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Netzkultur: Hakenkreuze in Wolfenstein und die Sozialadäquanzklausel – Was bedeutet das für Spiele?

Warum will Bethesda Wolfenstein mit Hakenkreuzen veröffentlichen?

Zunächst einmal stellt sich natürlich die Frage, warum Bethesda die neuen Wolfenstein-Ableger überhaupt eingereicht hat. Wir haben den Publisher dazu befragt, aber bislang noch keine Antwort erhalten. Ein möglicher Grund ist aber, die Integrität des Werkes zu schützen. Schließlich wurde Wolfenstein bewusst als Shooter entwickelt, in dem man gegen Nazis und ihr Regime kämpft. Es ist damit Teil der künstlerischen Vision.

Ein weiterer Aspekt könnte zudem sein, dass es sich auch finanziell lohnt, wenn man in Deutschland auch die internationale Version von Wolfenstein verkaufen darf. Bei der Entwicklung an sich wird aktuell noch nicht gespart, weil Bethesda immer noch zwei Versionen entwickelt und auch verkaufen wird. Neu ist nur, dass man in Deutschland beide erwerben kann.

Einfach auf eine Fassung ausweichen, das kann Bethesda momentan noch nicht, weil es sich um eine Einzelfallprüfung handelt. Dem nächsten Wolfenstein könnte theoretisch eine Freigabe wieder verwehrt werden. Dafür muss sich der Publisher wappnen.

Kommen die alten Wolfenstein-Teile jetzt mit Hakenkreuzen?

Einem Report von GameStar.de zufolge ist eine erneute Prüfung von „Wolfenstein: The New Order“ oder „Wolfenstein: The New Colossus“ unproblematisch. Bethesda muss sie nur erneut bei der USK einreichen. Der befragte Anwalt Sebastian Schwiddessen glaubt ebenfalls, dass Publisher dieses Angebot in Zukunft nutzen werden.

Der Grund dafür sei ihm zufolge, dass Geoblocks (also Verkaufssperren für bestimmte Versionen in einzelnen Ländern) dem Image und auch den Verkaufszahlen des Spiels schaden. Gerade beliebte Spiele wie Wolfenstein haben durch eine erneute Veröffentlichung aber die Möglichkeit, wieder Umsätze zu generieren.

Auf Anfrage der GameStar hin gab Bethesda an, dass man gerade prüfe, welche Optionen für eine Veröffentlichung der internationalen Version der bisherigen Wolfenstein-Teile hierzulande bestehen.

Es erscheint also nicht abwegig, dass wir Wolfenstein irgendwann in Zukunft komplett in der ursprünglichen Fassung in Deutschland erleben dürfen.

Solche Fälle zeigen, dass sich die neue Regel zur Anwendung der Sozialadäquanz bei Spielen bereits bemerkbar macht. Uns wird dadurch nicht nur der Zugang zu mehr Spielen (beziehungsweise Versionen) ermöglicht, sondern auch Spielen ihr Status als Kulturgut anerkannt, bei dem die Kunstfreiheit greift. Zudem wird damit nicht Nazi-Propaganda in Spielen Tür und Tor geöffnet, weil die Sozialadäquanz Verherrlichung der Symbolik und sogar die Darstellung ohne konkreten Kontext komplett ausklammert.

Wolfenstein: YoungbloodWolfenstein: Youngblood: Wie viel Koop verträgt ein Story-Shooter? – Preview
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