Vor gut 21 Jahren feierte hierzulande eine kleine Anime-Serie ihre Premiere auf RTL II, die immer etwas im Schatten ihrer großen Konkurrenten Pokémon und Digimon stand: Monster Rancher. Bald veröffentlicht KSM Anime die Reihe hierzulande in einer schicken Komplettbox auf Blu-ray und DVD, was wir uns zum Anlass genommen haben, die Ereignisse des Fantasy-Abenteuer noch einmal Revue passieren zu lassen.
Worum geht es in Monster Rancher?
Im Mittelpunkt der Geschichte steht der elfjährige Grundschüler Genki Sakura, der ein großer Fan des Monster Rancher-Videospiels ist. Eines Tages geschieht schließlich das Undenkbare und unser junger Held wird in die Welt des Games hineingezogen, woraufhin er schnell feststellen muss, dass es weitaus weniger spaßig als an seiner Konsole ist.
Dort angekommen muss Genki erfahren, dass ein bösartiges Monster namens Moo die Welt vernichten will. Doch zum Glück findet unser Protagonist dort ebenfalls neue Freunde, unter anderem die junge Holly sowie die freundlichen Monster Golem, Haki, Mocchi, Suezo und Tiger. Gemeinsam wollen sie den Bösewicht aufhalten.
Wie „Digimon“ oder später Sword Art Online erzählt auch „Monster Rancher“ eine Isekai-Story, in denen es eine oder mehrere Hauptfiguren in eine ihnen fremde Welt verschlägt. Zudem gibt es ebenso gewisse Parallelen zu Pokémon, da auch Genkis Abenteuer auf einem Videospiel basiert. Wegen dieser Ähnlichkeiten zu seinen erfolgreicheren Konkurrenten hatte der Fantasy-Anime immer einen eher schweren Stand.
Dabei hatte „Monster Rancher“ durchaus einiges zu bieten, denn insbesondere die Welt war ein faszinierender Ort, der eine reichhaltige Geschichte besitzt. Diese ist bis heute eine der größten Stärken der Serie, die sie über den Verlauf ihrer insgesamt 73 Episoden gekonnt aufbaut und uns so ins Geschehen hineinzieht.
Eine faszinierende Welt zwischen High-Tech und Mittelalter
Wenn wir erstmals mit Genki seine neue Heimat erkunden, wirkt diese wie einer klassischen Fantasy-Story entsprungen: Die Gebäude erinnern dezent an eine längst vergangene Zeit und neben Menschen bevölkern auch Monster diesen Ort. Mehr noch: Es gibt sogar eine gewisse harmonische Koexistenz zwischen ihn. Nun, zumindest zwischen einigen von ihnen, denn unsere Hauptfiguren müssen sich immer wieder auch gegen böse Monster zur Wehr setzen.
Im Laufe der Zeit wird jedoch allmählich klar, dass viel mehr hinter dieser Welt steckt, als zunächst gedacht. Tatsächlich gab es im „Monster Rancher“-Universum nämlich einmal eine technologisch sehr hochentwickelte Zivilisation. Eines schicksalhaften Tags kam es jedoch zu einem schrecklichen Ereignis: Ein gewaltiger Krieg brach aus und in dessen Verlauf gingen langsam die einstmals gefeierten Errungenschaften und das damit verbundene Wissen verloren.
Seit diesen Kampfhandlungen sind inzwischen hunderte Jahre vergangen. Gewissermaßen befinden wir uns mit Genki also in einer postapokalyptischen Welt, die im Begriff ist, die lange verloren geglaubten Erfindungen wiederzuentdecken. Hierzu zählen ebenfalls die Monster sowie die mit ihnen verbundenen Geheimnissteine und Schreine. Stirbt ein Monster, verwandelt es sich in einen Geheimnisstein. Aus diesem kann es nur befreit und wieder zum Leben erweckt werden, wenn jemand ihn in einen Schrein bringt und mit diesem interagiert.
Die Welt mit ihrer reichhaltigen Historie ist auch heute noch eine der größten Stärken des Monster Rancher-Anime, denn diese gemeinsam mit den Charakteren zu erkunden war schon damals spaßig wie unterhaltsam. Darüber hinaus zählen auch die sympathischen Hauptfiguren zu den Vorzügen der TV-Serie.
Liebenswürdige Protagonisten und böse Schurken
Zunächst wäre da natürlich Genki, der sich überraschend schnell mit seinem Schicksal abfindet und in der ihm fremden Welt bleiben will. Anfangs ist er noch ziemlich naiv, doch zu sehen, wie er mit der Zeit immer mehr dazulernt und sich für seine neuen Freunde in den Kampf stürzt, ist packend mit anzusehen. Neben ihm ist vor allem Holly erwähnenswert, denn sie ist gewissermaßen das Herz der Heldengruppe, die auf alle aufpasst und sich um sie kümmert.
Des Weiteren sind da selbstverständlich noch ihre monströsen Begleiter, die dem Zuschauer ebenfalls schnell ans Herz wachsen. Sie fallen gegenüber Genki und Holly zwar ab, da sie sich nicht ähnlich spürbar weiterentwickeln, doch sie sind für den einen oder anderen Lacher sowie einige tolle Actionszenen gut.
Die Gegenspieler unserer Helden fallen diesbezüglich leider etwas ab, da die meisten von ihnen nur böse sind, weil sie eben, nun ja, böse sind. Das ist keine sonderlich gelungene Charakterzeichnung. Positive Ausnahmen, die deshalb auch länger im Gedächtnis bleiben, sind Pixie und Moo. Erstere gehörte anfangs noch zu den Fiesen Vier, entwickelte sich später jedoch gewissermaßen zu einer Antiheldin. Letzterer lebt indes vor allem von seiner besonderen Verbindung zu Holly, was eine schöne kleine Mystery-Komponente in die Serie brachte.
Letztendlich helfen jedoch auch die verschiedenen Charaktere, egal ob sie nun gut oder böse sind, dabei, diese Welt zum Leben zu erwecken. So entfaltet sich im Laufe der Serie ein vielfältiges Konstrukt vor unseren Augen, was vermutlich der eine oder andere Zuschauer dem Anime anfangs nicht unbedingt zugetraut hätte.
Ein sympathischer Anime mit dem Herz am rechten Fleck
„Monster Rancher“ erzählt ein zumeist unbekümmertes Fantasy-Abenteuer, das uns mit seinen liebenswürdigen Hauptfiguren und seiner facettenreichen Welt in den Bann zieht. Es ist zwar zumeist eine eher unbekümmerte und zugegeben etwas klischeehafte Geschichte, doch immer wieder gibt es einige überraschend herzergreifende Momente, die auch wegen des atmosphärischen Soundtracks im Gedächtnis bleiben.
Die Anime-Serie mag nicht unbedingt der beste Ableger ihres Genres gewesen sein, schließlich musste sie sich auf lange Sicht „Digimon“ und „Pokémon“ geschlagen geben. Doch die Abenteuer von Genki, Holly und ihren Mitstreitern sind auch heute noch einen Blick wert. Die Show hat das Herz am rechten Fleck und erzählt eine aufregende Story über Familie, Freundschaft und Mut, die auch heute noch einen Blick wert ist.