Als Danger Close im Jahre 2010 mit Medal of Honor einen kompletten Reboot der ehemals beliebten Kriegsshooter-Reihe startete, wusste keiner so recht, wo die Reise hingeht. Nach durchschnittlich guten Verkaufszahlen folgte in diesem Jahr nun die Fortsetzung der alten Kriegshooter-Perle. Mit Medal of Honor: Warfighter versprachen Electronic Arts und Danger Close noch mehr Emotionen, noch mehr Tiefgründigkeit in Sachen Charaktere und vor allem noch mehr Persönlichkeit für Preacher, Mother und Co. Doch die spannende Frage lautet: Kann Medal of Honor: Warfighter an die Erfolge von Battlefield 3 und Modern Warfare 3 herankommen? Wir beantworten euch diese Frage, zumindest technisch, im folgenden Test!
Preacher und Stomp zurück in Aktion
Der Anfang von Medal of Honor: Warfighter könnte actionreicher nicht sein. In der Haut von Preacher wohnen wir einer illegalen Waffenlieferung in Pakistan bei. Wir sollen nicht nur die handelnden Personen hochnehmen, sondern gleichzeitig auch noch die gesamte Lieferung in die Luft sprengen. Kein Problem für Profi-Soldaten wie Preacher und Mother, doch dann die Unglaublichkeit: Die gesamte Hafenanlage fliegt bei der Sprengung des LKWs in die Luft. Was zur Hölle? Schnell wird klar: Hier wird mit der äußerst gefährlichen PETN-Substanz gehandelt. Nach und nach wird es unsere Aufgabe sein, die Männer hinter dem illegalen Sprengstoff-Handel festzunageln und schließlich festzunehmen oder direkt auszuschalten. Hierfür bereisen wir verschiedene bekannte Kriegsgebiete, darunter viele Städte und Dörfer des nahen Osten oder auch das schöne Dubai. Die Erzählweise wechselt dabei ständig zwischen den zwei Hauptprotagonisten Preacher und Stomp hin und her. Als Drahtzieher der beiden Trupps fungiert einmal mehr Dusty, der für die finale Schlacht sogar selbst die Kriegsklamotten auspackt und an die Front geht. Doch besonders beeindruckend fanden wir die gerenderten Zwischensequenzen, in denen wir mehr über das Liebesleben von Preacher und Mother erfahren. Wir lernen Frau und Kind kennen und dürfen sogar einen U-Bahn-Anschlag hautnah mitverfolgen. Besonders auf dem PC sehen diese Sequenzen bombastisch aus – wenn auch sie den einen oder anderen PC in die Knie zwingen könnten.
Besonders spannend fanden wir die Erzählweise von Medal of Honor: Warfighter, die ständig zwischen den beiden Hauptcharakteren wechselt. Hier hat sich der zweite Kriegsshooter-Ableger von Entwickler Danger Close ein klares Plus gegenüber der Kampagne aus Battlefield 3 verdient. Leider muss man gleichzeitig sagen, dass man als Spieler auch schnell mal die Übersicht verliert, wenn zwischen den verschiedenen Schauplätzen gewechselt wird. Echten Medal-of-Honor-Veteranen wird dies allerdings nur bedingt etwas ausmachen.
Schlauchig im Abgang
Wie es sich für einen Kriegsshooter im Jahr 2012 gehört, bietet auch Medal of Honor: Warfighter eine durchweg schlauchige Einzelspieler-Kampagne. Das Spiel und seine Aufträge diktieren uns die Laufwege und geben uns keinerlei Spielraum, was die Vorgehensweise betrifft. Schade eigentlich, denn genau hier hätte Danger Close einen weiteren Pluspunkt gegenüber der Konkurrenz sammeln können. Besonders gut finden wir hingegen die abwechslungsreichen Missionstypen. Ballern wir uns nicht gerade durch eine überflutete Innenstadt auf den Philippinen, liefern wir uns eine heiße Verfolgungsjagd mitten durch Dubai. Ja, ihr habt richtig gelesen: Verfolgungsjagd. Für diese Rennsequenzen nutzten die Entwickler tatsächlich die Vorlage „Need for Speed“, was man vor allem am genauen Fahrverhalten der Fahrzeuge merkt. Besonders spannend: Wir dürfen in besagten Fahrsequenzen das Auto selbst steuern und haben somit eine gewisse Freiheit, wie wir gegnerische Boliden abhängen oder zerstören. Und auch Boote können in einer Mission vom Spieler selbst gesteuert werden. Absolut mutig vom Entwickler und noch nie zuvor in einem Spiel dieser Art gesehen!
Der Allrouder: Die Frostbite Engine 2.0
In Sachen Story ist Medal of Honor: Warfighter nicht perfekt. Der rote Faden und auch die Tiefgründigkeit fehlen leider. Dafür stimmen Inszenierung und Abwechslung. Und, vor allem auf dem PC, auch die Optik. Kein Wunder: Auch für Medal of Honor: Warfighter nutzte Danger Close die Frostbite Engine 2.0 (Battlefield 3, Need for Speed: Most Wanted etc.). Das merkt man spätestens beim Anblick der scharfen, dafür leider nachladenden Texturen, der grandiosen Beleuchtung im Spiel selbst und den herumfliegenden Hauspartikeln, wenn auch man bemängeln muss, dass vor allem bei härterem Beschuss Häuser komplett stehen bleiben. Hier wäre mit der Frostbite Engine 2.0 auf jeden Fall einiges mehr möglich gewesen. Dafür buxierte uns die bombastische Dolby-Surround-Untermalung von Medal of Honor: Warfighter förmlich in Ekstase. Überall krachts, überall fliegen Kugeln umher und auch die deutsche Synchronisation hat uns durchweg gefallen.
Der Mehrspieler-Modus
Natürlich bietet Medal of Honor: Warfighter neben besagter Einzelspieler-Kampagne auch einen Multiplayer-Modus. Dieser ist für viele Käufer heutzutage das wichtigste Element eines Kriegsshooters (Battlefield und Call of Duty machen es vor). So war es auch wenig überraschend, dass wir auch in „Warfighter“ einige typengleiche Features der beiden genannten Konkurrenz-Produkte vorfanden. Das fängt schon bei den Spielmodi an. Neben Shooter-typischen Spielen wie Herrschaft, Team Deathmatch, Deathmatch und Capture the Flag gibt es auch die eine oder andere exklusive Variation. In „Homerun“ arbeiten zum Beispiel zwei Teams gegeneinander. Ziel des einen Teams ist es, zwei Flaggen zu erobern und schließlich an die eigene Basis zurückzubringen. Das in dem Fall gegnerische Team muss, wie sollte es auch anders sein, die beiden Flaggen verteidigen. Die Besonderheit: Wer einmal stirbt, muss bis zum Ende der jeweiligen Runde ausharren und hoffen, dass die Team-Mitglieder einen guten Job machen. Soweit, so bekannt. Doch leider leidet der Multiplayer-Modus von Medal of Honor: Warfighter an einigen Kinderkrankheiten. Da wäre zum Beispiel das Auswahlmenü, das unübersichtlicher nicht sein könnte. Hier können wir übrigens Nationalität, Waffen und Klassen festlegen. Je nach Nation besitzt der Charakter dann andere, von der Region abhängige Gadgets und Wummen. Im Grunde eine super Idee, doch leider fehlte es den Entwicklern hier an Umsetzungsvermögen. Und vielleicht sogar Zeit. Wer einen guten Online-Shooter will, der greift, so leid es uns tut, zur Konkurrenz aus dem Hause Electronic Arts oder Activision.