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Mutant Year Zero: Test: Front-Schwein und Endzeit-Ente

Ein mutiertes Schwein, eine Ente und ein Mensch ziehen durch eine postapokalyptische Welt: Das Strategiespiel Mutant Year Zero: Road to Eden der schwedischen Entwickler The Bearded Ladies punktet mit aberwitzigen Charakteren und markiert eine der größten Überraschungen des Spielejahres 2018, wie unser Test beweist.

Mutant Year Zero: Road to Eden basiert auf dem schwedischen Pen-&Paper-Rollenspiel “Mutant” aus dem Jahr 1993 und präsentiert sich in seiner Videospielumsetzung als überraschend starke Rundenstrategie im Stile von XCOM 2, die das Abenteuer mit frischen Ideen, starken Charakteren und einer spannenden Handlung garniert.

Nach einem verheerenden Weltkrieg hat sich die Menschheit mit Atomwaffen selbst ausradiert. Mutter Natur hat begonnen, sich ihren Platz zurückzuerobern. Nur noch teils gewaltige Ruinen zeugen von der einstmals blühenden Zivilisation.

Auf unserer Reise durch das gewaltige, von Mutanten und wilden Tieren besiedelte, Ödland erspähen wir finstere Massengräber und stoßen auf Relikte aus einer längst vergangenen Zeit, mit denen unsere Protagonisten nicht mehr viel anzufangen wissen: In einer potthässlichen Poker-Schirmmütze sehen unsere Helden ein taktisches Visier aus der Zeit der großen Poker-Kriege, ein verwaister Zug wird kurzerhand zu einer „Schlange aus Stahl“.

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Mutant Year Zero: Road to Eden präsentiert sein faszinierendes Endzeit-Szenario mit einer gehörigen Portion Humor und spinnt im Verlauf seiner knapp 20-stündigen Handlung eine gleichermaßen spannende, wie mysteriöse und wendungsreiche Story, die sich gewaschen hat.

Die letzten Überlebenden haben sich in die „Arche“ zurückgezogen, die weit oben in den Baumwipfeln über der Welt thront, um unter Aufsicht des Ältesten Schutz zu suchen. Doch wie das in einer Postapokalypse nun einmal üblich ist, sind Ressourcen und Nahrung Mangelware. Speziell ausgebildete Stalker durchkämmen die Umgebung, um in der lebensfeindlichen Todeszone nach Materialien zu suchen.

Eines Tages kommt es zu einem Zwischenfall und da der einzige Techniker der Arche im Ödland verschollen ist, schickt uns der Älteste auf eine Rettungsmission, in der das Abenteuer seinen Lauf nimmt.

Schwein gehabt

Wie es der Name bereits vermuten lässt, steuern wir in Mutant Year Zero: Road to Eden Mutanten auf ihrer Erkundungstour durch das in 30 Bereiche unterteilte, recht lineare Ödland. Den Anfang bilden das brummige Kampfschwein Bormin und die  zynische Ente Dux, bevor sich unserem Trupp im Verlauf des Spiels noch weitere Charaktere anschließen.

Leider wirkt die Handlung zum Ende hin etwas überhastet, einige offene Fragen werden nicht geklärt. Auch die menschlichen Charaktere, die wir im späteren Spielverlauf treffen, fallen im Vergleich zu den mutierten Startcharakteren stark ab.

Genretypisch warten alle Charaktere mit ihren besonderen Stärken und Schwächen auf: Während der Eber eher das Schwein fürs Grobe ist und sich mit seiner Schrotflinte in den Nahkampf wirft, agiert Erpel Dux mit seiner Armbrust leise aus der Distanz.

Leise ist dabei das Zauberwort, denn während sich die rundenbasierten Strategiekämpfe stark an den XCOM-Spielen orientieren, garniert Mutant Year Zero: Road to Eden das Spielgefühl mit einigen frischen Ideen wie Schleichelementen, in denen wir ganze Gegnergruppen lautlos umgehen oder den Überraschungsmoment für einen Hinterhalt nutzen.

Während in der genannten Inspirationsquelle auch die Bewegungen abseits der Gefechte rundenbasiert ablaufen, dürfen wir uns diesmal völlig frei in den Arealen bewegen. Solange wir unentdeckt bleiben, durchsuchen wir das Ödland in Echtzeit nach Materialien und alten Waffenteilen.

Doch stoßen wir auf Feinde, zeigt uns eine rote Kreismarkierung an, ab wann uns die Gegner bemerken und angreifen. Diese Design-Entscheidung erweist sich im Kampf von unschätzbarem Wert, da wir so besser unser Vorgehen planen und unsere unfreiwilligen Helden in Position bringen.

Dabei ist es sogar möglich einzelner Gegner lautlos zu erledigen, bevor es zur großen Schlacht kommt. Der dynamische Wechsel aus Echtzeit-Erkundung und rundenbasierter Taktik gelingt dem Spiel hervorragend und fühlt sich, gerade im Vergleich zum großen XCOM 2, deutlich natürlicher an.

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Philipp Briel

Liebt Games und Serien auf allen Plattformen. Klemmt sich bevorzugt hinter das Lenkrad virtueller Rennwagen oder erholt sich an den Gewässern offener Spielwelten. Fühlt sich im Auenland aber genauso heimisch, wie in Battle-Royale-Shootern oder der nordischen Mythologie.
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