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Unser neues PlayCentral-Wertungssystem für Testberichte: So werten wir in Zukunft

Seit es Videospiele und Webseiten gibt, die über dieses Medium berichten, verfassen Spielejournalisten Testberichte, in denen sie versuchen den jeweiligen Titel möglichst objektiv zu bewerten und dem Leser gegenüber im besten Fall eine Kaufempfehlung auszusprechen – im schlechtesten Fall wird vor einem Kauf gewarnt. Zusätzlich gehört ein Fazitkasten quasi zum guten Ton, in dem die wichtigsten Aspekte der positiven wie auch negativen Seite des Tests noch einmal bündig zusammengefasst werden. Schlussendlich vergeben die meisten Webseiten bis heute eine Punktewertung im Rahmen eines Dezimalsystems, um ein Spiel anhand verschiedener Kriterien einordnen und mit anderen Titeln vergleichen zu können.

In den meisten Fällen wird entweder ein 10er- oder ein 100er-System verwendet. Die japanische Famitsu beispielsweise verwendet sogar ein 40er-System. Doch natürlich gibt es Ausnahmen, zum Beispiel in Form eines mehrstufigen Empfehlungssystems, das ein Spiel möglichst passend beschreiben soll. Wir sind seit einigen Monaten mit unserem bereits über viele Jahre hinweg genutzten 100er-Bewertungssystem nicht mehr vollumfänglich zufrieden gewesen, da sich ein Videospiel nur schwer in solch ein Bewertungskorsett stopfen und durch nackte Zahlen bewerten lässt.

Das ist unser neues PlayCentral-Wertungssystem

Nach längerer Überlegung haben wir uns von PlayCentral also dazu entschieden, unser altes Wertungssystem hinter uns zu lassen, das auf ein 100er- und später auf ein 10er-Dezimalsystem gesetzt hat, um schließlich ein neues zu etablieren, mit dem wir die Wertigkeit aller Videospiele besser widerspiegeln können

PlayCentral wird deshalb zukünftig ausschließlich auf ein eigenes Awards-System bei der Testbewertung von Videospielen setzen.

Bis auf Weiteres starten wir mit fünf Awards: angefangen bei HolzBronze über Silber und Gold bis hin zu Diamant. Wir halten es uns jedoch offen, das System im Nachgang zu erweitern und spezifische Awards für die Community oder Entwicklungsumstände zu vergeben. Außerdem erhält jede Testwertung einen wichtigen Hinweis zur Kaufempfehlung, der die Zielgruppe näher einordnet.  

Alle PlayCentral-Awards, von Holz bis Diamant
So sehen unsere Awards aus – von Holz bis Diamant. © PlayCentral

Die Wertungsinflation der letzten Jahre

Warum also der Wechsel? Kurz gesagt: Schon lange ist es so, das Spiele von der internationalen Fachpresse so gut wie ausschließlich zwischen 50 und 100 bewertet werden, – was im Grunde mit einem 5er-System gleichzusetzen ist – bei dem die 60 eine 1 darstellt. Das hat zur Folge, dass alles, was unter 70 liegt (wie zum Beispiel 60 Punkte), als „sehr schlechtes Spiel“ wahrgenommen wird. Das muss jedoch keineswegs der Fall sein und so gibt es für die meisten Videospiele auch immer eine entsprechende Zielgruppe. Unseres Erachtens nach hat sich über die Jahre ein Fehler in der Wahrnehmung eingeschlichen.

Auch die Zahlen sprechen hier eine klare Sprache. So können beispielsweise über 90% aller bewerteten PS4-Spiele aus der auslaufenden Generation in diesem Segment eingeordnet werden. Im Serien- und Filmsektor ist das heute anders. Ein Film, der beispielsweise via IMDb eine Wertung von 6 bis 7 erreicht, wird allgemein hin als „guter Film“ wahrgenommen, hier wird jedoch auch tatsächlich und immer von 1 bis 10 bewertet – es gibt also auch Filme unter 5 Punkte. Die Zahlen belegen, dass ein 10er- respektive 100er-Wertungssystem in dieser Branche mehr Sinn macht, da sich die Wahrnehmung auf das gesamte Dezimalsystem verteilt. In der Videospielindustrie wird sich die Anpassung nach unten jedoch kaum durchsetzen und so bleibt die negative Assoziation ab 60 und darunter erhalten.

