Auch wenn die Pro Evolution Soccer-Serie von Konami für viele im letzten Jahr am Tiefpunkt angekommen wahr, kämpft das japanische Traditionsstudio Jahr für Jahr weiter tapfer gegen den dominierenden Konkurrenten FIFA von EA Sports. In diesem Jahr hat Konami weiter am Gameplay gefeilt, welches nun noch realistischer vonstatten gehen soll. Wir haben uns Pro Evolution Soccer 2012 mal genauer angeschaut und sagen euch nun, ob die Rohplanungen von Konami auch in die Tat umgesetzt werden konnten oder nicht.
Sims meets Fußballsimulation
Eine der, wenn nicht sogar die größte Neuerung in Pro Evolution Soccer 2012 ist die „Off-The-Ball“-Steuerung. Mit diesem neuen Element bekommt der Spieler die Chance, nicht nur den ballführenden Spieler zu steuern sondern einen weiteren mit welchem er beispielsweise in den freien Raum sprinten kann. Ein Beispiel: Wir führen mit Anderson von Manchester United den Ball über das Feld, sehen eine Abwehrlücke und können mit Wayne Rooney per Analogstick in diese sprinten. Dann noch ein getimter Pass in den Lauf des englischen Superstars und der Torwart von SSC Neapel kommt ganz schön ins Schwitzen.
Natürlich kann die neue Off-The-Ball-Steuerung auch in der Defensive wunderbar genutzt werden. Per R3 (PS3) oder dem linken Stick (Xbox 360) einfach den Spieler der Wahl anvisieren und parallel zum ballführenden Mann steuern. Im ersten Moment klingt dieses neue Steuerungselement sicherlich ein wenig kompliziert, nach nur kurzer Eingewöhnungszeit beherrschen aber selbst PES-Neulinge das Feature blendend. Off-The-Ball funktioniert nicht nur aus dem Spiel heraus, sondern auch bei Standardsituationen. Bedeutet: Mit der Aktionstaste können Spieler im gegnerischen Strafraum hin und her bewegt werden um so die perfekte Positionen zu erlangen. Dies gilt sowohl für den eigenen Sturm, als auch für den gegnerischen Spieler, welcher Abwehrspieler so in die richtige Position bringen kann.
Die sechs Stufen des punktgenauen Zuspiels
Im letzten Jahr baute Entwickler Konami auf die Forderung der Community ein neues Passsystem ein, welches einiges, sogar für Veteranen manchmal zu viel abverlangte. Wer die Passstärke nicht perfekt dosierte verfehlte seinen Mitspieler meilenweit, was schnell zur Frustration führte und auch kaum Spielfluss aufkommen ließ. Mit PES 2012 wurden die Zuspiele weiter verbessert. Das japanische Entwicklerstudio baute gleich sechs verschiedene Stufen für die Passgenauigkeit ein. Schaltet man die komplette Passhilfe ein, kommen Zuspiele der Mannschaftskollegen wie an der Schnur gezogen an. Je niedriger man die Passhilfe einstellt, desto ungenauer werden die Zuspiele bei falscher Dosierung. Somit ist für jede Erfahrungsstufe etwas dabei.
Von Spiel zu Spiel denken
Einer der größten Kritikpunkte in den vergangenen Jahren Pro Evolution Soccer war auf jeden Fall die künstliche Intelligenz. Mit Pro Evolution Soccer 2012 implementiert Konami das so genannte „Active-AI-System“, welches man öffentlich als „revolutionär“ anpreist. Laut Konami agieren die von der KI gesteuerten Mannschaftskameraden so realistisch und nachvollziehbar wie nie zuvor. Per Knopfdruck laufen sich diese besser frei oder starten in die Lücken im Mittelfeld oder in der Abwehr des Gegenspielers. Zwar erkennt während man selbst spielt relativ wenig davon, als Zuschauer fallen einem jedoch schnell die neuen KI-Features auf. Ob man dieses Spielelement, vor allem nach FIFA 11 wirklich als die „Revolution“ anpreisen sollte ist jedoch fraglich.
FIFA oder PES? Dortmund oder Schalke?
Die Zeiten als die Pro Evolution Soccer-Reihe in Sachen Präsentation noch gleich auf war mit der FIFA-Serie von Electronic Arts sind bereits lange Geschichte. Statt einer neuen Grafik-Engine entwickelte Konami das Grundgerüst in diesem Jahr weiter. Der Rasen ist zwar jetzt bis auf jeden Halm ersichtlich und die Spielergesichter sehen ebenfalls erneut grandios aus, jedoch stören teils steife Animationen weiterhin das sonst ansprechende Stadion-Feeling. Neu sind nun Trainer und Assistenten in der Coaching-Zone. Außerdem wärmen sich Spieler jetzt auch hinter dem eigenen Tor auf, wodurch der Realismus noch mehr untermauert wird. Und vielleicht tut sich in Sachen Animationen noch etwas bis zum Release Ende September.
‚Schland oh Schland‘
Jahr für Jahr haben die PES-Fans große Hoffnungen und Jahr für Jahr werden sie auf’s neue enttäuscht. Leider hat es auch in diesem Jahr nicht mit der Lizenz für die gesamte deutsche Bundesliga geklappt. Dafür steht in diesem Jahr erstmals die gesamte Liga BBVA zur Auswahl zur Verfügung. Neben den beiden großen spanischen Clubs wie dem FC Barcelona oder Real Madrid CF können nun auch vermeintlich kleinere Teams wie Real Saragossa, der FC Getafe oder der FC Malaga ausgewählt werden – natürlich mit vollständiger Lizenz. Da Konami auch in diesem Jahr die komplette UEFA-Lizenz besitzt können erneut die Champions- sowie Europa League gespielt werden. Natürlich sind hierfür einige internationale Top-Teams wie Manchester United, Arsenal London, AC Mailand, Inter Mailand, FC Bayern München und viele mehr am Start, die jeweiligen Ligen bleiben jedoch unlizenziert – sehr schade!
Wer es lieber etwas National mag kann auch in diesem Jahr auf eine Bandbreite an lizenzierten Nationalteams wie Spanien, Deutschland, England, Italien oder auch auf die USA zurückgreifen. Fans des südamerikanischen Fußballs werden sich freuen, dass erneut die komplette Copa Libertadores de América enthalten ist. Diese ist seit Jahren der wichtigste Vereinsfußball-Wettbewerb im südamerikanischen Raum und ist in Europa mit der Champions League vergleichbar. Neben brasilianischen Top-Teams wie dem FC Santos oder Porto Alegre sind auch argentinische Vereine wie die Boca Juniors oder La Plata lizenziert enthalten.