Wir waren zu Besuch bei Bandai Namco und haben uns One Piece World Seeker angeschaut. In dieser Preview verraten wir euch, warum World Seeker das Spiel wird, worauf die Fans schon Ewigkeiten gewartet haben. One Piece zählt weltweit zum beliebtesten Manga- und Anime-Franchise seit 1997. Mit über 440 Millionen verkauften Manga-Exemplaren - davon 365 Millionen in Japan und 75 Millionen im Rest der Welt - führt One Piece sogar die allumfassende Manga-Spitze an, gefolgt von Dragon Ball mit rund 386 Millionen verkauften Ausgaben weltweit. Ein Hype, eine Kindheitserinnerung, ein wahr gewordener Piratentraum in Manga- und Anime-Form - die Abenteuer rund um Monkey D. Luffy und seine Crew begleiten viele Leser und Zuschauer schon seit über 20 Jahren. Ein Ende ist nicht in Sicht. Doch was hingegen final ein Ende finden wird, ist die Spielflut an Titeln, die im Grunde gar keine Relevanz für das Franchise haben. Wir bekommen es bei One Piece World Seeker mit dem ambitioniertesten Spiel aus dem Anime-Sektor zu tun und das könnte einiges verändern. 20 Jahre One Piece! Passend zum 20. Jubiläum der Serie wird es nun endlich Zeit, dem Franchise die Spielumsetzung zu verpassen, die dem Manga und dem Anime in seinen Grundfesten gerecht wird und der Vorlage in nichts nachsteht. Ein bislang unerfüllter Wunsch für jeden Fan der Reihe, obgleich es schon unzählige Spiele mit dem One Piece-Stempel gibt. Doch handelte es sich hierbei stets um kalten Kaffee, der bestenfalls nochmal lauwarm aufgebrüht wurde. Es gab nie wirklich etwas zu sehen, was wir nicht bereits schon kannten. Mit One Piece Unlimited World Red schafften es die Entwickler von Ganbarion erstmals einen eigenen Handlungsstrang zu entwickeln, der abseits der Serie in einem Action-Adventure zu funktionieren schien. Mit Bösewicht „Der rote Graf“ oder auch Patrick Redfield ausgestattet, der auf eine Stufe gestellt wurde mit Whitebeard, Gol D. Roger und anderen Piratenlegenden aus dem Manga, versprachen die Entwickler Großes. Auf den ersten paar Metern schien dies ganz nett, doch das Spektakel entpuppte sich als inhaltsleeres Abenteuer, das Luffy und seine Crew zurück in altbekannte Kulissen schickte, mit Level- und Kampf-Einlagen, die schlauchiger und generischer nicht sein konnten. So war der One Piece-Spieltraum schnell wieder passé, obgleich der Ansatz schon mal in eine rechte Richtung verlief. Doch nicht nur die Richtung muss stimmen, um allumfassende Relevanz genießen zu können. Der Kahn muss mit Vollmast in Richtung Vorlage segeln und darf unterwegs keine Gelegenheiten zum Eintauchen außen vor lassen, einen gewissen Eigenwert mitbringen und als Spielindividuum bestehen können. Titel wie One Piece: Burning Blood lasse ich hier übrigens bewusst außen vor, da solche Art Kampfspiele immer noch ein gewisses Alleinstellungsmerkmal haben. Mit seinen liebsten Charakteren und dessen Spezialfähigkeiten, beispielsweise aus One Piece oder Dragon Ball, gegen seine Freunde antreten zu können, ist immerhin schon ein besonderer Gedanke an sich, ob in Burning Blood oder Branchenvertreter Dragon Ball FighterZ, wie sich kürzlich herausstellen sollte. Beat'em-up machen einfach Spaß. Doch ein Action-Adventure ist ein ganz anderes Kaliber, das nicht nur auf Fanservice oder nostalgische Faktoren setzen darf. Die Kanone muss die Brücke zwischen dem gebotenen Universum und volltaugliches Spiel bieten. Glücklicherweise scheint die Zeit dafür nun langsam gekommen zu sein. Wir legen unseren Fokus also auf One Piece World Seeker. Kinofilm oder noch ein Spiel? In den ersten drei Stunden, in denen ich World Seeker antesten konnte, wird eines sehr schnell deutlich. Alles macht den Anschein, als wäre die Spielreihe nun endlich da angekommen, wo sie schon immer hätte sein sollen, auch wenn dies technisch natürlich nicht immer möglich gewesen sein konnte. Sie hat nun an Relevanz gewonnen. Ein Fan kommt nun nicht mehr um die Spiele drumherum, ohne nicht etwas verpasst zu haben. Und das ist auch gut so. Allem voran setzt sich diese Positiventwicklung dadurch zusammen, dass wir es nun mit einem vollwertigen