„Pokemon Schwert“ und „Pokémon Schild“ gehörten schon vor der Veröffentlichung zu den meist diskutierten Pokémon-Spielen. Zahlreiche Schlagzeilen über den Dexit, die Grafik oder recycelte Animationen ließen die Fans schon über die neuen Editionen herziehen, bevor sie diese überhaupt selbst angespielt haben. Nun sind „Pokémon Schwert und Schild“ erschienen und entführen uns in die neue Region Galar. Also schauen wir uns direkt mal an, wie sich das neue Abenteuer in unserem Test schlägt. Pokémon-Trainer, die neuen Sportidole Dies sind die ersten richtigen Pokémon-Editionen für eine Heimkonsole, die Nintendo Switch. Dementsprechend will Game Freak alles größer machen und das zeigt sich direkt schon zu Beginn. Rose, Präsident der Pokémon-Liga, begrüßt die Spieler in einem großen Stadion. Der Champ Delion beginnt einen Kampf und lässt sein Glurak dynamaximieren, damit es auf eine gigantische Größe heranwächst. Damit werden direkt in den ersten Sekunden zwei der größten Neuerungen vorgestellt. In Galar dreht sich alles um Pokémon-Kämpfe. Dementsprechend wird dieser „Sport“ so gefeiert, dass zahlreiche Zuschauer in die Stadien strömen, um sich die Gefechte anzusehen. In diesem Rahmen wird ein Turnier veranstaltet, bei dem starke Trainer die Chance bekommen, gegen den Champ anzutreten. Im Grunde besiegen wir dabei wie gehabt acht Arenen und sammeln Orden. Doch die Aufmachung des Ganzen als Sport (die Trainer tragen sogar Trikots), der in riesigen Stadien voller jubelnder Zuschauer stattfindet, bringt wunderbaren frischen Wind in diese eigentlich klassische Spielmechanik. Nur die Prüfungen, die man im Vorfeld des Kampfes gegen den Arenaleiter durchführen muss, dürften gerne etwas fordernder oder kreativer sein. Mal müssen wir eine Herde Wolly vor uns herjagen oder einen Parcours in einer Teetasse überwinden. Das Dynamax-Phänomen Das Dynamax-Phänomen ist ein wichtiger Bestandteil der Story, über das von der hiesigen Professorin und ihrer Assistentin geforscht wird. Dabei handelt es sich um eine Möglichkeit für Pokémon, temporär zu ungeahnten Größen zu wachsen. Für drei Runden in einem Kampf kann ein Pokémon also in einer Riesenform kämpfen und dabei spezielle Dyna-Attacken nutzen, die nicht nur verheerenden Schaden austeilen können, sondern auch spezielle Effekte aufweisen. Manche Pokémon können dabei sogar ihre Form verändern, das nennt sich dann Gigadynamax. Dies unterstreicht wieder die neue Größe, die Game Freak mit Pokémon Schwert und Schild darstellen will, und soll die Mega-Entwicklungen und Z-Attacken aus vorherigen Generationen ablösen. Mit Dynamax ist dem Spieler eine neue taktische Möglichkeit an die Seite gestellt, die in Kämpfen das Blatt wenden kann. Immerhin ist die Dynamax-Form auf nur eines eurer Pokémon beschränkt und das für nur drei Runden. Einsetzen lässt sich diese Funktion nur in speziellen Kämpfen wie gegen Arenaleiter und in Raids. Die Naturzone als Open-World-Gebiet Diese angesprochenen Raids findet ihr in der Naturzone – die dritte große Neuerung, die „Schwert und Schild“ zu bieten haben. Erstmals in den Pokémon-Editionen könnt ihr ein Open-World-Gebiet erkunden und dort zudem die Kamera frei steuern. In der Naturzone begegnet ihr einer Vielzahl von Pokémon, wobei es auch vorkommen kann, dass ihr in ein drastisch überleveltes Wesen hineinrennt. Damit ihr aber nicht einfach ein starkes Pokémon fangen könnt, um damit jede folgende Arena zu bekämpfen, gibt es ein Fanglimit. Erst mit der nötigen Anzahl an Orden lassen sich stärkere Pokémon in der Naturzone fangen. Ein gutes Konzept, das den Spielfluss bewahrt. In der Naturzone seht ihr weitere Trainer herumlaufen, sofern ihr die Online-Dienste aktiviert habt. Es handelt sich dabei nämlich zusätzlich um einen Multiplayer-Spielplatz. Ihr könnt mit anderen Personen gemeinsam Campen und Curry kochen oder euch an Raids versuchen. Selbst eure Freunde erscheinen bei euch in der Spielwelt. Verbündet