Die erste Compilation beinhaltete nur die sechs NES-Abenteuer von Mega Man, in der Mega Man Legacy Collection 2 findet ihr die übrigen Spiele der Reihe. Statt Digital Eclipse wurde diese Sammlung in-house von Capcom entwickelt, was den Wegfall einiger lieb gewonnener Features bedeutet. Zusammen mit der schwankenden Qualität der enthaltenen Spiele muss die zweite Legacy Collection gegenüber der ersten zurückstecken. Warum das im Detail so ist, erklären wir in unserem Test.
Kein Vorsprung durch Technik
Auch Mega Man Legacy Collection 2 gefällt auf den ersten Blick mit übersichtlicher und schnieker Menüführung. An vorderster Stelle der Spielliste steht Mega Man 7, den ersten Ableger der Classic-Reihe fürs SNES. Der Sprung von 8-Bit hin zu 16-Bit hat der Technik gut getan. Die Sprites sind detaillierter, die Levels aufwändiger gestaltet und der Sound klingt feiner.
Der Spielfluss hingegen hat deutlich Federn gelassen. Nach Spielbeginn müsst ihr eine zweiminütige Skript- und Dialogsequenz über euch ergehen lassen, bevor ihr die Kontrolle über Mega Man übernehmen dürft. Unterbrechungen dieser Art treten im weiteren Verlauf öfter auf. Die größer ausgefallenen Sprites sorgen als Konsequenz dafür, dass das Geschehen auf dem Bildschirm stärker herangezoomt ist, auf Kosten der Weitsicht. Noch dazu fühlt sich die Steuerung etwas träge an, kein Vergleich zu dem flüssigen und präzisen Gameplay, für das die ersten sechs Spiele auf dem NES bekannt waren. Mit Mega Man X hat Capcom das Spielprinzip gekonnt modernisiert, wodurch sich Mega Man 7 wie ein Rückschritt in nahezu jeder Hinsicht anfühlt.
In Mega Man 8, ursprünglich für die PlayStation erschienen, haben sich diese Kritikpunkte weitestgehend relativiert. Dafür haben Sprachausgabe und Anime-Zwischensequenzen Einzug ins Spiel gehalten. Einfach nur, weil es dank CD-Speicherkapazität möglich war, eine tatsächliche Bereicherung sind sie nicht. Die Cutscenes können bei weitem nicht mit der Animation einer TV-Serie oder gar eines Spielfilms mithalten, hinzu kommt die lächerlich schlechte englische Vertonung.
Sucht auf einer einschlägigen Video-Plattform nach „Doctor Wahwee“ und führt euch eine Kostprobe der dargebotenen Synchronsprech-Künste zu Gemüte, um euch einen Eindruck zu verschaffen. Mega Man selbst ist auch während des Gameplays etwas zu geschwätzig, mit der Zeit werden euch Ausrufe wie „Power Shot!“ auf die Nerven gehen. Zwar lässt sich auch die japanische Sprachfassung anwählen, dafür müsst ihr aber die gesamte Collection auf Japanisch umstellen, inklusive der Menüs. Seid also vorsichtig, dass ihr nicht im Hauptmenü die Sprache ändert und anschließend nicht die Option findet, um die Änderung wieder rückgängig zu machen.
Zurück und besser denn je
Mit Mega Man 9 und Mega Man 10 folgt dann die Rückkehr zur Form, im technischen wie im spielerischen Sinne. Nach zehn Jahren Auszeit hat sich Capcom wieder auf die Wurzeln der Reihe zurückbesonnen und beide Titel kommen im Pseudo-NES-Look daher, mit Grafik und Sound wie aus der 8-Bit-Ära. Der blaue Bomber hat eine strenge Diät bestehend aus Springen und Schießen verschrieben bekommen, neuere Gameplay-Features, wie das Slide-Manöver und aufladbare Schüsse, sind wieder verworfen worden. Auch der Schwierigkeitsgrad ist wieder angezogen worden und verlangt euch einiges an Durchhaltevermögen ab.
Für die Compilation gibt es eine zusätzliche Option im Hauptmenü, dass ihr in den einzelnen Spielen nur halb so viel Schaden wie üblich nehmt. Sämtliche DLC-Inhalte, wie zusätzliche spielbare Charaktere oder ein Endlos-Modus, sind ebenfalls in der Collection enthalten und stehen euch entweder nach Beendigung des jeweiligen Spiels oder durch Eingabe eines Cheat-Codes zur Verfügung.
Die Emulation der Spiele selbst stimmt wieder mehr als zufrieden. Auch Bonusmaterial gibt es wieder in großer Menge, in Form von Challenges, von denen manche wieder erst per amiibo freigeschaltet werden müssen, Musikstücken und Artworks. Auch ein paar Konzeptzeichnungen für Mega Man 11 sind in der Galerie zu finden. Der in der Einleitung bereits erwähnte Wechsel des Entwicklers geht mit ein paar Abstrichen einher, zum Beispiel fehlt die Rückspulfunktion aus der ersten Legacy Collection.
Auch das Speichersystem ist verändert worden. Ihr könnt nicht in jedem erdenklichen Spielmoment euren Spielstand sichern und anschließend von exakt dieser Stelle weitermachen, sondern werdet an den letzten Checkpoint zurückversetzt, an dem das Spiel automatisch gespeichert hat. Zudem sind nur vier Spiele enthalten. Vielleicht hätte man lieber aus beiden Collections eine einzige machen sollen oder zusätzlich noch weitere Titel, wie Mega Man & Bass oder die Arcade-Titel Mega Man: The Power Battle 1&2 der Collection hinzufügen sollen. So lässt sich Mega Man Legacy Collection 2 nicht derselbe Must-Have-Status zusprechen, welcher der ersten Compilation zuteil wurde.