Im Laufe seiner 25 Jahre nahm das One Piece-Franchise gigantische Ausmaße an und brachte neben verschiedenen Anime-Projekten auch diverse Videospiele hervor. Wenn es darum ging, die Stärken der Reihe abseits der teils bildgewaltigen Action einzufangen, scheiterten allerdings viele Games. One Piece Odyssey könnte das jedoch ändern, denn ein JRPG passt hervorragend zum Piraten-Epos.
Viele One Piece-Spiele fokussieren sich primär auf die Kämpfe
Denkt ihr an die auf der Marke basierenden Spiele zurück, die die letzten Jahre erschienen, kommen euch wie uns vielleicht One Piece: Burning Blood, One Piece: Pirate Warriors 4 oder auch One Piece: World Seeker in den Sinn. Diesen Titeln gemeinsam ist, dass sie sich in erster Linie auf die Action konzentrieren und andere Aspekte der Serie eher außen vor lassen.
Burning Blood war ein guter Arena-Fighter, Pirate Warriors 4 ein kurzweiliger Musou-Spaß und World Seeker versuchte sich an einem Open-World-Action-Adventure. Der visuelle Stil der Vorlage und die Fähigkeiten von Ruffy, Zorro & Co. wurden zwar gut dargestellt, doch zwei entscheidende Stärken der Marke blieben dabei auf der Strecke: Das Abenteuer-Feeling und die Charakterinteraktionen.
World Seeker versuchte sich zwar mit seiner Spielwelt und eigenständigen Story daran, doch in den zumeist leblosen Arealen kam nur selten sowas wie wirkliche Abenteuerlust auf. Nachdem wir Odyssey auf der gamescom 2022 selbst anspielen konnten, scheint das Entwicklerteam von ILCA, Inc. (u. a. „Dragon Quest XI: Streiter des Schicksals“) in dieser Hinsicht ein besseres Händchen zu beweisen.
Die Spielwelt wirkt in sich, ausgehend von der Demo, sehr stimmig sowie lebendig und lud uns regelrecht dazu ein, auf Entdeckungstour zu gehen. Es ist ein Gefühl, das gerade in den frühen Story-Arcs von „One Piece“ ein elementarer Bestandteil des Piraten-Epos ist. Denn ganz ehrlich: Wer hat sich nicht wenigstens einmal gewünscht, mit der Strohhut-Bande ein aufregendes Abenteuer erleben zu können?
Natürlich gehören bei einem Shōnen-Titel wie „One Piece“ krachende Kämpfe ein Stück weit gewissermaßen zum guten Ton, doch diese waren nur ein Teil des großen Ganzen. Eiichiro Oda wollte nie einen Battle Shōnen zeichnen, wie es beispielsweise ein „One Punch Man“ ist.
Stattdessen lag sein Fokus auf der Welt, ihrer Historie sowie den Charakteren und der Zeit, die sie miteinander verbringen. Es ist etwas, das „Odyssey“ bedeutend besser zu machen scheint als die letzten Spiele des Franchise, etwa World Seeker und Burning Blood. Es weckt die Lust, diese neue Insel zu entdecken, die wir bisher noch nicht im Manga oder in der Anime-Serie gesehen haben.
One Piece lebt von seinen Charakterinteraktionen
Darüber hinaus sind die Charakterinteraktionen ein essentieller Punkt, der den Charme dieser Fantasy-Geschichte ausmacht und den viele Games der jüngeren Vergangenheit lediglich unzureichend einfangen konnten. Dabei sind es gerade die im Laufe der Jahre toll ausgearbeiteten Figuren, die Ruffy auf seiner Reise begleiten und die unsere Hauptfiguren derweil treffen, die all das so unvergesslich machen.
Odyssey fängt diesen Punkt, ausgehend von der Anspielversion, sehr gut ein. Die Strohhüte streiten miteinander, reißen Witze und teilen ihre Begeisterung über die Erkundung der neuen Insel. Zorros nichtexistenter Orientierungssinn darf hier natürlich auch nicht fehlen. Wenn ein Mitglied der Gruppe jedoch in Gefahr schwebt, sind all die Kabelleien schnell vergessen und alle ziehen an einem Strang.
JRPGs eignen sich gerade für diesen Aspekt besonders gut. Einmal ist Genre-typisch ein Schwerpunkt die Party, also unsere Heldentruppe und deren sich entwickelnde Beziehung. ILCA kann hier aus den Vollen schöpfen und die Dynamik der Strohhut-Piratenbande tiefgreifend ergründen. Und wenn wir unsere Zeit mit der Demo als Anhaltspunkt nehmen, wurden die Wesenszüge der Figuren gekonnt eingefangen.
Des Weiteren sind Spiele dieser Art für ihre teils ausufernden Spielzeiten von bis zu 100 Stunden oder mehr bekannt. Selbst wenn uns mit „One Piece Odyssey“ ein kürzerer Genre-Vertreter erwarten sollte, dürfte genug Zeit bleiben, um die verschiedenen Charakterdynamiken ausgiebig auszuleuchten.
Damit meinen wir nicht nur die Beziehungen zwischen unseren Hauptfiguren, sondern auch ihre Interaktionen mit den neuen Charakteren: Eiichiro Oda hat mit Adio Suerte und Lim zwei neue Figuren eigens für das kommende Videospiel erschaffen. Ihr merk also schon: Die Spielzeit kann ordentlich gefüllt werden, um uns mehr noch als in älteren Spielen in diese fantastische Welt hineinzuziehen.
Ein JRPG ist schlichtweg perfekt dazu geeignet, uns endlich auch in einem Videospiel all das zu geben, was Fans bereits am Manga- und der Anime-Serie lieb gewonnen haben: Es kann den Abenteuerdrang wecken und dafür sorgen, dass wir uns auf einer weitläufigen Insel mit ihren Geheimnissen verlieren, während wir Ruffy & Co. noch besser kennenlernen als in allen bisherigen Spielen des Franchise.
„One Piece Odyssey“ soll 2022 für PlayStation 4, PlayStation 5, Xbox Series X/S und den PC erscheinen. Ein genauer Releasetermin ist gegenwärtig noch unbekannt.