Story-Arc zu tun bekommen, den es so in dieser Form noch nie zu sehen gab. Und dieser ist mit 40 Stunden Spielzeit recht umfangreich und einzigartig verpackt. Inhaltlich schlüpft der Spieler in die Haut von Captain Monkey D. Luffy (zu deutsch Kapitän Monkey D. Ruffy), der auf der Gefängnisinsel „Prison Island“ auf neue Freunde und Feinde trifft. Jeanne braucht seine Hilfe, die um die Zukunft ihrer Heimat fürchtet. Ruffy fackelt natürlich nicht lang und steht ihr mit Rat und Tat zur Seite. Der Bösewicht Isaac, seines Zeichens Gefängnisdirektor, gibt sich als äußerst kluges Köpfchen zu erkennen, der die Insel unter seine Kontrolle gebracht hat. Er hat einfaches Spiel, da er nach einem Krieg in der Vergangenheit zur Stelle war, um die Insel wieder aufzubauen. So konnte er die Herzen der Menschen einnehmen, zumindest einen Großteil davon. Die Marine verwandelt Jeannes Insel also in eine allumfassende Gefängnisinsel, was die Menschen, die auf ihr leben, schlussendlich in zwei Lager spaltet. Auf der einen Seite gibt es die Befürworter der Umstrukturierung und auf der anderen Seite gibt es den Widerstand, der sich gegen diesen Zwangswandel auflehnt und rebelliert. Die Ausgangssituation für einen großen Konflikt ist also gegeben, die Konfrontation vorprogrammiert. Hier gilt es zu erwähnen, dass die beiden Figuren Jeanne und Isaac von Eiichiro Oda extra für das Spiel gezeichnet wurden. Es handelt sich also um vollwertige Charaktere aus dem offiziellen Kanon (!), wie der Product Manager EMEA aus dem European Central Office von Bandai Namco, Florian Eichenauer, mir gegenüber noch einmal bestätigt. Mein erster Gedanke, dass das Spiel vom Aufbau ein wenig an einen Kinofilm aus dem Universum von One Piece erinnert, wird durch die Aussage von Eichenauer unterstrichen, der es nicht nur ähnlich sieht, sondern das Ganze chronologisch parallel zum „Whole Cake“-Arc einordnet. Wichtig wird dieser Umstand dahingehend, dass uns vertraute Gesichter, wie die Zeitgenossen der Germa 66 begegnen, während Luffy und seine Crew technisch auf demselben Stärkelevel sind wie in dem Manga- und Anime-Arc. Neben Luffy könnt ihr keine anderen Charaktere spielen, doch dafür konzentriert sich alles umso mehr auf unseren Kapitän der Strohhutpiratenbande. Ich halte das für sinnvoll, da ihr die Crew sowieso auf der ganzen Insel umher verteilt vorfindet, sie sich inhaltlich also ins Geschehen einbringt und sich der Spieler so voll und ganz auf eine Figur konzentrieren kann. Auf der technischen Seite spielt dies ebenfalls eine große Rolle, aber zu Luffys Fähigkeiten kommen wir später noch. Eine Insel, eine Erfahrung Im Unterschied zu Unlimited World Red werden hier keine alten Schauplätze wiederverwertet, die ihr schon unzählige Male gesehen habt. Das Spiel bietet einen Open-World-Spielplatz, der eigens für den Handlungsrahmen geschaffen wurde und auf den ersten Blick funktioniert. Dabei spielt die Gefängnisinsel „Prison Island“ die zentrale Rolle, die insgesamt mit unterschiedlichen Teilbereichen adäquat visualisiert wird. Obgleich ihr auf einige Charaktere aus der Vergangenheit trefft, haben die Entwickler hier wundervolle Teilschauplätze wie die Saphirstadt geschaffen, die zauberhaften Eigencharakter bieten und unterschiedlicher nicht sein könnten. Sowas habt ihr zuvor noch nicht gesehen und die Gefängnisinsel ist auch nicht wirklich mit Impel Down zu vergleichen, dem Hochsicherheitsgefängnis aus dem gleichnamigen Story-Arc - also keine Sorge! Das ist insgesamt ein wichtiger Schritt. Der grobe Rahmen kann noch so einzigartig sein. Wenn dieser nur halbgar verpackt würde wie bisher, spielte es am Ende wiederum keine Rolle. Hier macht der Vergleich zu Unlimited World Red noch einmal Sinn, immerhin hätten die Schlauchlevel liebloser und langweiliger nicht sein können. Die Zwischensequenzen einfach in Videoform zu genießen wäre hier wohl wünschenswert gewesen, aber das ist natürlich auch nicht der Sinn der Sache. In World Seeker bietet die neue Open World jedoch noch einen entscheidenden Vorteil, sie dient als Stilmittel, um den umfangreichen