Da staune ich Bauklötze: Minecraft begeistert selbst nach vielen Jahren noch durch die Bank. Nach der sehr erfolgreichen Xbox-360-Version und der grauenvollen Mobile-Umsetzung für iOS und Android ist der Klötzchen-Hit von Mojang seit wenigen Wochen auch für Sonys PlayStation 3 verfügbar und zeigt dort, dass Indie auch hier funktionieren kann. Für schlappe 18,99 Euro (minimal günstiger als die PC-Version) kann das Game im PSN gekauft werden und bietet dabei den vollen Funktionsumfang der Xbox-360-Version, der leicht hinter dem der PC-Fassung liegt. Entwickelt wird die Portierung erneut von 4J Studios, die für 2014 weitere Umsetzungen für die PS Vita und die PlayStation 4 im Gepäck haben. Die große Frage ist nun natürlich, ob sich der Griff zum Gamepad lohnt und ob Minecraft auf dem Fernseher genauso bockt, wie auf dem Computer. Wir haben uns daher aufgemacht, die nötigen Antworten zu beschaffen und präsentieren euch nun voller Stolz unseren Kurztest, der klären soll, ob hier Spielspaß aufkommt oder nur eine Marke weiter ausgeschlachtet werden soll.
Minecraft für Konsolen, wer braucht das denn? Eine berechtigte Frage, auf die es nur eine logische Antwort gibt: alle, die den Indie-Hit gerne zocken wollen, aber keinen PC haben. Oder einfach keine Lust, so wie ich, stundenlang gekrümmt vor dem Bildschirm zu kleben, während man es sich auch auf dem Sofa gemütlich machen könnte. So kaufte ich mir mit Freude die PS3-Edition von Minecraft, die seit dem 18. Dezember 2013 für knappe 19 Euro im PSN erworben werden kann. Mit knapp 150 Megabyte Download auch keine große Sache. Aber lohnte sich das, so viel Geld für so wenig Bytes? Die PS3-Version vom kreativen Klötzchen-Adventure wird, ebenso wie schon ihr Vorgänger auf der Xbox 360, von 4J Studios entwickelt, befindet sich auf einem ähnlichen Entwicklungsstand und hinkt damit leicht hinter dem Original für den PC, wird aber regelmäßig aktualisiert. Wobei dieser Unterschied zumindest dem Otto-Normal-Spieler nicht in den Rücken fällt.
Minecraft in einer Nussschale
Rein spielerisch funktioniert alles nach dem althergebrachten Konzept. Wir entscheiden uns, ob wir nur bauen wollen und dafür den Kreativ-Modus benutzen oder im Modus Überleben auch fiese Zombies, nervige Creeper und jede Menge Random-Inhalte mit dabei haben möchten. Zum Start haben wir die Möglichkeit, eine Truhe mit nützlichen Gegenständen in der Nähe zu spawnen, die uns den Einstieg in das einsame Inselleben von Minecraft erleichtern soll. Die Insel erstellen wir althergebracht mit einem Seed und können auch andere Details wie Berge oder Wassermenge mitbestimmen. Danach geht es auch schon in die Vollen. Wir holzen Bäume, erstellen uns eine Werkbank, mit dieser dann weitere Werkzeuge und ehe wir uns versehen, haben wir schon das erste Haus errichtet, bahnen uns den Weg durch eine finstere Mine oder kloppen Steine, in der Hoffnung auf Kohle oder diverse Erze zu stoßen. Wenn wir Überleben spielen, ist der Schritt zur Unterkunft sehr weise, denn nur dort sind wir vor den vielen gemeinen Monstern sicher, die uns vor allem in der Nacht heimsuchen. Daher ist auch die Anfertigung von Schwert, Pfeil und Bogen sowie einer Rüstung keine schlechte Idee.
