Inhaltsverzeichnis
Microsoft will Activision Blizzard kaufen. Der Deal ist zwar noch nicht ganz in trockenen Tüchern, wurde aber schon groß und offiziell angekündigt. Sofern das Kartellamt nichts dagegen hat, dürfte die Übernahme also mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit für knapp 70 Milliarden US-Dollar über die Bühne gehen.
Aber was bedeutet das für uns Spieler*innen, für die Branche, für die Konkurrenz in Form von Sony oder Nintendo, für den Game Pass und natürlich für die Spiele? Wir liefern eine Einschätzung.
Microsoft übernimmt wohl Activision Blizzard: Was gehört alles dazu?
Microsoft kauft weiter groß ein. Nach ZeniMax, das vor allem auch Bethesda samt aller zugehöriger Studios umfasst, ist als nächstes offenbar der Publisher Activision Blizzard an der Reihe. Genauer gesagt: Activision Blizzard King (ABK), denn auch der Mobile-Riese King gehört zu dem Unternehmen dazu. Aber das war natürlich noch nicht alles.
Das sind die Activision Blizzard-Studios:
Neben den übergeordneten Blizzard, Activision und King gehören auch viele Entwicklerstudios zum Firmen-Konglomerat. Da wäre natürlich Blizzard selbst und alles, was zu Activision gehört, wie zum Beispiel die diversen Call of Duty-Studios oder die Remake-Profis Toys for Bob.
- Beenox
- Blizzard Entertainment
- Demonware (Online-Services)
- Digital Legends
- High Moon Studios
- Infinity Ward
- King
- Radical Entertainment
- Raven Software
- Sledgehammer Games
- Toys for Bob
- Treyarch
Major League Gaming gehört ebenfalls zu Activision Blizzard und würde dann auch mit in den Besitz von Microsoft übergehen. Dabei handelt es sich allerdings nicht um ein Entwicklerstudio, sondern um eine der größten E-Sport-Ligen der Welt. Auch Call of Duty und „Overwatch“ sind im Hinblick auf E-Sport natürlich spannend.
Allerdings könnte sich hier einiges ändern, wenn Analyst Michael Pachter Recht behält (via: Axios). Activision habe die Angelgenheit fälschlicherweise als Selbstläufer betrachtet und Microsoft könnte einen Ansatz wählen, der den E-Sport eher als Marketing nutzt.
Das sind die Activision Blizzard-Marken:
Neben den vielen Tochterunternehmen und Entwickler*innen spielen vor allem die Games selbst eine riesige Rolle. Allen voran zählen natürlich das überaus erfolgreiche Call of Duty-Franchise und all dessen Ableger zu den wichtigsten Marken von ABK. Aber auch Blizzard hat haufenweise altehrwürdige Namen im Portfolio und große Spiele in der Pipeline.
- Assault Heroes
- Blackthorn
- Bubble Witch Saga
- Call of Duty
- Candy Crush
- Crash Bandicoot
- Dark Reign
- Diablo
- Diamond Diaries Saga
- Farm Heroes Saga
- Gabriel Knight
- Geometry Wars
- Guitar Hero
- Gun
- Hearthstone
- Heroes of the Storm
- Hexen
- King’s Quest
- Overwatch
- Phantasmagoria
- Pitfall
- Police Quest
- Prototype
- Quest for Glory
- Rock N’Roll Racing
- Pet Rescue Saga
- Prototype
- Skylanders
- Soldier of Fortune
- Spyro
- StarCraft
- SWAT
- Lost Vikings
- Tony Hawk’s
- Warcraft
- World of Warcraft
Sekiro: Shadows Die Twice wurde zwar offiziell von Activision als Publisher vertrieben, aber die Rechte an der Marke gehören immer noch Entwicklerstudio From Software. Das wirkt besonders interessant, weil es bei zwei anderen großen From Software-Spielemarken genau andersherum ist: Die Markenrechte an „Bloodborne“ und „Demon’s Souls“ gehören nämlich Sony. „Dark Souls“ und „Elden Ring“ besitzt Publisher Bandai Namco.
Microsoft & Activision: Einen Gaming-Deal dieser Größenordnung gab es noch nie
Worüber wir hier reden: Wenn Microsoft Activision Blizzard übernimmt, ist das der bisher größte Gaming-Deal überhaupt. Es handelt sich dabei auch um eine der größten Übernahmen, die generell in der Unterhaltungsbranche so stattgefunden haben.
Zum Vergleich: Walt Disney hat für Lucasfilm und die komplette Star Wars-Marke gerade einmal 4 Milliarden US-Dollar bezahlt. Marvel war genauso teuer. Microsoft selbst musste für ZeniMax samt Tochterfirma Bethesda mit allen Entwicklerstudios nur 7,5 Milliarden US-Dollar hinblättern und Publisher Take Two kauft den Mobile-Giganten Zynga für schlappe 12 Milliarden.
Drittgrößtes Gaming-Unternehmen: Bereits in der Ankündigung des Mega-Deals mit Activision Blizzard wurde erklärt, dass Microsoft dadurch zum drittgrößten Gaming-Unternehmen der Welt wird – nach Tencent und Sony. Das bedeutet, dass der Riese aus China nach wie vor noch eine ganz andere Hausnummer ist. Tencent ist unter anderem Anteilseigner bei Epic Games („Fortnite“, Epic Games Launcher, Unreal Engine), hält dort allerdings keine Mehrheit. Spannend wirkt auch, dass Sony trotz alledem offenbar immer noch die Nase vorn hat und im Gamingbereich mehr Umsatz als Microsoft macht.