Story-Arc Stück für Stück, Folge für Folge (wenn man so möchte), auszuerzählen - ein rundes Inselabenteuer eben, wie wir es aus dem Manga und Anime kennen. Das funktioniert in einem Open-World-Action-Adventure, da selbst die noch so kleinste Nebenfigur etwas zu solch einem Story-Arc beitragen kann. Action-Adventure trifft auf RPG Schon nach kurzer Zeit im Spiel wird klar, dass die offene Welt ganz gut zum Adventure-Setting passt, man als Spieler die einzelnen Gebiete erkunden möchte und der Forscherdrang somit angesprochen wird. Dabei machen die Entwickler den Assassin’s Creed: Origin-Move und verpassen ihrem Adventure ein RPG-Sphärobrett, das wir erstmals in Final Fantasy X zu Gesicht bekamen. Luffy verfügt über unterschiedliche Fähigkeiten im Kampf, doch diese müssen erst freigeschaltet werden. Dabei kann jeder Spieler frei entscheiden, in welche Richtung er seinen Charakter entwickeln möchte, auf welche Kategorie er also seine Priorität legt. Hier könnt ihr auf Fähigkeiten der Kategorie Kampf, Erkunden, Parameter, Beobachter-Haki und Panzer-Haki setzen und sie entsprechend auswählen und freischalten. Damit erhält jeder Spieler einen individuellen Charakterfortschritt und ein angepasstes Spielerlebnis. Ich persönlich habe nichts gegen solche RPG-Elemente in einem Aciton-Adventure, da man den Charakter so Stück für Stück verbessert und spielerisch immer Neues mit der Zeit geboten bekommt. Ein gesundes Charakter-Progress-System eben - also immer her damit! Im Kampf könnt ihr zudem euren Modus wechseln, hier kommen die eben genannten Kategorien zum Einsatz. Der Beobachter-Haki-Modus verleiht euch ordentlich Dampf und schnelle Angriffe, während der Panzer-Haki-Modus weniger Schaden und hohe Reichweite bietet. Wir haben also eine halbwegs lebendige Welt, in der wir mit Luffy durch die Gegend schwingen, hier und da auf die bösartigen Hunger-Piraten treffen, NPCs mit unzähligen Nebenaufgaben warten oder gar den geschichtsrelevanten Hauptmissionen nachgehen können. Zwischendurch machen wir einen Abstecher zu unserem Schiff, der Thousand Sunny, um mit Crewmitgliedern zu sprechen, die wir im Vorfeld auf der Insel aufgefunden haben. Hier können wir Crafting-Material, das wir auf der Insel finden, für neue Ausrüstung verwerten oder uns von Sanji bekochen lassen. Für ein wenig Abwechslung im Story-Alltag ist also gesorgt. Ob die einzelnen Elemente für 40 Stunden Spielspaß sorgen werden, bleibt bis zum vollen Release abzuwarten. Das könnte den Spielspaß bremsen… Insgesamt gibt es natürlich direkt ein paar Eckpunkte, wogegen keine Fanboybrille schützt. Die Steuerung wirkt ein wenig panzerartig, das fällt insbesondere beim Schwingen mit den Gummiarmen auf. Wenn man zuvor Marvel’s Spider-Man von Insomniac gespielt hat, dann ist das Schwingen von Haus zu Haus und über die Insel zwar ganz nett, aber das intuitive Schwingen vom Spidey-Kumpfel dürft ihr hier nicht erwarten. Im Grunde recht positiv ist, dass die Originalsprecher aus dem Anime wie Mayumi Tanaka zugegen sind und den Charakteren im Spiel ihre Stimme leihen. Das ist an sich eine starke Nummer, doch erwartet kein vollständig synchronisiertes Spiel. Einige Zwischensequenzen sind vertont und dazwischen gibt es die notorischen Anime-Spiel-Seufzer, die für die Dialogblasen vorgesehen sind. Das ist schade, da hier ein wenig Potenzial verloren geht und die Immersion leidet. Und dennoch ist diese Vorgehensweise in diesem Segment keine Seltenheit, es zieht sich wie ein alter Kaugummi durch alle Anime- und Manga-Spiele. Die Nebenmissionen, die ich anspielen konnte, boten häufiges Laufen von A nach B. Der Gedanke macht sich schnell breit, dass es sich hierbei um notorische MMO-Quests handeln könnte, die nicht sonderlich abwechslungsreich und dadurch am Ende wenig einladend erscheinen. Bei den Hauptmissionen hingegen wartet immer ein spannender Twist mit den Hauptcharakteren. Ich fände es nur schade, wenn man bei den Nebenmissionen zu viel Potenzial verschenkt, da sie den Spieler immerhin zu gleichen Teilen in den Story-Arc ziehen sollen. Aber das bleibt vorerst abzuwarten!