien im Oktober 2003. Der Plot knüpft dabei an die Geschehnisse des ersten Teils an. Erneut wird einem die Geschichte in den fast schon legendären Comic-Sequenzen präsentiert, die eine düstere und atmosphärisch hochwertige Erzählweise darstellen. Max Payne 2 beginnt ebenfalls mit einer Rückblende. Wir befinden uns im Anwesen von Alfred Woden, dem Polizisten, der Max im Erstling bis auf die Unterhose gejagt hat. Mona Sax, eine mittlerweile ehemalige Handlangerin von Erzfeindin Nicole Horne, liegt sterbend im Flur des Hauses, Max daneben kniend. Payne versucht sich zu erinnern, wie es zu diesem Vorfall gekommen war.
Er erinnert sich an einen Krankenhausaufenthalt, in dem seine Vorgesetzte, Detective Winterson, niedergeschossen wurde. Er selbst macht sich für den Tod seiner Ermittlungspartnerin verantwortlich. Fortan kommt es immer wieder zu Ereignissen, die Max in die Fänge einer gesuchten Mörderin treiben. Mona Sax ist gemeint, zu der Payne ein inniges Verhältnis aufbaut. Max erfährt, dass Vladimir Lem, der zu Beginn noch ein freundschaftliches Verhältniss zu Max Payne hatte, mittlerweile der Fiesling ist. Er knallt nicht nur den hilflosen Cop Woden ab, sondern auch Mona Sax. Payne schwört auf Rache, will Lem, der mit Nicole Horne eng zusammengearbeitet hat, stellen und ihn ermorden. Ob ihm das gelungen ist, lassen wir an dieser Stelle einfach mal offen…
Neues Leben in Sáo Paulo
Wie schon in den Vorgängerteilen spielt man in Max Payne 3 den namensgebenden Hauptprotagonisten Max Payne. Dieser will in Sáo Paulo, Brasilien, einen Neuanfang starten. Doch wie kam es zu diesem Umzug? Die Handlung setzt acht Jahre nach den Ereignissen im Valkyr-Fall ein. Max tötete den Sohn eines örtlichen Mafiapaten und galt fortan als gejagte Person in ganz Hoboken (New Jersey). Schnell wurde ihm klar: Er muss Amerika verlassen. Max' Polizei-Kollege Raul Passos hatte auch schon eine Idee, die perfekter für dieses Vorhaben nicht hätte sein können. In Südamerika soll er für den reichen Immobilienmogul Rodrigo Branco als Bodyguard arbeiten. Rodrigo hat bereits alles vereinbart und der einflussreiche Geschäftsmann ist bereit dazu, einem amerikanischen Ex-Cop eine Chance zu geben. Ist das endlich ein Neuanfang für Max Payne? Kommt er endlich raus aus dem typischen Alltag voller Mord, Drogen und Korruption?
Mitnichten. Max geriet seinerseits in einen Strudel aus Verzweiflung, Drogen und Alkohol. So sieht man den stark in die Jahre gekommenen Max Payne in seinem Apartment, wie er immer wieder Fotos der Vergangenheit in die Hände nimmt, sich einen Drink nach dem anderen gönnt und sich der Zigarettenabhängigkeit hingibt. Wie schon in den Vorgängerteilen wird auch Max Payne 3 zum Teil in Rückblenden erzählt. Zum Leid vieler Fans entfallen jedoch die legendären Comic-Erzählungen. Allerdings bleibt die englische Original-Synchronstimme die gleiche. Dank dieser wirkt auch Max Payne 3 sehr melancholisch. Eines Tages wird Max von Rodrigo Branco zu einer Party gebeten. Dort soll er die Ehefrau des Geschäftsmannes beschützen. Es war vorprogrammiert, dass es hier zu einem Überfall kam. Banditen, die scheinbar aus dem Drogenmilieu Brasiliens stammen, hätten das Mädel beinahe entführt. Doch Max gibt einhundert Prozent und tötet den Anführer. Fortan haben wir den vollen Respekt von Branco, der uns immer wieder mit Aufträgen bedient. Mal müssen wir die Freundin von Handlanger Marcelo bei einem Diskoaufenthalt beschützen, ein anderes Mal die verfeindete Immobiliengesellschaft stilllegen. Die Story bietet viel Abwechslung und wird gut erzählt. Leider fehlen die Comic-Sequenzen, die das Noir-Gefühl der ersten beiden Teile vermissen lassen. Fans der melancholischen Helden werden aber auch diesmal höchst zufrieden sein.
In Zeitlupe quer durch Brasilien
Prägend für das Kampfsystem von Max Payne war schon immer das Bullet Time-Feature. Das Aushängeschild ist natürlich auch im dritten Teil mit an Bord. Per Knopfdruck kann Max in Zeitlupe durch die meist linaren Level gleiten und das Feindgesocks so besonders zielsicher in den Tod schicken. Wie auch schon in den Vorgängern ist die Bullet Time jedoch nur begrenzt verfügbar. Gleiches gilt für die Lebensanzeige, die im klassischen Stil stets mit sogenannten Painkillern (Schmerzmitteln) aufgefrischt werden muss. Gesteuert wird Max erneut aus der Third Person Perspektive. Neu ist die Möglichkeit des „Last Stands“. Haben wir einen Painkiller in Reserve, können wir in einen speziellen Modus switchen, in dem wir auf Kosten des besagten Schmerzmittels die letzte Chance bekommen. Dank Bullet Time erledigen wir so den Gegner, der uns an den Rand des Ablebens buxiert hat, mit großer Leichtigkeit und können ungehindert weiterspielen.
