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Warum wir Monster Hunter Stories 2 – Wings of Ruin schon mindestens genau so sehr mögen wie MHR – Preview

Vor rund vier Jahren wagte Capcom mit Monster Hunter Stories auf dem 3DS bereits ein Serien-Spin-off, das spielmechanisch in eine völlige andere Richtung geht. Darin seid ihr nämlich nicht als Monsterjäger unterwegs, sondern als sogenannter Rider, die die Giganten wie Haustiere halten, als Reittier und Kampfgefährte einsetzen – auch die zähnefletschenden Exemplare!

Mit Monster Hunter Stories 2: Wings of Ruin steht am 9. Juli der Nachfolger auf PC und Nintendo Switch an. Wir konnten die ersten paar Stunden des Abenteuers bereits spielen, die Open World erkunden, Monstereier ausbrüten und etliche der rundenbasierten Kämpfe ausfechten. In unserer Preview verraten wir euch, weshalb wir damit mindestens genauso viel Spaß hatten wie in der Kernreihe.

Rathalos der Verderbnis

In „Monster Hunter Stories 2“ beginnt ihr so ähnlich wie in der Reihe üblich als unerfahrener Rookie. Allerdings sollt ihr nicht zu einem Monsterjäger ausgebildet werden, sondern in den Rang eines Riders aufsteigen. Die legen sich zwar auch regelmäßig mit wilden Monstern an, versuchen allerdings in Eintracht mit ihnen zu leben und halten Pukei-Pukei oder die Raptoren-ähnlichen Velocipreys beinahe wie Haustiere, die sie liebevoll Monsties nennen und die als Reit- und Kampfgefährten dienen.

Monster Hunter Stories2  erster Ausflug
© Capcom

Euren Rookie gestaltet ihr in einem relativ üppigen Editor nach eurem eigenen Gusto, bestimmt Geschlecht, Aussehen und auf Wunsch den Namen. Ob Heldin oder Held; euer Alter Ego ist nicht einfach nur ein Avatar, sondern ein Nachkomme des berühmten Riders Red, eurem Großvater, der eine besonders enge Verbindung zu einem mächtigen Rathalos hatte, der seit Jahrhunderten als sogenannter Wächter-Ratha über die Insel und ihre Bewohner wacht.

Monster Hunter Stories 2 - Charakter Editor
© Capcom

Um jenen Rathalos, der von fremden Jägern attackiert wird und schließlich die Insel Hakolo in eine unbekannte Richtung verlässt, rankt sich jedoch auch eine düstere Legende. Denn sein Nachkomme soll großes Unheil bringen und ihr seid die Person, die in den Besitz des Eis gelangt, aus dem die Schwingen der Verderbnis entspringen sollen. Gemeinsam mit dem Wyverianer-Mädchen Ena, die Red noch persönlich kannte, begebt ihr euch auf die Suche nach dem Rathalos-Wächter, um ihn aufzuspüren und die wahre Bestimmung des Rathalos-Nachkömmlings ans Tageslicht zu bringen. Gefahr droht dabei nicht nur durch die mächtigen Monster in der Welt, sondern auch durch die Monsterjäger, die sich an eure Fersen heften…

Humorvoll und spannend

Der erste Teil von „Monster Hunter Stories“ wurde seinerzeit in zahlreichen Bereichen durchaus zu Recht kritisiert. Einer davon bezog sich auf die Geschichte, die zwar sogar im Namen des Spiels hervorgehoben wird, letztlich aber eine stark untergeordnete Rolle spielte. „Monster Hunter Stories 2“ macht gerade auch in diesem Bereich eine deutlich bessere Figur und inszeniert die Handlung zudem in einer Reihe hochwertig animierter und exzellent vertonter Zwischensequenzen. Es sind aber nicht nur die spannenden Fragen über den Wächter-Ratha, die Legende um seinen Nachkommen, die Rolle eures verstorbenen Großvaters oder die Monsterjäger, die ein völlig konträres Ziel verfolgen, die für Stimmung und Interesse sorgen.

Es ist auch der allgegenwärtige Humor, der vor allem im Zusammenhang mit dem Felyn Navirou entsteht, der sich eurem Rider recht früh im Spiel anschließt. Das herzensgute Katzenwesen ist eine ziemliche Quasselstrippe und gerade aufgrund seiner Tollpatschigkeit ein großer Sympathieträger. Oft erinnert seine Darstellung an eine Mischung aus Disney-Filmen und der Pokémon-TV-Serie. Die Rider-Frau Kayna, die euch zu Beginn als Ausbilderin unter ihre Fittiche nimmt, zerrt Navirou etwa häufiger an den pausbäckigen Wangen, womit auch Slapstick-artiger Humor nicht zu kurz kommt, der perfekt zur schönen, wenn auch innerhalb der Levels teils etwas detailarmen Grafik in Anime-Stil passt.