Aber nicht nur Spinnen, Zombies und Creeper machen uns das Leben schwer, auch der eigene Hunger muss gestillt werden. Wenn der Magen knurrt, regeneriert sich unsere Lebensanzeige nämlich nicht. Ist die Essens-Anzeige gänzlich leer, scheiden wir rasch ebenso dahin, wie wenn wir zu lange unter Wasser verweilen oder es beim Springen etwas zu gut meinen. So heißt es sprichwörtlich: Rann an den Speck! Ein einfacher Weg an Essen zu kommen ist es, Kühe, Hühner und Schweine zu jagen und ihr Fleisch dann im zuvor errichteten Ofen zu garen. Wer es vegetarisch mag, kann auch Pilze sammeln gehen, um daraus eine leckere Pilzsuppe zu kochen, oder eine Torte backen. Letzteres ist für den Anfang aber eher schwierig, da ihr hier einige Vorarbeit leisten müsst. Auch ein Bett ist keine schlechte Idee, denn nur dort könnt ihr die Nacht „durchschlafen“ und so schneller vergehen lassen. Außerdem dient euch ein Bett ebenso als Speicher- und Regenerationspunkt. Wobei euch euer Leben dennoch lieb sein sollte, denn beim Tod lasst ihr an Ort und Stelle alle Gegenstände fallen und diese müssen dann erst wieder eingesammelt werden, was aber auch unmöglich sein kann, wenn sie euch zum Beispiel in Lava gefallen sind.
Die Spannung bei Minecraft liegt in vielen verschiedenen Tätigkeiten. Ich zum Beispiel bin weniger kreativ im Bauen, dafür mag ich es tief in das Innere der Welt einzudringen und weit unter der Erde nach seltenen Erzen wie zum Beispiel Diamanten zu suchen, oder mich durch dunkle Höhlen zu forschen. Aber auch überirdisch gibt es, dank den Adventure-Features, viel zu erleben. Das Hauptaugenmerk liegt natürlich darauf, dass ihr aus den verschiedenen Blöcken alle Mittel herstellt, die euer Spielealltag in Minecraft so benötigt.
Vor- und Nachteile der PS3-Edition
Die PS3-Edition ist komplett an den Controller angepasst und geht sehr gut von der Hand. Mit den Schultertasten wechseln wir durch unser Schnellmenü, setzen Blöcke oder bauen sie ab. Unsere Spielfigur steuern wir mit den Analogsticks, die Aktionstasten dienen zum Springen oder zum Aufrufen des Inventars. Wer schon mal einen Ego-Shooter auf der PlayStation 3 gespielt hat, sollte recht fix in die Bedienung reinkommen. Selbst nach mehreren Stunden am Stück hatte ich nicht das Bedürfnis, das Gamepad in die Ecke zu feuern. Hier hat 4J Studios wirklich saubere Arbeit geleistet. Praktisch ist auch, dass das Crafting in Form eines komfortablen Menüs erleichtert wird. Per Knopfdruck klicken wir uns durch die Übersicht an Crafting-Möglichkeiten und können so auch einfach nachlesen, welche Rohstoffe uns noch fehlen. So geht das Zusammenbauen auch mit dem Controller leicht und erspart uns viel Ärger. Dieses Feature ist, gerade für Neulinge, ein deutlicher Vorteil gegenüber der PC-Version, wo alle Bauanleitungen selbst erforscht oder im Wiki nachgelesen werden müssen. Damit geht zwar ein klein wenig Spieltiefe verloren, wenn man aber keine Ahnung von Minecraft hat, verirrt man sich so auch nicht im Dschungel der Möglichkeiten.
Dank dem Anschluss an das PSN ist Minecraft nicht nur alleine, sondern auch im Mehrspieler-Modus mit sieben Mitstreitern (oder lokal mit drei Freunden im Splitscreen) möglich. Ihr könnt also problemlos Freunde in eure Spielwelt einladen, wenn diese im Online-Modus läuft. Das macht Spaß! Was leider etwas leidet, ist die Unterstützung für Mods und Co. Zwar könnt ihr euch im Store Skin-Pakete und Ähnliches nachkaufen. Eigene Texturepacks oder sogar Modifikationen sind nicht möglich. Ihr müsst also Minecraft so hinnehmen, wie das Standard-Spiel eben ausschaut. Wer es gewohnt ist, hier mit aufwendigen Filtern zu zocken, wird daher etwas enttäuscht sein. Dafür kommt die PS3-Edition in einer Top-Auflösung daher und sieht verdammt gut aus (im Vergleich zur PC-Standard). Dazu läuft die Version durchweg flüssig – trotz 1080p Vollbild. Ein kleiner, aber feiner, Unterschied ist leider die Größe der Spielwelt. Diese ist nämlich nicht unendlich, sondern wird durch unsichtbare Wände irgendwann eingeschränkt. Etwas nervig ist auch die automatische Speicherfunktion, die immer wieder in einen Ladebildschirm wechselt, um eure Spielwelt zu sichern. Das stört vor allem dann, wenn man gerade in einen Kampf verwickelt ist.