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Pokémon Schwert und Schild: Schnapp sie dir alle… oder auch nicht

Wladislav Sidorov: „Sonderlich einsichtig zeigte man sich noch nie“

Wenn ich heute Pokémon Sonne und Mond starte, dann finde ich in meinem Team noch immer mein Tornupto, das ich vor Ewigkeiten in„ Pokémon Smaragd“ von Professor Birk als Feurigel erhalten habe und seitdem mit jedem Generationenwechsel übertrage. Zu Feurigel habe ich nämlich schon immer eine große Bindung gespürt, es ist mein absolutes Lieblingsmonster. Ich war mit ihm in Sinnoh, später in Einall, dann in Kalos und zuletzt im Strandurlaub auf Alola – und jetzt besteht die Gefahr, dass unsere gemeinsame Reise vorbei ist.

Ich weiß nicht, ob Feurigel im neuen Pokédex von Pokémon Schwert und Schild enthalten ist. Derzeit werde ich im Dunkeln gelassen, ohne irgendwie Gewissheit zu erhalten. Meine gesamte Liebe für Pokémon könnte aufgrund dieser immens doofen Entscheidung einen abrupten Halt finden.

Für mich war es nie wichtig, unbedingt das „stärkste“ Team zusammenzustellen – stattdessen wollte ich immer mit den Monstern kämpfen, die mir persönlich einfach am besten gefallen. Es war mir gewissermaßen eine Herzensangelegenheit, meine Favoriten aus früheren Generationen mit den brandneuen Wesen zusammenzubringen. Die bisherige Möglichkeit, meine gesamte spielerische Karriere stets fortführen zu können, ist ein absolutes Luxusgut und umso trauriger ist es, dass es damit wohl vorbei ist.

Pokémon Schwert und SchildPokémon Schwert und Schild: Nicht alle Pokémon im Spiel enthalten

Ich kann die Entscheidung nicht wirklich nachvollziehen, denn das vorgeschobene Argument der angeblichen Balancing-Probleme wirkt schon stark konstruiert. Über Generationen hinweg wurde die kompetitive Meta durch die Mega-Entwicklungen und Z-Attacken derart drastisch aufgemischt, dass immer mehr Pokémon Teil des verbotenen Uber-Tiers wurden. Bringen die paar dutzend neuen Monster in „Schwert und Schild“ das Fass wirklich zum Überlaufen? Ich kann es mir nicht vorstellen.

Ohnehin werden die Spiele der Hauptreihe seit jeher nicht nur für ihr Gameplay, sondern vorwiegend anhand der neuen Pokémon bewertet. Selten heißt es, dass einem das Gameplay nicht gefalle, stattdessen würden die „Pokémon einfach nicht mehr wie Pokémon“ oder „einfallslos und langweilig“ aussehen. Die mehr als 800 unterschiedlichen Monster sind das Herzstück dieser Reihe und dem Spieler zu verbieten, bestimmte Pokémon überhaupt jemals wiederzusehen, grenzt an völliger Absurdität.

Warum macht man sich bei der Pokémon Company überhaupt den Aufwand und entwickelt eine Software wie „Pokémon Home“, die höchstwahrscheinlich wieder kostenpflichtig sein wird? Ist dies der Fall, dann wäre das für mich absolut dreist. Wieso müsste ich dafür Geld zahlen, wenn ich bereits ein Abonnement bei Nintendo Switch Online abgeschlossen habe und mir das Ganze scheinbar eh nichts bringt?

Ich vermute stark, dass man einfach keine Möglichkeit gefunden hat, den Release-Termin einzuhalten, ohne auf ein paar Features zu verzichten – und mit Features sind in diesem Fall die Pokémon gemeint. Es geht hier schließlich nicht nur um die Spiele, denn die sind größtenteils nur ein Marketing-Instrument für so viel mehr. An dem Release-Termin von „Schwert und Schild“ hängen große Pläne für Merchandise, Anime, Filme und dutzende andere Produkte. Am Termin wird deshalb nicht viel zu rütteln sein, trotz des immensen Shitstorms, der immer weiter aufbrodelt. Ob dann tatsächlich ein Update kommt, wie es sich mein Kollege Daniel wünscht, wage ich einfach mal zu bezweifeln, denn sonderlich einsichtig zeigte man sich bei der Pokémon Company noch nie.

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