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Phoenix Wright: Ace Attorney Trilogy: Die Visual-Novel-Trilogie in HD im Test

Gerade im Westen dürfte die „Ace Attorney“-Serie zu den populärsten Vertretern des Visual-Novel-Genres zählen. Während manche Spin-offs leider nicht außerhalb Japans erschienen sind, ist zumindest die Hauptserie auch hierzulande in lokalisierter Form erhältlich. Die Phoenix Wright: Ace Attorney Trilogy, bestehend aus Ace Attorney 1-3, erscheint heute für Nintendo Switch, PlayStation 4, Xbox One und Steam, mit allen Vorzügen und Schwächen der Handheld-Fassungen.

Aktenzeichen PW: Erneut aufgerollt

03. August 2016, Gerichtssaal Nr. 2. Phoenix Wright ist frisch gebackener Strafverteidiger und im Begriff seinen ersten Prozess vor Gericht zu führen. Nicht wissend, dass ihm ein unvergleichlicher Karrieregang bevorsteht. In der Phoenix Wright: Ace Attorney Trilogy sind der Erstling sowie die beiden Sequels „Justice for All“ und „Trials and Tribulations“ enthalten.

Alle drei Titel sind von Beginn an separat anwählbar und haben jeweils eine Dauer von mindestens 15 Stunden. Solltet ihr bereits einen der Vorgänger auf einer anderen Plattform gespielt haben, könnt ihr direkt mit den noch fehlenden Teilen fortfahren. Für Neulinge empfiehlt sich die chronologische Reihenfolge, denn so kann die Story ihr volles Potenzial entfalten, wenn ihr bereits mit Verweisen auf Charaktere und Ereignisse aus früheren Spielen vertraut seid.

Eure Aufgabe besteht darin die Unschuld eurer Mandanten vor Gericht zu beweisen. Dazu müsst ihr im Rahmen eigener Nachforschungen die Details des Sachverhalts ausarbeiten und anschließend im Gerichtssaal Zeugen ins Kreuzverhör nehmen. Ihr deckt Unwahrheiten in ihren Aussagen auf, indem ihr im richtigen Moment das richtige Beweisstück präsentiert.

Genre-typisch ist das Spieltempo eher relaxt, der Einstieg gelingt also entsprechend schnell. Leistet ihr euch zu viele falsche Behauptungen und reißt dem Richter damit der Geduldsfaden, handelt ihr euch ein Game Over ein, macht also regelmäßig von der Speicherfunktion Gebrauch. Um etwas Trial & Error kommen die Titel leider nicht herum, da manche Überlegungen etwas weit hergeholt sind und ihr unter Umständen stumpf Beweisgegenstände aus der Gerichtsakte durchprobiert. Zudem seid ihr an den Ablauf der Story gebunden, selbst wenn ihr den tatsächlichen Hergang der Tat bereits durchschaut habt.

Die Grafik ist in höherer Auflösung und für die Darstellung in 16:9 überarbeitet worden. Die aus nur wenigen Frames bestehenden Animationen erinnern unmissverständlich daran, dass die Serie ihren Anfang auf dem Game Boy Advance genommen hat. Einige Bewegungen wirken aus heutiger Sicht besonders abgehackt oder unfreiwillig komisch, zum Beispiel das Nicken des Richters oder Edgeworths Zeigefingergeste. Auf einem HD-Bildschirm stechen solche Defizite deutlich stärker hervor als auf dem Display eines Handhelds oder Smartphones. Darunter leidet auch die Detailfülle so mancher Illustration, welche deswegen stellenweise matschig aussehen. Abgesehen vom in drei Stufen justierbaren Transparenzgrad der Textboxen gibt es keine Optionen zur Anpassung der Grafik.

Gerade einmal zwei Gigabytes beträgt die Spielgröße, warum das so ist, erkennt ihr schon kurz nach Beginn. Sprachausgabe ist Mangelware und ihr klickt euch durch Textboxen, abgesehen von wenigen Samples, wie dem berühmten „Objection!“. Die Geräuschkulisse besteht nahezu ausschließlich aus Soundeffekten und Hintergrundmusik. Viele der Stücke haben Ohrwurm-Charakter, zum Beispiel „Objection 2001“ und das Theme von Godot. Die spartanische Präsentation und das Wiederverwenden von Charakteren und Locations lassen unschwer die ursprüngliche Herkunft vom Game Boy Advance erinnern.

Zum Release sind nur die Sprachen Englisch und Japanisch verfügbar, ein Multilanguage-Patch (mit unter anderem deutscher Lokalisation) wird später nachgereicht. Bis dahin solltet ihr mit einer der beiden Sprachen ausreichend vertraut sein, denn das Skript steckt voller Wortwitz und Namen, die euch mit nur rudimentären Kenntnissen entgehen würden.

Die Lokalisation ist weiterhin etwas ungelenk, weil das Japan-Setting auf Biegen und Brechen in die USA verlegt wurde, mit allen dazugehörigen Ungereimtheiten. Statt Nudelsuppen schwärmen Charaktere von Hamburgern und Verweise auf japanische Kultur werden eher notdürftig angepasst. Änderungen am Skript im Vergleich mit dem bisherigen Release der Trilogy für Nintendo 3DS und Mobile-Geräte sind uns nicht aufgefallen. Ein erneutes Durchspielen ist für Kenner der Reihe in diesen Versionen kein Muss, da es keinerlei Änderungen gibt, die dafür ausreichenden Anreiz bieten. Inhaltlich sind die enthaltenen Spiele identisch mit den bisherigen Re-Releases, Erweiterungen in Form neuer Features oder komplett neuer Fälle hat diese Compilation nicht zu bieten.

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