Wer auf besonders harte und brutale Kills steht, der wird sich an der neuen Kill-Kamera erfreuen. Die sogenannte „Bullet-Cam“ zaubert einem die puren Tötungsanimationen auf den Bildschirm, die man selbst durch weitere Schüsse und Geschwindigkeitseinstellungen intensivieren kann. Sehr brutal und dennoch beeindruckend, wie die anfliegenden Kugeln langsam das Fleisch der Gegner durchbohren. Wie bereits erwähnt, schickt einen Max Payne 3 größtenteils durch lineare Levelabschnitte. Mal ballern wir uns durch enge Bürogebäude, mal über waghalsige Häuserdächer über Sáo Paulo oder auch durch die Favelas Brasiliens, in denen Bandenkriege und Drogengeschäfte auf der Tagesordnung stehen. In Sachen Waffenvielfalt bietet einem der dritte Teil von Max Payne viel Abwechslung. Egal ob Colt, Pistole, Maschinengewehre, Shotguns oder Schnellfeuerpistolen: Max hat immer eine Antwort auf heranstürmende Feindgruppierungen. Ähnlich wie im Vorgänger wird die Munition durch einfaches Überlaufen der Leichen eingesammelt. Um den Titel für Konsolen besonders benutzerfreundlich zu machen, baute Rockstar Games ein Kreismenü für die Knarren ein. Das funktioniert Konsolen-typisch super, auch wenn das Spiel in hitzigen Feuergefechten nicht angehalten wird. Somit muss man schnell reagieren, wenn es zum Waffenwechsel kommt.
Atmosphärisches Stadt-Panorama
Die ersten beiden Max Payne-Ableger wurden ohne große Zweifel durch ihre grandiose, düstere Atmosphäre und legendäre Erzählweise bekannt. Zwar hat Rockstar Games Max Payne 3 in dieser Hinsicht ein wenig „normalisiert“ (keine Comic-Sequenzen mehr, alles etwas „freundlicher“), dafür kann die melancholische Synchronstimme von Max Payne noch immer überzeugen. Es ist einfach ein großer Spaß, dem traurigen, zu gleich aber auch von Hass erfüllten, Max Payne zu zuhören, wie er seine Geschichte erzählt. Besonders gut gefallen hat uns der Flacker-Effekt, den wir bei Rückblenden immer wieder zu sehen bekommen. Außerdem werden wichtige Fakten in besonders großer Schrift über den Untertiteln markiert. Diese wirken als wären sie ein Bestandteil des Spiels und nicht etwa eine langweilige Einblendung.
Insgesamt erinnert Max Payne 3 zu Beginn stark an Splinter Cell: Conviction. Immer wieder sieht man den Hauptprotagonisten in verschiedenen Stimmungslagen. Mal mit Glatze im Rachezug, mal mit längeren Haaren und Vollbart am Ende seiner Kräfte und in einigen Rückblenden auch mit seinem klassischen Mantel. Optisch kann Max Payne 3 in jeder Hinsicht überzeugen. Die Texturen sind scharf, das Spiel läuft größtenteils ruckelfrei und auch die Charakter-Modelle sehen einfach super aus. Gleiches gilt für die englische Originalvertonung, die Rockstar-typisch wieder mal vollends gelungen ist. Wer also einen spielerisch anspruchsvollen sowie actionreichen Shooter mit bombastischer Inszenierung sucht, der wird bei Max Payne 3 auf jeden Fall fündig!
Erstmals auch Mehrspieler möglich
Max Payne 3 steht eindeutig für Veränderungen der Serie, die größtenteils mit einer „Normalisierung“ beschrieben werden können. Genauso „normal“ ist es auch, dass Max Payne 3 als Third Person Shooter einen Mutliplayer-Modus spendiert bekommen hat. Rockstar Games-typisch handelt es sich dabei aber nicht um irgendeinen 0815 Mehrspieler-Modus. Neben normalen Spielmodi wie „Deathmatch“ oder „Team Deathmatch“, die für maximal 16 Spieler ausgelegt sind, gibt es auch noch einen sogenannten „Gang Wars“-Modus. Hier treten zwei Spielerteams in insgesamt fünf Runden gegeneinander an. Die Variante des Spiels verändert sich stets und ist abhängig davon, wie sehr die Teams mit- und gegeneinander arbeiten. Die erstellten Gangs (Clan-ähnliche Gruppen, die auch in GTA V eine tragende Rolle spielen werden) können mit einfachen Handgriffen individualisiert und angepasst werden. Ebenfalls sehr spaßig war der Paynekiller-Modus. Hier schlüpfen zwei Lobby-Teilnehmer in die Haut von Max Payne und Raul Passos und treten gegen die restlichen 14 Spieler an. Von Runde zu Runde kann sich die Rollenverteilung ändern, wodurch immer wieder Spannung und Abwechslung in das Spielerlebnis kommen. Wie bereits erwähnt, ist der Mehrspieler-Modus von Max Payne 3 kein „normaler“ Mehrspieler-Modus und genau deshalb eine abwechslungsreiche Spielerfahrung!