Test-Wertungen der letzten Jahre
Alle 1699 PS4-Wertungen im Schnitt © r/TrueLink00

Wertungen unter 50 Punkten werden nahezu gar nicht mehr vergeben, wie jüngste Hochrechnungen zeigen. Zudem ist ein 100er-System in den meisten Fällen zu detailliert und es kann kaum begründet werden, weshalb ein Titel nun einen Punkt mehr oder weniger erhalten hat – obwohl beispielsweise beide bewerteten Spiele auf absoluter Augenhöhe sind.

Das Problem mit der Objektivität

Hinzu kommt, dass Wertungen immer subjektiv sind, da ein Redakteur nur bis zu einem bestimmten Punkt objektiv bewerten kann und Geschmäcker darüber hinaus verschieden sind – oder die Erfahrung während eines Spiels zumindest subjektiv anders aufgefasst wird. Das kann unterschiedlichste Gründe haben, wie beispielsweise das emotionale Befinden eines Testers oder zum Beispiel die Vorerfahrung im Genre.

Wichtig ist nämlich, dass alle Tester ein unterschiedliches Vorwissen mitbringen. Der eine hat beispielsweise jeden einzelnen „The Legend of Zelda“-Ableger gespielt und die andere vielleicht gerade einmal den Vorgänger zum aktuellsten Titel – oder sogar gar keinen Titel aus der Reihe. Das ist ein einfaches Beispiel, wieso sich ein Test von einem anderen in der gängigen Praxis stark unterscheiden kann. Eine universelle Regel, ab welchem Wissensstand jemand einen Test verfassen darf oder sollte, gibt es gemeinhin nicht.

Aus diesem und unzähligen weiteren Gründen unterscheiden sich Test-Artikel zu Videospielen auf den verschiedenen Webseiten immer häufiger sehr stark voneinander. Deshalb werden Seiten wie Metacritic, die einen Durchschnittswert aus zahlreichen veröffentlichten Tests bilden, heutzutage immer beliebter.

Umso wichtiger ist es, dass an einer Bewertung im eigentlichen Sinne, die nicht aus einer Punktewertung bestehen muss, auch immer eine Beschreibung hängt, für wen oder welche Zielgruppe das jeweilige Spiel interessant ist respektive geeignet sein könnte. Ebenso stellt sich natürlich die Frage, für wen das Game womöglich nicht als Zielgruppe infrage kommt.

Unser Fazit

Aus dieser Prämisse heraus haben wir nun bereits seit längerer Zeit mit dem Gedanken gespielt, ein für uns passenderes System einzuführen, das vor allem modernen Videospielen im 21. Jahrhundert besser und fairer gerecht werden kann.

Unsere Prämisse ist es, dass die Wertigkeit eines Spiels viel ersichtlicher in den Vordergrund rückt. Beispielsweise kann ein Indie-Spiel wie „Stardew Valley“, was lediglich von einem Mann programmiert wurde, genauso eine hohe Wertigkeit besitzen wie ein High-Budget-Spiel, an dem hunderte Entwickler gearbeitet haben, oder sogar eine höhere Wertigkeit. Denn schlussendlich kommt es hier auf den Spielspaß (!) an und wer diesen mit eben jenem Spiel empfinden kann. Und genau das möchten wir mit unserem Awards-System widerspiegeln.

Ich hoffe, ihr könnt unseren Gedankengang nachvollziehen, wenn es darum geht, dass es auch Spiele ohne Top-Wertung von passionierten Entwicklern verdient haben, an eine entsprechende Zielgruppe zu gelangen. Bei Rückfragen könnt ihr uns jederzeit per E-Mail [email protected] erreichen oder auf PlayCentral.de direkt in die Kommentare unterhalb der Beiträge schreiben.

Redaktion PlayCentral

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