So schön die unglaublich beeindruckend gestalteten offenen Welten sein mögen, ich kann einfach nicht anders, als mir die dauerhafte Suspension früherer Teile zurückzuwünschen. Die beklemmende Stimmung in den engen Gängen der Moskauer Metro, die ständige Angst vor der Dunkelheit der Tunnel… all das kommt nur noch sporadisch vor. In dem von uns angespielten Wüstenlevel gelangen wir irgendwann in ein Kommunikationsgebäude unter der Erde, in dem wir einige Dokumente finden müssen. Nur hier bekam ich ehrlich gesagt das Gefühl, mich in einem waschechten Metro-Spiel zu befinden.
Wenn plötzlich ein mutierter Skorpion von der Decke gesprungen kommt, ich nach einigen satten Treffern hinter einer Treppe hocke und verzweifelt versuche, meine schwächelnde Taschenlampe mit dem eingebauten Dynamo wieder in Gang zu setzen – das ist für mich das, was ich mit Metro verbinde. Weniger, dass die strahlende Sonne der Wüste das gesamte Areal selbst in fünf Kilometern Entfernung erhellt und ich absolut alles sehen kann. Nun, irgendwie passt der Name „Exodus“ hier sehr: Es ist der Auszug aus den Gefilden Moskaus und eine Reise in die Außenwelt, in der so manch ein Volk seine Heimat in der Oberwelt gefunden hat.
Dennoch: 4A Games gelingt es problemlos, die Metro-Formel auf eine offene Spielwelt anzuwenden, daran besteht bei mir keinerlei Zweifel. Ohne zumindest ein wenig Planung zu betreiben, wird es schwer, heile durch das verseuchte Areal zu gelangen und das musste ich an drei Punkten selbst feststellen. Wer einfach nur durchrennt, sieht schneller als er möchte den Game-Over-Screen.
Glücklicherweise dann doch sehr linear
Glücklicherweise bleibt Metro Exodus aber in dem gesamten Level ein vollkommen lineares Erlebnis und das beruhigt mich sehr. Klar, den einen oder anderen Abstecher kann ich einlegen, aber um das nächste Ziel zu erreichen, folge ich strikt den Anweisungen meiner Mission und koche nicht mein eigenes Süppchen.
Atmosphärisch gibt es ohnehin nur wenig zu meckern, denn alleine aus grafischer Sicht sieht Metro Exodus wie schon seine Vorgänger absolut beeindruckend aus. Egal ob Leveldesign, Texturarbeit oder Belichtung – 4A Games vollbringt einmal mehr Weltklasse-Arbeit. Dass sich trotz der wenig beklemmenden Stimmung alles so dicht anfühlt, liegt auch an der UI, die extrem minimalistisch gestaltet ist und sich auf die Geräte am Arm von Hauptcharakter Artyom sowie die statische Karte fokussiert. Besonders hilfreich ist dabei auch die Gasmaske, die ihr ohnehin fast immer aufgesetzt habt und bei Schäden bricht und Treffern mit Blut bespritzt wird.
Auch die Soundkulisse sorgt erneut für das richtige Ambiente und ist gerade über Kopfhörer ein absoluter Genuss zum Zuhören. Probleme beim ausfindig machen einzelner Gegner hatte ich keine.