Monster Hunter Stories 2 - Katze
© Capcom

Ein weiteres Beispiel dafür ist die Schnellreise, bei dem uns der Felyn-Dienstleister mal eben unsanft von seinem Anhänger kippt, wenn er das gewünschte Ziel erreicht hat. Spaß an den vollvertonten Zwischensequenzen, bei denen wir bislang nicht bei einer einzigen verlockt waren, die Skip-Funktion zu benutzen, haben wir nicht zuletzt aufgrund der Sprecher. Deutsche Sprachausgabe gibt es zwar leider nicht, sondern nur Varianten auf Japanisch und Englisch. Aber selbst, wer auf die gute deutsche Textübersetzung angewiesen ist, dürfte allein am Klang der Stimmen Freude haben und von deren atmosphärischer Wirkung profitieren. Übrigens ist der Anteil der vertonten Dialoge gefühlt deutlich höher als in der Kernreihe. Lediglich Händler, Schmiede und andere NPCs wie die Nebenquest-Geber verfügen über unvertonte Sprechblasen.

Verfeinertes Spielprinzip fernab der Kernreihe

Die grundlegende Spielformel von „Monster Hunter Stories 2“ orientiert sich klar am Vorgänger. Hier gibt es also keine Echtzeitgefechte, sondern rundenbasierte Kämpfe in Arena-Umgebungen, die man sie insbesondere aus vielen J-RPGs kennt.

Vom Startdorf Mahana und den späteren Siedlungen aus brecht ihr zu den Hauptquests auf oder begebt euch so ähnlich wie in der Hauptreihe, tagsüber oder nachts auf Erkundungstour im Umland. Dabei könnt ihr entsprechend frei Pflanzen zur Herstellung von Heiltränken oder andere Ressourcen sammeln, die ihr beim Schmied beispielsweise in die Verbesserung eurer Rüstung investiert. Die Welt besteht zwar aus verschiedenen Regionen, die sich wiederum aus vielen kleinen Ladezonen und Dungeons zusammensetzen, funktioniert aber letztlich wie eine Open World.

Monster Hunter Stories 2 - Katze
© Capcom

Die Erkundung geht auch zu Fuß. Wesentlich schneller aber seid ihr auf dem Rücken eurer Monsties unterwegs, deren Angebot ihr aktiv durch das Sammeln von Eiern erweitert. Anders als im Vorgänger, in dem es meist dem Zufall überlassen war, welche Spezies am Ende aus den bunt gefärbten schlüpft, wenn ihr es ausbrütet, könnt ihr nun verlässlich erkennen, welches Monster ihr mit nach Hause nehmt. Eine gute Entscheidung, denn das hat uns am ersten Teil doch auf Dauer ziemlich genervt. Auch das Angebot wird stark erweitert. Gab es im ersten Teil noch 60 Monsterarten, sind es nun laut der integrierten Monsterklopädie mehr als 200, davon deutlich über 100, die ihr als Monstie anheuern könnt.

Eure Gruppe besteht dabei aus bis zu sechs Monsties, wobei immer nur das aktiv genutzt werden kann, das ihr als Leittier bestimmt habt. Stets an eurer Seite ist ein wechselnder, KI-gesteuerter Begleiter (eine Koop-Funktion gibt es nicht), der euch entsprechend mit seinem Stamm-Monstie durch die Welt folgt und euch im Kampf unterstützt.

Abseits der Storygegner, die euch bereits in den ersten zwei Akten mit mächtigen Wyvern wie Pukei-Pukei oder dem T-Rex-artigen Flagship-Monster Anjanath aus „Monster Hunter World“ konfrontieren, könnt ihr meist frei entscheiden, ob ihr die Monster bekämpfen wollt oder einfach an ihnen vorbeilauft. Letzteres ist zwar aufgrund der Levelarchitektur nicht immer, aber doch in den meisten Fällen problemlos möglich. Ihr müsst euch also nicht ständig mit Feinden auseinandersetzen, wenn ihr glaubt, bereits stark genug zu sein, um die questrelevanten Scharmützel bewältigen zu können.

Monster Hunter Stories 2 - Quick-Time-Events
© Capcom

Eure Kampfkraft hängt in „Monster Hunter Stories 2“ nicht so einseitig wie in der Kernreihe allein von der Ausrüstung ab. Ihr selbst und die Monsties steigen in Stufen auf, wodurch ihr unter anderem weitere Spezialfähigkeiten freischaltet, etwa das Anfeuern, mit dem ihr sämtliche Mitstreiter temporär einem Buff verleiht. Spezialaktionen der Monsties umfassen unter anderem solche, durch die ihr mit ein wenig Glück besonders starke Kampfskills der Gegner für mehrere Runden unterbindet.

