Serie 5: POSE
„Die Kategorie ist: Serie mit geschichtlicher Wichtigkeit und Einblick in eine faszinierende Welt von Fashion und Identität!“
Wer sich ein bisschen in den Sphären des Fernsehens auskennt, der ist sicherlich schon einmal auf den Namen Ryan Murphy gestoßen. Angefangen mit der damals sehr provokativen Serie Nip/Tuck, insziniert der Regisseur, Drehbuchautor und Produzent seit Jahren eine Reihe von außergewöhnlichen Serien, die in Sachen Genre keine Grenzen kennen.
Neben erfolgreichen Hits wie der Musical-Serie Glee oder der gruseligen Horror-Anthology Serie American Horror Story, beschäftigt sich Ryan Murphy mittlerweile auch mit realen und historischen Elementen. So konnte er in den letzten beiden Jahren mit seinem Spin-off zu American Horror Story, American Crime Story, viele Awards und positiven Zuspruch von Krikern gewinnen. In der ersten Staffel behandelt er den amerikanischen Kriminalfall des Football-Spielers O.J Simpson, und in der zweiten wurde die Mordreihe des berüchtigten Serienkillers Andrew Cunanen angesprochen, der unter anderem den Modedesigner Gianni Versace umbrachte.
Auch in seiner neuen Serie behandelt Ryan Murphy ein Thema, welches historisch gesehen große Wichtigkeit mit sich bringt. Mit POSE möchte Murphy unter anderem auf die Aids-Kriese der 1980er Jahre aufmerksam machen, die vor allem zahlreiche Mitglieder der LGBTQ+-Community das Leben kostete. In der Serie, die diesmal zwar keine realen Menschen porträtiert (aber gewiss reale Situationen), erleben wir das New York der 1980er Jahre durch die Augen der jungen Blanca, die in der Ballroom-Szene der Stadt ihr eigenes Haus gründen möchte. Ein „Haus“ ist und war eine Gemeinschaft von ausgegrenzten Menschen, die zusammen kamen und ihre eigene gewählte Familie gründeten und oft auf Parties unter verschiedenen Kategorien an Posing-Wettbewerben teilnahmen.
Neben Blanca treffen wir auch auf Damon, der nach seinem Coming-Out von seiner Familie verstoßen wurde und sich als Tänzer in New York einen Namen machen möchte. Hinzu kommt Angel, die als Sexarbeiterin auf der Straße mit Ausgrenzung und Armut zu kämpfen hat, und den jungen Stan (gespielt von Evan Peters) kennenlernt, der sich wiederum in sie verliebt und mit ihr eine verbotene Affäre anfängt. Unsere Hauptfiguren kommen im Laufe der Geschichte zusammen und gründen eine Familie, die sich in der afro/latino-amerikanischen Underground-Ballroom-Szene an die Spitze der Wettbewerbe kämpfen möchte. Das ganze passiert unter dem bedrohlichen Rahmen der Aids-Krise, die unsere Charaktere nicht unangetastet lässt.
Zwar klingt POSE im ersten Moment wie eine weitere 08/15-Drama-Serie, doch hat Ryan Murphy allein schon mit dem Casting seiner Figuren Geschichte geschrieben. Denn im Vordergrund stehen Schauspieler*innen, die vorrübergehend aus der Transgender-Community kommen. POSE ist somit die erste Serie im großen Rahmen, die die Geschichte von Menschen aus dieser Gemeinschaft porträtiert und von ihnen selber darstellen lässt.
Die Serie ist jedoch keine leichte Kost, denn sie spricht Themen wie Ausgrenzung und das Erleiden der Aids-Krankheit an. Doch neben diesen Elementen ist POSE vor allem eines: eine inklusive Serie die eine Geschichte erzählt, die wir bis dato selten erleben durften. Weiterhin zeigt sie einige der sympathischsten Figuren der letzten Jahre und ein Verständnis von Familie, Inspiration und der Weg zum Lebenstraum wie keine andere. Mit einem grandiosen Schauspieler-Ensemble blüht die Serie durch einen poppigen 80er-Jahre Soundtrack und mitreißendem Storytelling auf, das uns eine Perspektive in Lebenserfahrungen gibt, die wir wahrscheinlich noch nie in dieser Art gesehen haben.
POSE ist somit nicht nur eine extrem gut inszenierte Serie, sondern eine wichtige dazu, die ihr auf keinen Fall verpassen solltet!