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Warum wir im Leben mehr Spiele wie Fall Guys brauchen

Es ist ein Phänomen, das seinesgleichen sucht, denn „Fall Guys“ hat die gesamte Videospielwelt innerhalb kürzester Zeit in Besitz genommen. Streamer, Youtuber, Casual Player – alle spielen sie eine digitale Party mit anmutig aussehenden Charakteren, die sich mittlerweile weit über zehn Millionen Spieler auf der PlayStation 4 angeschlossen haben. Dieser Erfolg mag unter anderem auch auf die Tatsache zurückgehen, dass es den Titel weiterhin kostenlos für alle Besitzer von PS Plus im Monat August gibt. Doch auch auf Steam schlägt der Titel ein wie eine Bombe und katapultiert sich kurzerhand auf Platz 1 der Steam-Charts.

Dass Hypes dieser Art nicht unmöglich sind, haben Titel wie PUBG und Fortnite bereits blendend unter Beweis gestellt, die einen ähnlichen Durchmarsch an den Tag gelegt haben. Kritiker und Gegner dürfen an dieser Stelle zurecht den Finger heben, ist an dieser Stelle doch unklar, wie lange sich dieser Erfolg überhaupt halten wird.

Wenn wir ehrlich sind, gehen kontemporär auch nur die Wenigsten davon aus, dass wir hier einen Hit der nächsten fünf Jahre vor uns haben. Vielleicht ist aber auch genau dies das Geheimrezept eines Party-Games mit 59 unbekannten Spielern.

Fall Guys: Eine digitale Spielshow als geistiger Nachfolger von Takeshis Castle

Es ist witzig, zufallsbasiert und dabei erschreckend knuffig anzusehen. Runde Figürchen springen sich wahllos an und landen in einer farbenfrohen Welt mit einem kleinen „Blop“ zu Boden. Die Steuerung ist denkbar simpel, das Gameplay erschrecken intuitiv. Wir fühlen uns wie Teilnehmer der einstig gefeierten Spieleshow aus Japan: Takeshis Castle – übrigens erkennen wir auch teilweise einige Leveldesigns, die 1:1 aus der legendären Ära dieser TV-Show stammen.

Ebendiese Spielshow lebte auch zu sehr großen Teilen vom Zufallsfaktor – oder RNG, wie wir es im Videospielkontext nennen könnte. Auch dieser kommt bei „Fall Guys“ nicht zu kurz und sorgt trotz repetitiver Level für ordentlich Abwechslung und immer neuwährende Spielerlebnisse.

PS Plus - Fall Guys
© SIE

Wie sich dieses Spielerlebnisse für die zu Teilen sehr heterogene Spielermasse definiert, fällt dabei sehr unterschiedlich aus. Während es Casual-Spieler in der Regel behutsam angehen werden, finden sich auch altbekannte Try-Harder unter den 60 Teilnehmern, die alles für die Krone geben. Auf dem digitalen Spielbrett eint sie jedoch alle die Tatsache, dass mit ein wenig Erfahrung wirklich jeder eine realistische Chance auf den Sieg hat.

Warum wir mehr Titel wie „Fall Guys“ brauchen

Ist „Fall Guys“ ein millionenschweres Projekt? Wohl kaum. Es ist eines dieser Titel, die in den letzten Jahren leider sehr rar geworden sind. Damit sei bewusst nicht gemeint, dass wir zu wenige, humorvolle Party-Games serviert bekommen haben.

Was „Fall Guys“ beispiellos beherrscht, ist es Freunde zusammenzubringen und eine ausgewogene Mischung aus Spielspaß und Siegeswillen hervorzubringen. Im Direktvergleich zu Titeln wie PUBG, Apex Legends oder Fortnite, wo es unterm Strich fast nur um den Sieg geht, ist es bei Fall Guys schlichtweg okay in Runde 2 auszuscheiden und mit den verbliebenen Freunden mitzufiebern. Wenn Streamer Sätze fallen lassen wie „Okay, wir try-harden jetzt. Wir haben hier keinen Spaß!!“, dann passiert das immer in einem humorvollen Kontext, denn genau neben jenem Siegeswillen überwiegt der Spielspaß unterm Strich eben doch deutlich.

Videospiele sind in den letzten Jahren sehr ernst geworden. Egal ob Singleplayer-Kampagnen wie The Last of Us Part II oder Battle-Royale-Spiele wie „Fortnite“ – viele dieser Titel eint das Spielerlebnis und der Sieg an sich. Wir lieben es Geschichten zu erleben und das nächste Chicken Dinner in „PUBG“ zu holen. Dass da auch Spaß mit Freunden existiert, ist unbestreitbar. Wofür Videospiele aber einst standen, war das Zusammenkommen mit Freunden.

Das gemeinsame Lachen und Versagen. Vielleicht kommt dieses Gefühl in mir auch nur dadurch zustande, weil ich aus einer Zeit komme, in der Online-Games noch nicht derart omnipräsent waren. Nichtdestotrotz hat mich „Fall Guys“ daran erinnert, wofür wir Videospiele spielen und insgeheim wünsche ich mir, dass wir in Zukunft mehr solcher Titel zu Gesicht bekommen.

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