Mitnehmen könnt ihr verschiedene Waffenarten, wie etwa Großschwerter, Hämmer oder Bogengewehre. Es gibt zwar nicht sämtliche Kategorien wie beispielsweise in „Monster Hunter Rise“, aber deutlich mehr als noch im Vorgänger. Es macht zwar nicht immer einen großen Unterschied, welche Waffenart ihr im Kampf nutzt. Eure Chancen, einen von einem Kula-Yaku aufgelesenen Stein zu zertrümmern, sind aber mit einem Hammer ungleich größer als mit einem Schwert. Die unzähligen Items aus der Kernreihe spielen in „Monster Hunter Stories 2“ dennoch eine weniger zentrale Rolle als in der Kernreihe. Man merkt jedoch deutlich, dass sie, anders als im ersten Teil, zwar oft optional bleiben und nicht zwingend genutzt werden müssen, aber es erheblich weniger wirklich nutzlosen Kram gibt.

Stein, Schere, Papier mit Bindung

Eines der zentralen Elemente der Rundenkämpfe bleibt in „Monster Hunter Stories 2“ eine Art Stein-Schere-Papier-Prinzip. Konkret nutzt ihr genauso wie eure Widersacher sowohl Standard- als auch Spezialattacken aus den Bereichen Kraft, Technik und Geschwindigkeit. Wie im Vorgänger schlägt ein Kraftangriff eine Technikattacke, Technik Geschwindigkeit und Geschwindigkeit Kraft. Entscheidend ist die Angriffsart allerdings meist nur dann, wenn ihr einen Feind attackiert, der euch gerade fokussiert, da praktisch nur dann beide parallel angreifen und das Stein-Schere-Papier-Prinzip angewendet wird.

Monster Hunter Stories 2 - Angriffe
© Capcom

Sollte euer nur teilweise im Kampf beeinflussbares Monstie den Gegner attackieren und sich beide Attacken sozusagen neutralisieren, habt ihr aber dennoch die Möglichkeit, das Duell zu euren Gunsten zu entscheiden, indem ihr in einem Mini-Quick-Time-Event auf den Aktionsknopf hämmert.

Monster Hunter Stories 2 - Quick-Time-Events
© Capcom

Ein weiteres wichtiges Element ist die Bindungskraft, die ihr durch eure Aktionen in jedem Kampf aufladet. Die Bindungsenergie ermöglicht euch einerseits den Einsatz verschiedener Spezialaktionen, unter anderem das Aufsatteln während eines Gefechts.

Ist die Kraft, die in einem Amulett am Arm eures Recken beziehungsweise eurer Reckin gespeichert wird, voll, zündet ihr auf Wunsch eine besonders mächtige Attacke, die nicht vom Gegner neutralisiert werden kann. Insofern euer KI-Mitstreiter zu diesem Zeitpunkt ebenfalls eine volle Bindungsenergie hat, wird gar automatisch ein noch mächtigerer, gemeinsamer Angriff gestartet. Aktiv beeinflussen könnt ihr das allerdings nicht, da der Mitstreiter an sich völlig autonom agiert. Der Begleiter setzt also auch mal ein Verbrauchsobjekt ein, um euch oder ein anderes Teammitglied zu heilen, was es nicht nur in der Anfangsstunde ab und zu fast schon ein wenig zu einfach macht.

Extrem anspruchsvoll sind die grundlegenden Prinzipien und die Kämpfe allgemein (bislang!) nicht, aber in einigen, teils bereits genannten Punkten eindeutig komplexer.

Wichtig wird gerade bei den stärkeren Einzelgegnern und dicken Bossfights, die richtigen Körperteile anzugreifen. Richtet ihr entsprechend ausreichend Schaden am Schwanz eines Pukei-Pukei an, kann er den gegen eure gesamte Gruppe gerichteten Schwanzschlag nicht mehr ausführen. Macht ihr dasselbe mit dem Kopf, ist es ihm nicht mehr möglich, eine Giftattacke auszulösen. So kommt ihr entsprechend schneller zum Ziel, müsst die in großer Anzahl mitführbaren Heil- oder Stärkungsmittel nicht unnötig einsetzen und riskiert vor allem keinen Niederschlag. Einer allein lässt euch zwar nicht scheitern. Jeder Teil eurer Gruppe (soll heißen ihr und euer Monstie sowie euer Begleiter und dessen Monstie) verfügt lediglich über ein paar wenige Wiederbelebungen innerhalb eines Ausflugs in die Wildnis, die für beide gemeinsam runtergezählt werden.