euch in Raids! Die Raids lassen sich anhand rot leuchtender Lichtstrahlen in der Naturzone ausmachen, die aus einem kleinen am Boden liegenden Steinhaufen emporschießen. In den Raids kämpft ihr zu viert gegen ein großes Dynamax-Pokémon, wobei die weiteren Trainer immer NPCs sind, wenn nicht genügend richtige Spieler teilnehmen. In diesen Raids könnt ihr erst eine Möglichkeit zum Fangen des Pokémon erhalten, wenn dieses besiegt wurde (ein Unterschied zu normalen Kämpfen). Nach einem Raid werdet ihr außerdem mit diversen nützlichen Items belohnt. Die Naturzone ist ein gelungenes Experiment, eine Open-World in ein Pokémon-Spiel zu bringen und erhöht den Multiplayer-Faktor enorm. Die Raids machen Spaß und bringen sinnvolle Items sowie die Möglichkeit, coole Pokémon zu fangen. Ihr könnt Stunden in diesem Habitat verbringen und gemeinsam mit euren Freunden auf Fangjagd gehen. In „Pokémon Schwert und Schild“ bewegen sich die Taschenmonster wie schon bei Let’s Go, Pikachu/Evoli! sichtbar auf der Oberwelt umher – damit kehrt dieses beliebte Feature zurück. Das gestaltet die Oberwelt und gerade die Naturzone viel lebendiger. Technische Probleme Allerdings muss gerade die Naturzone auch einiges an Kritik einstecken. Denn trotz der spielerischen Stärken treten gerade in der Performance Schwächen auf. Ruckelnde FPS und „Pop-ups“ kommen viel zu häufig vor, sodass der Eindruck entsteht, dass in Hinblick auf die Technik mehr als mangelhaft gearbeitet wurde. Im Rest des Spiels sind diese Sachen zwar auch zu erkennen, treten aber bei weitem weniger störendin Erscheinung als in der Naturzone. Wunderschöne Städte und zu kurze Routen Grafisch kann man dem Spiel allerdings recht wenig vorwerfen. Klar, die Bäume in der Naturzone könnten wirklich aus der N64-Ära stammen, aber besonders die Städte glänzen dann wiederum mit schönen Details und einer tollen Atmosphäre. Von der Wüstensiedlung über die Industriestadt bis zu einer kleinen Märchenwelt zwischen Baumwurzeln – in den Städten zeigen Schwert und Schild ihre ganze Schönheit und laden zum Entdecken ein. Das würde ich auch gerne zu den Routen sagen, doch hier hat Game Freak leider am Umfang gespart. Einige Routen wirken in diesem Ableger zu linear und kurz. Wo wir früher noch große und verwinkelte Dungeons oder Wälder erkundet haben, folgen wir nur noch dem meist einzigen vorhandenen Weg. Allein der Umstand, dass die Tunnelrouten „Galar-Mine 1“ und „Galar-Mine 2“ heißen, zeugt von einer recht kreativen Sparflamme, was die Routen angeht. Dennoch, es gibt natürlich so einiges zu entdecken und euch erwarten unterschiedlichste Biome. Gerade der Wirrschein-Wald und die Galar-Mine bleiben aufgrund ihrer unverwechselbaren Optik im Gedächtnis. Das führt dazu, dass uns diesmal eines der eher kürzeren Pokémon-Abenteuer erwartet. Nach rund 20 Stunden solltet ihr mit der Hauptstory durch sein. Danach könnt ihr euch darauf konzentrieren den Pokédex zu vervollständigen und vielleicht sogar das ein oder andere Shiny zu bekommen. Die Entwickler werden das Spiel zudem nach nachträglich mit Inhalten wie neuen Dynamax-Raids versorgen. Damit ihr abseits der Hauptgeschichte noch einiges zu tun habt. Das Herzstück des von Pokémon Schwert & Schild Zum Schluss kommen wir zum Wichtigsten eines jeden Pokémon-Spiels: Die Pokémon! Erstmals in der über 20-jährigen Geschichte der Hauptspiele sind nicht alle bisher bekannten Wesen in den neuesten Spielen enthalten. Es kann also sein, dass euer Lieblings-Pokémon nicht auftauchen wird. Allerdings gibt es dennoch eine sehr große Zahl an Pokémon zu fangen. Insgesamt befinden sich über 400 Taschenmonster im Spiel – darunter auch brandneue Wesen. Natürlich müssen nicht alle Designs gefallen. Das ist Geschmackssache. Alles in allem halte ich die neu hinzugekommenen Pokémon aber für gut entworfen. Einige Wesen wie das Schaf Wolly oder die Porenta-Weiterentwicklung Lauchzelot dürften dabei sofort zu Fan-Favoriten werden.