Auch King ist wichtig: Der Übernahme-Deal von Microsoft umfasst nicht nur Activision Blizzard, sondern auch King. Dabei handelt es sich um einen Mobile-Riesen, der mit „Candy Crush“ eines der erfolgreichsten iOS- und Android-Spiele auf den Markt gebracht hat. Auch diese Firma dürfte für Microsoft eine große Rolle spielen und könnte dabei helfen, mehr auf dem Smartphone-Markt Fuß zu fassen. Auch angesichts der Zynga-Übernahme durch Take Two könnte King für Microsoft zum ausgleichenden Gegengewicht werden.
Wie wirkt sich das auf den Markt, Game Pass, Studios und Spiele aus?
Viele Spiele im Game Pass: Microsoft macht keinen Hehl daraus, dass der Xbox Game Pass bei ihnen im Mittelpunkt steht. Das heißt, dass auch schon im Zusammenhang mit diesem Übernahme-Deal von Activision Blizzard bekannt gegeben wurde, dass möglichst viele der neu hinzugekommenen Spiele auch ihren Weg in den Game Pass finden sollen.
Das dürfte höchstwahrscheinlich ähnlich ablaufen wie beim Bethesda-Deal: Bestehende Marken kommen nach und nach ins Abo und neue Spiele direkt zum Launch – womöglich exklusiv. Das heißt in jedem Fall, dass das Game Pass-Abo immer umfangreicher wird und bald aus allen Nähten platzt.
Wird Call of Duty Xbox-exklusiv? „Diablo 4“, „Overwatch 2“, die nächsten Call of Duty-Spiele und der ganze Rest erscheinen eventuell nicht mehr für die PS4 oder PS5. Womöglich schauen Sony-Fans ohne Xbox oder PC dann ganz schön in die Röhre. Wenn es ähnlich wie bei „Starfield“ läuft, ist davon auszugehen, dass die großen Blockbuster in Zukunft wirklich nicht mehr für PlayStation-Konsolen erscheinen. Das steht natürlich noch nicht fest, es wäre aber durchaus logisch und realistisch.
Allerdings ist davon auszugehen, dass Microsoft auch hier wie bei Bethesda bereits bestehende Verträge erfüllen wird (wie es zum Beispiel bei der Zeitexklusivität von „Deathloop“ der Fall war). Sollten also schon Abmachungen und Deals zu Call of Duty 2022 oder Diablo 4 oder ähnlichen Spielen bestehen, könnten diese durchaus noch für PS5 erscheinen. Außerdem hat Xbox-Chef Phil Spencer jetzt selbst gesagt, „keine Communitys von der Plattform wegziehen“ zu wollen – was auch immer das genau bedeuten wird am Ende.
Neues Sony-Statement: Sony erklärt gegenüber dem Wall Street Journal (via Bloomberg) jetzt, es werde „erwartet“, dass Microsoft sich an bestehende Verträge halte und dafür sorge, dass „Activision-Spiele multiplattform“ bleiben. Das klingt danach, als würden zumindest die nächsten großen Activision-Spiele definitiv noch für PlayStation erscheinen. Aber genau wissen wir natürlich nicht, was in diesen Verträgen steht und wie weit diese in die Zukunft reichen.
Spannend wird vor allem auch zu beobachten sein, wie andere Unternehmen auf die Übernahme von Activision Blizzard durch Microsoft reagieren.
- Sony könnte gleichziehen und ebenfalls auf Shopping-Tour gehen, aber hat womöglich nicht dieselben finanziellen Möglichkeiten. Wahrscheinlicher wirkt, dass sich Sony weiterhin auf seine sehr zugkräftigen Exklusivtitel konzentriert. Auch der angeblich geplante Abo-Service, der PS Now und PS Plus als Antwort auf den Game Pass zusammenlegen und erweitern soll, könnte in Zukunft ein interessantes Gegengewicht zu Microsoft bilden. Wer weiß, vielleicht sehen wir „Spartacus“ irgendwann auf der Xbox und den Game Pass auf der PS5?
- Nintendo dürfte weiterhin das tun, was Nintendo eben macht: Die eigenen Marken pflegen, neue Spiele veröffentlichen und vor allem weiterhin viele wilde Experimente wagen. Das Unternehmen war bisher immer für die eine oder andere Überraschung gut, lässt sich schwer einschätzen und wird wohl auch in Zukunft einfach sein ganz eigenes Ding durchziehen.
- Tencent bildet die wohl größte Konkurrenz für Microsoft auf dem Spielemarkt und hat in vielen Unternehmen zumindest als Anteilseigner seine Finger im Spiel. In der Chefetage der chinesischen Firma dürfte aktuell auch argwöhnisch beobachtet werden, ob der Übernahme-Deal von Microsoft und Activision Blizzard über die Bühne geht und wie er sich auswirkt.
- Andere größere Publisher wie Ubisoft, Take-Two Interactive oder auch Electronic Arts werden wohl ebenfalls gespannt abwarten, was passiert – falls sie nicht selbst schon Übernahme-Angebote von Microsoft auf dem Tisch liegen haben oder Teil des Game Pass sind. Vor allem bei Take-Two wirkt das aber eher unwahrscheinlich, weil das Unternehmen gerade erst selbst den Mobile-Riesen Zynga gekauft haben.
- Amazon, Apple und Meta aka Facebook könnten ebenfalls mit einer hochgezogenen Augenbraue auf die Übernahme von Activision Blizzard durch Microsoft reagieren. Vor allem, weil Microsoft hier ebenfalls einen Schritt in Richtung des in letzter Zeit arg strapazierten Metaverse-Begriffs getan haben könnte, dem die großen Tech-Konzerne alle hinterher jagen.