Monster Hunter Stories 2 - Kampf
© Capcom

Wer einen Fehler zu viel macht, kann im Spiel aufgrund der weit auseinanderliegenden automatischen Speicherpunkte (manuelles Speichern ist nur im Dorf und an Schnellreisepunkten möglich) einigen Fortschritt verlieren. Aber das Spielprinzip, das im Regelfall auch die Flucht aus einem Kampf ermöglicht, machte uns das Leben bislang nicht wirklich schwer. Dennoch empfinden wir es als klare Verbesserung, dass „Monster Hunter Stories 2“ nicht mehr so ein Selbstläufer wie der Vorgänger ist, und das, wenigstens bezogen auf den gespielten, mehrstündigen Abschnitt, ohne uns zum Grinding zu zwingen. Dieser Abschnitt (obgleich im Spiel so direkt gar keine Kapiteleinteilung ersichtlich ist) umfasst die ersten beiden Akte, für die wir etwa vier Stunden benötigten, in denen man aber freiwillig noch wesentlich mehr Zeit verbringen kann.

Soweit wir wissen, wird dieser Teil des Spiels der kostenlosen Demo im Nintendo eShop entsprechen. Ihr müsst also nicht die Katze im Sack kaufen und dürft eure Fortschritte im Falle eines Kaufes einfach in die Vollversion übernehmen. So wünschen wir uns das immer!

Preview-Fazit von Benjamin Braun

Meine Liebe zur „Monster Hunter“-Reihe entstand tatsächlich erst mit dem grandiosen „Monster Hunter World“, das für mich technisch, vor allem aber spielerisch bis heute der eindeutig beste Teil der Serie ist. „Monster Hunter Stories 2“ teilt sich damit zwar das Universum, etliche der Monster oder Items, allerdings ist es eben eine völlig andere Art von Spiel, die beinahe so weit auseinanderliegt wie „Pokémon Schild & Schwert“ vom Smartphone-Ableger „Pokémon Go!“. Durch die rundenbasierten Kämpfe sind Spielprinzip- und -tempo per se wesentlich gemächlicher. Durch das Sammeln und Ausbrüten der Eier und die Möglichkeit, meine Monsties zu reiten und an meiner Seite in die Schlacht zu führen, entsteht ein vergleichbarer Sammelsog wie bei Pikachu und all den anderen Taschenmonstern.

Nicht zuletzt gefällt mir „Wings of Ruin“ aber stilistisch und, anders als der Vorgänger, auch erzählerisch deutlich besser, zumal hier nicht bloß die Geschichte, sondern auch die oft humorvolle Darbietung im Anime-Stil einfach nur Spaß macht. Aber nicht nur in diesem Punkt legt der neue Teil der Spin-off-Serie zu.

Dass die schöne Grafik weit mehr zu bieten hat, war zu erwarten, nachdem der Vorgänger ursprünglich ein reiner 3DS-Titel war. Aber „Monster Hunter Stories 2“ erweitert und verfeinert auch das Spielprinzip um Komfort, aber auch um Tiefgang. Es ist kein Selbstläufer mehr wie der Vorgänger und auch sonst nicht mehr das „Kinderspiel“, wie es manche dem ersten Teil durchaus nicht zu Unrecht vorwarfen. Möglich wäre es zwar, dass sich die Kämpfe trotz der gestiegenen Komplexität und dem deutlich größeren Angebot an zähmbaren Monstern im späteren Verlauf doch irgendwann recht gleichförmig anfühlen. Unmöglich wäre es auch nicht, dass die Story und die charmante Inszenierung später an Zugkraft verlieren. Hinweise darauf sehe ich nach den ersten beiden Akten dafür aber keine und habe Stand jetzt einfach nur große Lust darauf, das Abenteuer meines Riders und des witzigen Felyn Navirou fortzusetzen und den Geheimnissen ihrer Welt auf den Grund zu gehen!

„Monster Hunter Stories 2: Wings of Ruin“ erscheint am 9. Juli 2021 für Nintendo Switch und PC (via Steam). Bereits ab dem 25. Juni könnt ihr eine spielbare Demo kostenlos herunterladen, die den Anfang des J-RPGs umfasst und die Möglichkeit bietet, den Spielfortschritt später in die Vollversion zu übernehmen.

Benjamin Braun

Wortkarger Lange-Texte-Schreiber. FC-Fan und Piranha-Bytes-Vergötterer. Heizt mit Spielekonsolen statt mit Gas. Könnte täglich Pizza futtern, hat aber nie mehr als fünf Tage am Stück geschafft.
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