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Nosgoth: Ein Geheimtipp mit viel Potenzial?

Mit Nosgoth bringt Square Enix in Zusammenarbeit mit Psyonix ein kostenloses Onlinespiel auf den Markt, welches das alte Legacy of Kain-Franchise aufgreift und daraus eine Mischung aus Dota und Call of Duty macht. Auf diversen Karten geben sich Menschen und Vampire die Ehre, um die Vorherrschaft in der Welt Nosgoth zu kämpfen, in der die Blutsauger viele Generationen hinweg die Oberhand hatten. Hervorstechenstes Element des Games ist es, dass sich beide Fraktionen komplett unterschiedlich spielen. Wir waren zu Besuch bei Square Enix in Hamburg und haben selbst Hand angelegt. Zusätzlich zu unserem Artikel findet ihr noch einen Video-Podcast mit dem TeamGronkhDE, in dem wir über das Spiel quatschen.

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Legacy of was?

Zugegeben, wenn man „Legacy of Kain“ in einem Raum brüllt, werden vor allem jüngere Zocker wohl unwissend mit den Achseln zucken. Während Soul Reaver 1999 ein Megahit war, erschien 2003 mit Legacy of Kain: Defiance der vorerst letzte Ableger dieser Reihe. Seither war es ziemlich ruhig. So ruhig, dass viele das Franchise wohl schon wieder vergessen hatten. Ein Grund mehr für Square Enix, hier die Fenster für frischen Wind zu öffnen. Dabei haben sie sich Psyonix mit ins Boot geholt, einen Entwickler, der bisher vor allem an Multiplayer-Modi für verschiedene Spiele gewerkelt hat. Zuletzt unter anderem für XCOM, Gears of War und Bulletstorm. Mit Nosgoth zeigen die fleißigen Schmiede nun, dass sie auch in der Lage sind, komplett in Eigenregie zu arbeiten.

Auch wenn Nosgoth sich zuerst wie ein willkürlich gewählter Titel anhört, verbirgt sich dahinter die Fantasywelt des Legacy of Kain-Universums. Dort haben es Menschen besonders schwer, denn die unsterblichen Vampire knechten das Land und seine Einwohner schon seit Generationen. Freie Menschen gibt es bis auf ein paar Rebellen keine mehr. Nach den Ereignissen der letzten Kain-Spiele wandelt sich das Kräfteverhältnis aber und die Sterblichen wollen ihr Schicksal wieder selbst in die Hand nehmen. Der Kampf gegen die Blutsauger beginnt und läutet damit auch den Hintergrund des Onlinespiels ein.

Mensch oder Vampir?

In Nosgoth stehen euch zwei Fraktionen zur Wahl: Entweder schwer bewaffnete Menschen oder die brutalen und sehr agilen Vampire. Da das Onlinespiel teamorientiert ist und ihr euren Charakter vor jeder Runde bestimmen könnt, trefft ihr die Wahl immer wieder neu. Wer nun denkt, dass beide Parteien irgendwie dasselbe draufhaben und man sich nur für ein Aussehen entscheiden muss, irrt sich gewaltig. Schon bei der Auswahl eures Alter-Ego liegt der Teufel im Detail und das ist gar nicht mal so geringfügig. Beide Fraktionen haben ihre komplett eigenen Klassen und Spielweisen. Während Menschen auf selbst entwickelte Waffen und flinke Füße setzen, sind Vampire von Haus aus schon mit tödlichen Krallen und massigen Körpern ausgestattet. Sie können sogar Fliegen oder sich blitzschnell an Hauswänden hocharbeiten. Dabei ändert sich auch die Sichtperspektive. Humanoide spielen in der Ego-Ansicht, während die Spitzzähne in der Third-Person-Perspektive gesteuert werden.

Als Mensch wählt ihr zwischen Bomben, Fesseln, Armbrust oder Langbogen. In der Haut eines Vampirs geht es dafür mit Fäusten, Klauen und mächtigen Schwingen in die Schlacht. Euer Ziel ist es natürlich, das gegnerische Team auszuschalten und am Gelingen ihrer Mission zu hindern. Dabei verfügt jede der vier pro Fraktion erhältlichen Klassen über komplett eigene Fertigkeiten, zu denen es keine Äquivalente gibt. Dieser Fakt macht das Gameplay von Nosgoth zu einer sehr individuellen Erfahrung. Die Tatsache, dass keine Klasse der anderen gleicht, ist frisch und gut durchdacht.

Auf in den Team-Todeskampf

Wie bereits zu erahnen ist, handelt es sich bei Nosgoth um ein Online-Arena-Spiel. Das bedeutet, dass auch unser altbeliebter Team-Deathmatch-Modus zur Verfügung steht. Beide Team fetzen sich also, bis eine Seite eine bestimmte Menge an Kills erreicht hat. Die Karte, die wir auf dem Event in Hamburg spielen durften, glänzte dabei sehr abwechslungsreich und mit anständiger, aber nicht unübersichtlicher, Größe. Natürlich ist Nosgoth an sich kein Spiel für jene, die gerne wissen wollen, wie es in der Rahmenhandlung des Kain-Universums weitergeht. Hier geht es rein um das Kämpfen bis zum Tode. Natürlich nicht nur um die Ehre, sondern auch um Erfahrungspunkte und andere Boni. Die Ausrüstung der Charaktere wird nämlich anpass- und aufwertbar sein.

Leider sind die Entwickler dabei noch recht sparsam mit ihren Spielmodi. Außer Team-Deathmatch und einem speziellen Modus für Anfänger gibt es nämlich derzeit nur noch den Belagerungsmodus, der ab Stufe 10 für alle Spieler zur Verfügung steht. In der Belagerung müsst ihr dann während der Runde spezielle Aufgaben erfüllen. Als Menschen gilt es, diverse Posten einzunehmen und zu halten. Vampire müssen dies natürlich verhindern. Leider konnten wir dies noch nicht ausprobieren.

Technisch sehr weit vorne

Wenn die Entwickler von Nosgoth auf ein richtiges Pferd gesetzt haben, dann ist es die Technik. Die Grafik wirkt sehr stimmig, ist hübsch düster gehalten und brilliert mit Detailverliebtheit und hochauflösenden Texturen sowie guten Lichtverhältnissen. Sicherlich kein hochmodernes AAA, aber gerade für ein kostenloses Spiel schon sehr weit vorne. Möglich wird dies durch den Einsatz der Unreal-Engine. Generell merkt man, dass Psyonix hier die Erfahrung mit Spielen wie Mass Effect 3 oder Unreal Tournament 3 zugutekommt.

Auch in Sachen Steuerung lässt man sich nicht lumpen und serviert etwas, das einfach gut und flott von der Hand geht. Gerade als Vampir macht es unheimlich Spaß, an Fassaden hochzuklettern und seine Gegner dann im Sprung zu erlegen oder als Mensch in den Zoom zu wechseln, um punktgenaue Pfeile auf den Weg zu schicken.

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