Am Tag nach dem Referendum zum Brexit berichteten viele Medien darüber, dass die Briten reaktionsartig nach „Was ist die EU?“ bei Google suchten. Das sei so schön ironisch, weil sie es doch vorher hätten wissen müssen. Was nicht geschrieben wird: Absolut verdreifachten sich die Suchanfragen von 280 auf rund 1000.
Google Trends sind insbesondere dann interessant, wenn ein Event stattfindet, die viele Menschen direkt betrifft. Das Brexit-Referendum, der Austritt von Großbritannien aus der Europäischen Union, ist ein solches. In der letzten Woche stimmte ein Großteil der Briten dafür, die EU zu verlassen. Eine Reihe von Medien nahm das zum Anlass und schaute, was die Briten am Tag nach der Abstimmung bei Google eingaben.
Unter anderem berichteten auch renommierte Zeitungen wie die „Washington Post“ oder Videospiel-Magazine wie „GameStar“ darüber, dass die Inselbewohner plötzlich bei Google suchten, was die EU denn sei. Es geht um den Suchbegriff „What is the EU?“, der laut den Berichten „viele Briten“ eingaben. Die Suchmaschine habe einen „äußert merkwürdigen Trend bei der Websuche“ offengelegt. Zahlen werden keine genannt.
Brexit: "What is the EU?" wurde nicht von vielen Briten gesucht
Das Problem an dieser Schlagzeile ist nicht nur, dass sie nicht stimmt. Die Berichte ziehen den angeblichen Suchtrend vollkommen aus seinem Zusammenhang. Zwar haben sich die Anfragen von „What is the EU?“ tatsächlich von einen auf den anderen Tag verdreifacht. Jedoch sprechen wir hier von 280 Suchanfragen am 23. Juni auf 1000 Suchanfragen am 24. Juni 2016.
Demnach haben 0,00003% aller Brexit-Wähler danach gesucht, als es laut Medienberichten schon viel zu spät war. Ob hiervon wirklich von „vielen Briten“ die Rede sein kann, liegt im Ermessen des Autors – wir finden, dass 1000 Briten eher unbedeutend sind, wird der Google Trend mit kurzer Recherche und ein paar Klicks in den richtigen Zusammenhang gesetzt.